Donnerstag, 31. Juli 2008

Samuel Beckett-Ausstellung in Diyarbakır

Im südosttürkischen Diyarbakır wurde eine Ausstellung über Samuel Beckett eröffnet.

Die Industrie- und Handelskammer der Stadt hat gemeinsam mit dem Informationsbüro der EU, der ständigen Delegation der EU-Kommssion in der Türkei sowie der irischen Botschaft die Ausstellung organisiert. In der biographischen Schau sind Schriften und Fotografien zu sehen, die Schlüsselstationen im Leben des Schriftstellers wiedergeben.

mehr...

Die türkische Heimat des frühchristlichen Montanismus wird erforscht

Im westtürkischen Uşak werden die Wurzeln des frühchristlichen Montanismus freigelegt.

Die prophetische Bewegung zeichnete sich durch ekstatische und charismatische Elemente aus. In ihr kam Frauen eine große Rolle zu. Die Mitte des zweiten Jahrhunderts n.Chr. gegründete Bewegung wurde jedoch rasch als eigenständige Kirche verketzert. Die Montanisten glaubten, dass das in der Bibel angekündigte "Neue Jerusalem" in ihrem Zentrum Pepouza entstehen werde. Dieses galt jedoch bis 2001 als verschollen, als Prof. Dr. Peter Lampe von der Universität Heidelberg Pepouza gemeinsam mit anderen Forschern im wessttürkischen Uşak entdeckte.

Prof. Dr. Lampe wird ab Anfang August in der historischen Stätte mit Untersuchungen beginnen. Ein weiteres Team wird von Prof. Dr. Richard Petrovszky aus Speyer geleitet. Die örtlichen Behörden erhoffen sich von den Untersuchungen positive Auswirkungen auf den Torusimus in der Region.
mehr...

Urteil des türkischen Verfassungsgerichts löst Erleichterung aus

In ersten Reaktionen auf das gestrige Urteil des türkischen Verfassunsgerichts, die Regierungspartei AKP nicht zu verbieten, macht sich eine große Erleichterung bemerkbar.

Die größte Arbeitgeberorganisation der Türkei, die Vereinigung türkischer Industrieller und Geschäftsleute TÜSIAD, ließ verlauten, dass die Türkei mit diesem Urteil die demokratische Reifeprüfung bestanden habe. Dies sei jedoch nur ein Anfang zu einer Verfestigung demokratischer Normen in der türkischen Öffentlichkeit. So sei es auch die Aufgabe der Parteien, ihre Programme und Aktivitäten an der Tatsache auszurichten, dass die Türkei ein laizistischer und demokratischer Rechts- und Sozialstaat sei.

Die Vereinigung TÜSIAD griff eine Anregung des Verfassungsgerichtspräsidenten Haşim Kılıç auf, die rechtlichen Rahmenbedinungen für ein Parteienverbot zu überdenken. In einer Demokratie müssten andere Wege der Konfliktlösung als Verbote gefunden werden. Diese würden lediglich zur Steigerung der gesellschaftlichen Polarisierungen beitragen.

Neben dem TÜSIAD zeigten sich Kammern, Verbände und Gewerkschaften erleichtert und begrüßten das Urteil einhellig.
mehr...

Mittwoch, 30. Juli 2008

13 Flüchtlinge in Istanbul tot aufgefunden

In Istanbul Küçükçekmece wurden heute früh um 7.30 Uhr die Leichen von 13 nicht-türkischen Flüchtlingen entdeckt.

Die Polizei geht davon aus, dass die Opfer an Sauerstoffmangel starben und von Menschenschmugglern 200 Meter unter einer Umgehungsstrasse abgelegt wurden. Weitere 20 Flüchtlinge wurden in der Nähe des Fundorts der Leichen lebendig, jedoch stark geschwächt entdeckt und in umliegende Krankenhäuser verbracht. mehr...

AKP entgeht dem Verbot nur knapp

Die AKP wird nicht verboten, wie Gerichtspräsident Haşim Kılıç soeben vor der Presse erklärte.

Statt dessen hat das Gericht entschieden, dass die Partei die Hälfte der staatlichen Parteienfinanzierung des vergangenen Jahres zurück zahlen muss. Für ein Verbot wären 7 von 11 Stimmen nötig gewesen.
Wie Kılıç sagte, hätten 6 Richter, dies waren der stellvertretende Gerichtspräsident Osman Paksüt, Fulya Kantarcıoğlu, Şevket Apalak, Zehra Ayla Perktaş, Mehmet Erten und Necmi Özler, für ein Verbot votiert. Sacid Adalı, Serruh Kaleli, Ahmet Akyalçın und Serdar Özgüldür hätten dafür gestimmt, die Partei von der staatlichen Finanzierung auszuschließen. Haşim Kılıç selbst habe die Klage des Generalstaatsanwalt zurückgewiesen.
Die Partei weise zwar anti-laizitische Tendenzen auf, sei jedoch kein Zentrum einer anti-laizistischen Bewegung.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan habe die Nachricht in seinem Dienstsitz erfahren und verfolge die aktuelle Lage von dort. Parlamentspräsident Köksal Toptan erklärte, reagierte die AKP-Fraktion auf das Urteil mit lautem Klatschen. Dieses Urteil werde die angespannte Lage in der Nation entspannen und habe das Niveau der Demokratie in der Türkei deutlich gehoben.

Der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichts Yekta Güngör Özden sagte, dass die finanzielle Strafe für die Partei im Rahmen der Verfassungsreform als Vorinstanz eines Parteienverbots in den 69. Artikel der Verfassung aufgenommen worden sei. Deshalb hätten die einschlägigen Mitglieder der Partei auch ein politisches Betätigungsverbot erhalten müssen, wovor sich das höchste Gericht anscheinend gedrückt habe.

Der Präsident der Istanbuler Handelskammer Murat Yalçıntaş sagte, dass die Türkei mit diesem Urteil aus der politischen Lähmung entkommen könne, die das Land so lange in ihrem Griff gehabt habe. Nun sei es an der Zeit, dringend anstehende Reformen anzuschieben, um die Wirschaft des Landes anzukurbeln.

Ahmet Türk, der Vorsitzende der prokurdischen DTP, wies darauf hin, dass das Urteil als Präjudiz für die Aufrechterhaltung demokratischer Standards verstanden werden müsse. Das Verbotsurteil gegen die DTP wird voraussichtlich Anfang September verhandelt.

Türkische Börsianer zeigten sich mit dem Urteil zufrieden und wiesen darauf hin, dass sie mit einem solchen Urteil gerechnet hätten. Da sie dies auch internationalen Partnern hätten glaubhaft machen können, fließe schon seit geraumer Zeit wieder frisches Kapital in die Türkei.

mehr...

AKP wird nicht verboten!

Der Präsident des türkischen Verfassungsgerichts Haşim Kılıç hat bekannt gegeben, dass die AKP nicht verboten wird.

mehr...

Dienstag, 29. Juli 2008

Neuer türkischer Luftschlag gegen die PKK im Nordirak

Der türkische Generalstab hat heute bekannt gegeben, dass Kampfflugzeuge Stellungen der PKK im nordirakischen Zap-Gebiet bombardiert haben.

So ließ die militärische Führung der Türkei auf ihrer Internetseite verlautbaren, dass türkische Kampfflugzeuge im Zap-Gebiet eine Höhle, die von der PKK als Unterschlupf genutzt worden sei, bombardiert und zum Einsturz gebracht hätten. Dabei sei auch eine Gruppe von 35 bis 40 Terroristen, die sich nicht in der Höhle befunden hätten, "unschädlich" gemacht worden. Nach der Entführung der drei Deutschen am Berg Ararat intensiviert die türtkische Armee ihre militärischen Bemühungen. In einer vorgestern verbreiteten Erklärung des Generalstabs, die ebenfalls über dessen Internetseite lanciert wurde, hieß es, dass der Kampf gegen den Terrorismus nach "militärischen Gesichtspunkten und Erfordernissen" weitergeführt werde.

mehr...

Ergenekon, Teil 2

Dieser Beitrag behandelt das zweite Ergenekon der türkischen republikanischen Geschichte. Ausgelöst wurden die Spekulationen über den "Staat im Staat" durch einen folgenschweren Verkehrsunfall in Susurluk.

Am 03. November 1996 fand man nach einem Verkehrsunfall nahe des Ortes Susurluk, der bei Balıkesir ca. 150 km südlich von Istanbul liegt, im Wrack eines Mercedes die sterblichen Überreste dreier Personen. Dies waren die Leichen von Hüseyin Kocadağ, dem ehemaligen Kommandeur der türkischen Antiguerilla-Einheiten, Abdullah Çatlı, einer schillernden Figur der türkischen Unterwelt, der vom Drogenhandel und Mord bis zum Papst-Attentat 1981 in viele Skandale verwickelt war und zu besagtem Zeitpunkt in der Türkei steckbrieflich gesucht wurde, sowie von Gonca Us, einer früheren Schönheitskönigin und zwischenzeitlichen Freundin Çatlıs. Der einzige Überlebende des Unfalls, Sedat Bucak, ist ein kurdischer Clan-Chef, Feudalherr und Warlord, dessen Einheiten auf Seiten des Staates gegen die PKK kämpften.

Entgegen den anfänglichen Beteuerungen der Polizei, es habe sich um den Versuch einer Überstellung zweier Kleinkrimineller gehandelt, wurden die wahren Dimensionen dieses Vorfalls schnell deutlich. Çatlı trug nicht nur sechs Ausweise mit sich, die auf verschiedene Namen ausgestellt waren, sondern auch von staatlichen Stellen ausgestellte diplomatische Papiere, Waffenscheine - sowie natürlich die dazugehörigen Waffen. Dies alles legte den Verdacht nahe, dass Çatlı in Wirklichkeit kein gesuchter Krimineller, sondern vielmehr ein Vollstreckungsgehilfe des türkischen Staates sein musste. Als Folge kam es zum Rücktritt des Innenministers und einiger hochrangiger Vertreter der türkischen Sicherheitskräfte. Doch wer ist dieser Mann eigentlich?

Abdullah Çatlı stieg Ende der 1970er Jahre in die Führungsriege der Bozkurts, d.h. der „Grauen Wölfe“ (türk. boz/boza: grau, türk. kurt: Wolf) auf. Was die Hitlerjugend für die NSDAP, die FDJ für die SED waren, das und mehr sind die Bozkurts für die MHP. Es gibt reine Jugendkader, sowie ein unüberschaubares Geflecht von Vorfeldorganisationen, die sich der MHP, allein schon aufgrund personeller Überschneidungen, zurechnen lassen. 1978, auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere, musste Çatlı aufgrund seiner Verwicklung in die Ermordung von sieben jungen Aktivisten der türkischen Arbeiterpartei TIP (Türkiye Isçi Partisi), dies waren namentlich Latif Can, Efraim Ezgin, Hürcan Gürses, Osman Nuri Uzunlar, Serdar Alten, Faruk Ersan und Salih Gevenci, in die Illegalität abtauchen. Dieses Verbechen wird heutzutage nach dem Stadtteil von Ankara, in dem sich der Vorfall ereignete, als “Bahçelievler-Mord” bezeichnet. Für weltweite Schlagzeilen sorgten die Grauen Wölfe 1981, als Mehmet Ali Ağca, ein ehemals enger Komplize Çatlıs und bekennender Bozkurt, das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübte. In der anhängigen Gerichtsverhandlung gegen die an dem Attentat beteiligten vier Türken und drei Bulgaren gab Çatlı zeugenschaftlich zu Protokoll, dem Attentäter die Tatwaffe verschafft und ihm zuvor bei der Flucht aus dem Gefängnis geholfen zu haben, wo dieser wegen des Mordes an Abdi Ipekçi, dem Chefredakteur der Zeitung Milliyet, seine Strafe absaß.

Abdullah Çatlı, der inzwischen in der Schweiz im Gefängnis einsaß, konnte 1990 fliehen und sich in die Türkei absetzen. Trotz seiner kriminellen Vergangenheit wurde ihm von Seiten der Armee der Aufbau eines Killerkommandos übertragen, welches gegen Kurden und Linke eingesetzt werden sollte. Die Belege und Beweise für die offensichtliche Tolerierung von Drogenhändlern, Terroristen und schlichtheraus Mördern durch unterschiedliche türkische Regierungen fanden sich schließlich im Wrack des am 03. November 1996 verunglückten Mercedes. Der damals noch lebende MHP-Gründer Alparslan Türkeş ließ sich im Zusammenhang mit der „Susurluk-Affäre“ sogar zu folgender Aussage hinreißen: „Çatlı war Mitarbeiter einer geheimen Organisation, die dem Wohl des Staates diente.“ Die damalige Außenministerin Tansu Çiller pflichtete wie folgt bei: „Ich weiß nicht, ob er schuldig ist oder nicht, aber ich habe stets großen Respekt vor Menschen, die im Namen unseres Volkes, unserer Nation und unseres Staats in vorderster Front standen oder verwundet worden sind.“

Dass die Grauen Wölfe ferner Kontakte zur Drogenmafia unterhielten, wenn nicht sogar selbst zu den Akteuren in diesem Geschäft zählten, wurde vom italienischen Untersuchungsrichter Carlo Palermo eindeutig festgestellt. Dieser führte Anfang der 1980er Jahre Untersuchungen zum Drogen- und Waffenhandel zwischen Italien und Osteuropa durch. Dabei wurde klar, dass die Bozkurts Abuzer Uğurlu, dem Chef des türkischen Drogenkartells, als Mittelsmänner dienten. Palermo musste feststellen, dass Präzisionsfeuerwaffen aus NATO-Beständen von Westeuropa nach Osteuropa und weiter geschmuggelt wurden. Diese Güter wurden meistens mit Heroin bezahlt, für dessen sicheren Transport bis Italien die Bozkurts Verantwortung trugen. Von hier wurde das Rauschgift im großen Stil nach Westeuropa und vor allem nach Nordamerika weitergeleitet. Auch die staatliche bulgarische und von Geheimdienstagenten durchsetzte Firma Kintex mit Sitz in Sofia spielte eine wichtige Rolle in diesen Geschäftsbeziehungen, weswegen wiederholt Gerüchte über eine mögliche bulgarische, und somit von Moskau gelenkte Verschwörung gegen den Papst kursierten. Interessanterweise bediente sich die CIA der Firma Kintex, um die Contras in Nicaragua mit Waffen zu versorgen. Çatlı selber beschuldigte in der 1985 in Rom durchgeführten Gerichtsverhandlung den deutschen BND, ihn dahingehend manipuliert haben zu wollen, gegen ein entsprechend hohes Honorar den bulgarischen und sowjetischen Geheimdienst mit dem Attentat auf den Papst in Verbindung zu bringen. Melvin A. Goodman, ein früherer CIA-Mann, gab im Geheimdienstausschuss des US-Senats 1991 zu Protokoll, dass der CIA in dieser Sache über keinerlei Anhaltspunkte verfügte, die ganze Angelegenheit jedoch politisch opportun war. Die eigentliche Frage jedoch hätte vielmehr der Natur der Verbindung zwischen der CIA und den Bozkurts gelten müssen, denn diese waren nicht nur über die Firma Kintex miteinander in Verbindung zu bringen.

Zum Zeitpunkt des Attentats auf den Papst war Duane „Dewey“ Clarridge der Leiter der CIA-Außenstelle in Rom. Er war zuvor in Ankara stationiert, also zu einer Zeit, als die Grauen Wölfe in der Türkei ein Attentat nach dem anderen verübten. Diesen fielen tausende türkische und kurdische Linke zum Opfer. Die Grauen Wölfe verfügten damals über die Rückendeckung der bei der Abteilung für Sonderoperationen der türkischen Armee angesiedelten Antiguerilla-Zentrale. Die Organisation hatte ihr damaliges Hauptquartier in den Räumlichkeiten der amerikanischen Militärhilfe in Ankara (American Aid Delegation – JUSMATT) und profitierte von Mitteln aus dem amerikanisch-türkischen Militärhilfe-Fonds - und war das erste Ergenekon. Das eigentliche Ziel dieser an sich zivilen Einheiten, die in vielen europäischen Ländern erschaffen wurden - heute würde man sie wohl als „Terror-Zellen“ und ihre Mitglieder als „Schläfer“ bezeichnen - war es, im Fall einer sowjetischen Invasion als „Stay-Behind-Organisation“ mit gezielten Sabotageakten in Erscheinung zu treten. Die potentiellen Wächter der Freiheit entglitten ihren Oberen jedoch zusehends.

Der nächste Beitrag wird das erste Ergenekon behandeln, von dem soeben schon die Rede war.

mehr...

Ergenekon

Die türkische Öffentlichkeit ist zur Zeit Zeuge des vielleicht wichtigsten Gerichtsprozesses in der republikanischen Geschichte.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, einer Organisation mit dem Namen Ergenekon anzugehören. In der republikanischen Geschichte taucht dieser Name somit drei Mal auf und bezeichnete jedes Mal eine Art „Staat im Staat“, ein unantastbares Gebilde, welches mit hoher Macht und Skrupellosigkeit agiert. Der Türkeimonitor wird sich dem Phänomen Ergenekon in einer Artikelserie zu nähern versuchen. Zunächst wird auf das zweite Ergenekon eingegangen werden, welches mit der „Susurluk-Affäre“ publik wurde.

mehr...

Montag, 28. Juli 2008

Auswärtiges Amt erneuert Sicherheitshinweise nach jüngsten Bombenanschlägen in Istanbul

Das Auswärtige Amt hat auf seiner Internetseite die Sicherheitshinweise für die Türkei nach den gestrigen Bombenanschlägen erneuert.

So heißt es auf der Seite:

"Bei Bombenexplosionen in Istanbul sind am 27. Juli 2008 mehrere Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.

Schon in der Vergangenheit kam es mehrfach zu Sprengstoffanschlägen mit Toten und Verletzten. Betroffen waren u.a. die Städte Ankara, Istanbul, Cesme, Kuşadası und Diyarbakir. Zu einer Anschlagserie im Sommer 2006 in verschiedenen Touristenzentren hat sich Medienberichten zufolge eine gewalttätige Splittergruppe der terroristischen PKK bekannt. Sie droht mit weiteren Anschlägen.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind im ganzen Land auf hohem Niveau. Reisenden in der Türkei wird auch weiterhin zu erhöhter Vorsicht geraten."

mehr...

Spannungen zwischen Kurden und Türkmenen im Nordirak

Bei einer Demonstration von Kurden in Kirkuk ist es zu einem Anschlag gekommen, bei dem mindestens 12 Personen starben und 80 Personen verletzt wurden. Darauf hin kam es zu Ausschreitungen kurdischer Demonstranten gegen türkmenische Einrichtungen.

Laut Ahmet Muratlı von der Irakischen Türkmenen-Front wurde auf mehrere Einrchtungen wie z.B. Parteigebäude und Fernsehsender das Feuer eröffnet. 5 Türkmenen seien entführt worden. Die Türkmenen, auch Turkomanen genannt, leben größtenteils im Nordirak (180.000 bis 3.000.000 - die Zahlen für den Nordirak sind sehr umstritten), sowie Syrien (ca. 400.000) und dem Iran (ca. 750.000).

mehr...

Inflation zum Jahresende bei 10,6%

Der Präsident der türkischen Zentralbank Durmuş Yılmaz hat den dritten Inflationsreport des Jahres präsentiert.

So sagte Yılmaz, dass die Inflation zum Jahresende wahrscheinlich bei 10,6% liegen werde. Wenn man davon ausgehe, dass zum Ende des Jahres 2008 eine striktere Währungspolitik betrieben wird, so könne die Inflation für 2009 bei einem Jahresmittel von 7,6% liegen und je nach konjunktureller Lage zwischen 5,9% und 9,3% betragen. Für 2010 stellte Yılmaz eine Teuerungsrate von durchschnittlich 5,9%, für 2011 5,4% in Aussicht.

Der Inflationsreport liegt auf Englisch hier vor.

mehr...

Zahl der Toten steigt weiter

Die Zahl der bei dem gestrigen Bombenanschlag in Istanbul/Güngören getöteten Personen ist auf 17 gestiegen.

Die Zahl der verwundeten Personen beläuft sich auf 154. Ein Video der zweiten Detonation ist hier verfügbar.

mehr...

Verbotsverfahren gegen AKP geht in die letzte Runde

Das Verfassungsgericht hat heute morgen mit den Beratungen über den Verbotsantrag gegen die AKP begonnen.

Das Hohe Gericht fand sich heute morgen um 8.35 Uhr deutscher Zeit im Gerichtsgebäude ein, um über den Antrag des Generalstaatsanwalts beim Verfassungsgericht Abdurrahman Yalçınkaya zu entscheiden. Der zuständige Senat besteht aus dem Verfassungsgerichtspräsidenten Haşim Kılıç, dem Vizepräsidenten Osman Paksüt, sowie Fulya Kantarcıoğlu, Ahmet Akyalçın, Sacit Adalı, Mehmet Erten, Necmi Özler, Şevket Apalak, Serdar Özgüldür, Serruh Kaleli und Ayla Perktaş. Den beratungen wird auch der Rapporteur Osman Can beiwohnen.

Um einer politischen Partei die weitere Betätigung zu untersagen, sind mindestens 7 Stimmen des elfköpfigen Senats notwendig. Das Gericht kann nach dem 69. Paragrafen der türkischen Verfassung auch von einem Verbot absehen, dafür jedoch verfügen, dass die Partei nicht mehr von staatlichen Mitteln profitiert. Türkische und internationale Medien verfolgen den Fall mit großem Interesse. So befinden sich vor dem Gerichtsgebäude rund 20 TV-Übertragungswagen. Sondereinsatzkräfte der türkischen Polizei haben das Gerichtsgebäude weiträumig abgeschirmt.

mehr...

Freitag, 25. Juli 2008

Ergenekon-Anklageschrift liegt nun vor

Im Verfahren um die "Ergenekon" genante Gruppe, die verdächtigt wird, in der Türkei einen Putsch herbeiführen zu wollen, liegt nun die komplette Anklageschrift vor.

Unter den Festgenommenen befinden sich nicht nur der Vorsitzende der Arbeiterpartei, Dogu Perincek, sondern auch ehemalige hochrangige Militärs. Leser, die des Türkischen mächtig sind, können die Dokumente hier abrufen. Das Verfahren wird vor dem 13. Strafgericht in Istanbul unter dem Vorsitz des Richters Köksal Şengün stattfinden.

mehr...

Donnerstag, 24. Juli 2008

Akbank präsentiert Legenden

Das 18. Akbank Jazz Festival, dass vom 9.-19. Oktober in Istanubl stattfinden wird, bietet Interessierten in diesem Jahr erneut Jazz der Extraklasse.

In der Hagia Irini-Kirche, dem Cemal Reşit Rey, dem Akbank Kunst-Zentrum, dem Babylon, Talimhane und dem Ghetto werden neben etablierten Künstlern wieder viele Nachwuchsjazzer ihr Können präsentieren. Die Stars der Veranstaltung sind eindeutig Stephan Micus, James Carter und Ron Carter. Micus ist bekannt dafür, traditionellen Instrumenten moderne Klangfarben abzugewinnen. James Carter, der zuletzt bei Unviersal Jazz das Album "Present Tense" herausgab, gilt seit über zehn Jahren als einer der besten Saxofonisten der Welt. Der Bassist und Violincellist Ron Carter gilt seit den 60er Jahren als einer der besten Jazzmusiker der Welt.

Weitere Infos gibts hier.

mehr...

Fethi Naci ist tot

Der bekannte Literaturkritiker Fethi Naci ist tot.

Naci, der mit vollem Namen Ismail Naci Kalpakçıoğlu hieß, starb gestern morgen in seinem Haus in Istanbul. Seine erste Kritik über Behçet Necatigils Erstlingswerk "Kapalı Çarşı" wurde im Winter 1945-46 in der Zeitschrift Aksu veröffentlicht. Für sein Werk "Ein Erzähler: Sait Faik - Ein Romancier: Yaşar Kemal" erhielt Naci 1991 den Literaturpreis der Sedat Simavi-Stiftung.

Die Nachricht von Nacis Tod sorgte für große Trauer in der türkische Literatur-Szene. So sagte Tarık Günersen, der Vorsitzende der türkischen Sektion von PEN, daß die türkische Literatur dem Mann, der sein Leben der Entwicklung des Romans als literarische Kunstform gewidmet habe, großen Dank schulde. Der Vorsitzende der Vereinigung Türkischer Schriftsteller, Hicabi Kirlangic, sagte dass der Tod Nacis ein unwiederbringlicher Verlust für die Türkei sei. Naci werde durch seine Kritiken, die nach wie vor von jedem Literaturinteressierten gelesen werden sollten, weiter leben.

mehr...

EU-Standards vs. türkische Käsevielfalt


Wie die Radikal Online heute kurz berichtet soll in naher Zukunft dem mannigfaltigen Käsesortiment der Türkei durch entsprechende PR-Aktionen noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Die Türkei verfügt über ein sehr großes Spektrum an Käsesorten. Neben industriell produziertem Käse existieren, ähnlich wie in anderen Ländern, regionale Käsesorten. Hinzu kommt aber, dass ein Großteil des Käses in privaten Haushalten produziert und dann über Straßen- und Zwischenhändler vertrieben wird, ohne dabei EU-Hygienestandards gerecht zu werden. Daher ist zu erwarten, dass eben diese in hausarbeit produzierte Käsevielfalt mittelfristig durch die Übernahme und Anwendung des Acquis Communautaire in Ihrer Existenz akut gefährdet ist.

Es wird sich zeigen, ob die türkische Käsevielfalt tatsächlich wegreguliert wird oder vielleicht doch noch ein Weg gefunden wird, sie als "Kulturerbe" zu konservieren. mehr...

ODTÜ-Rektor antwortet mit Wettbewerb

Der Rektor der Middle Eastern Technical University (ODTÜ) Prof. Dr. Ural Akbulut hat auf die Drohung durch Ankaras Bürgermeister Melih Gökcek (AKP), einen Teil der Gebäude auf dem Campus abzureissen, da diese illegal errichtet worden seien, mit Humor reagiert.

So sagte Akbulut, dass man durchaus in Erwägung ziehe, ein Denkmal des Bürgermeisters Gökcek auf dem ODTÜ-Campus aufzustellen. Dies habe sich Gökcek durch seine Verdienste um die Wissenschaft und die Städteplanung redlich vedient. So sei denkbar, das Denkmal aus ökologischen Gründen aus Schrott herzustellen. Ferner sei ein Wettbewerb die geeignetste Möglichkeit, das beste Denkmal zu ermitteln. Den Vorsitz der Jury würde Akbulut eigenen Worten zufolge am liebsten dem Künstler Mehmet Aksoy übergeben.

Bürgermeister Gökcek hatte die in Ankaras Altinpark aufgestellte Plastik von Mehmet Akbulut mit dem Titel "Im Land der Elfen" (Periler Ülkesinde) entfernen und zerstören lassen. Zugleich wurde Gökcek mit den Worten zitiert: "Auf so eine Kunst spucke ich!" Das anhängige zivilrechtliche Verfahren gewann der Künstler, der Bürgermeister und die Verwaltung wurden zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt. mehr...

Wir holen Dich selbst wenn Du tot bist

Der 75-jährige Schauspieler Erol Günaydin wurde in einem Brief vom türkischen Kreiswehrersatzamt dazu aufgefordert, seinen Wehrdienst anzutreten.

Der populäre Schauspieler rief als Reaktion auf das Schriftstück bei der militärischen Behörde an und erläuterte, dass er von 1960 bis 1962 als Reserveoffizier in Van gedient habe. Daraufhin fragte man ihn, so die Zeitung Vatan, ob er dies auch belegen könne. Als Günaydin fragte, was denn passieren würde, wenn er dies nicht mehr belegen könnte, sagte ihm sein Gesprächspartner in einem äußerst trockenen Ton, dass die türkische Armee erst kürzlich nach Einholung eines ärztlichen Attests einen Mann eingezogen habe, der 1929 geboren wurde. Man würde ihn sogar nach seinem Tod einziehen.

Günaydin gab an, in mehreren Reportagen und Interviews über das Thema Wehrdienst gesprochen zu haben, unter anderem mit Yasar Kemal. Offizielle Belege hätte er jedoch nicht mehr. mehr...

Mittwoch, 23. Juli 2008

Neues Gesicht bei größtem türkischen Kulturförderer

Tülay Güngen ist die neue Frau an der Spitze der Kulturabteilung der Bausparkbank Yapı Kredi.

Das Kreditinstitut gilt als der bedeutendste institutionelle Förderer der türkischen Kunst und Kultur. Frau Güngen hat bei der Bank diverse Stationen durchlaufen, zuletzt war sie verantwortlich für den Bereich Corporate Identity and Communication den sie nach der Übernahme der Bank durch die Koç Holding und die italienische Unicredit Group übernahm. mehr...

Die Schicksalswoche

Die nächste Woche hat für die Türkei schicksalhaften Charakter.

So wird in der Woche vom Montag, den 28. Juli bis Freitag, den 1. August aller Voraussicht nach über den Verbotsantrag gegen die AKP entschieden, die Anklageschrift im Fall Ergenekon vom zuständigen Gericht bewertet und der Hohe Militärische Rat zusammentreten.

Das Verfassungsgericht wird am Montag, den 28. Juli mit den Beratungen über ein Urteil in dem vom Generalstaatsanwalt Yalcinkaya angestrebten Verbotsverfahren beraten. Es wird davon ausgegangen, dass der Senat sein Urteil innerhalb der Woche fällen und verkünden wird.

Das 13. Istanbuler Starfgericht wird am Montag, den 28. Juli über die Annahme der Anklageschrift im Ergenekon-Prozess beraten. Das Verfassen der Anklageschrift hatte sich über ein Jahr erstreckt. Im Verlauf der Ermittlungen wurden viele Prominente, darunter Journalisten, Parteiführer und ehemalige Generäle verhaftet, denen vorgeworfen wird, einen Putsch gegen die AKP-geführte Regierung organisiert zu haben.

Der Hohe Militärische Rat wird vom 1. bis zum 4. August tagen. Das Treffen der militärischen Spitze des Landes dient dazu, den Generalstabschef zu bestimmen und die Führung der einzelnen Teile der Türkischen Streitkräfte zu bestimmen. Als Nachfolger des scheidenden Generalstabschef Büyükanit wird der Kommandeur der Herresstreitkräfte İlker Başbuğ gehandelt. mehr...

Untersuchungskommission sieht Mitschuld von Sicherheitsapparat am Tode Hrant Dinks

Die Parlamentarische Untersuchungskommission, die sich mit den Umständen des Mordes an dem armenisch-türkischen Journailsten und Publizisten Hrant Dink beschäftigte, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sowohl die Polizei als auch die Gendarmerie eine Mitschuld am Tode Dinks tragen.

Die Kommission, die offiziell als Unterkommission der Parlamentarischen Menschenrechtskommission firmiert, veröffentlichte nun einen 180-seitigen Bericht. Der Vorsitzende Mehmet Ocaktan (AKP) sagte bei der Vorstellung des Berichts, dass sowohl Polizei als auch Gendarmerie durch grobe Vernachlässigung und mangelnde Koordination aufgefallen seien.

Auf die Frage eines Journalisten, ob nicht auch der Istanbuler Polizeidirektor Cerrah eine Mitschuld an dem Mord an Dink trage, antwortete Ocaktan lapidar: "Stell´nicht solche Fangfragen!" Auf die allgemeinere Frage hin, warum die Untersuchungsbefugnis der Kommission sich auf Institutionen erstrecke, jedoch nicht auf Personen, sagte Ocaktan, dass der Komission diesbezüglich die Hände gebunden seien, da eine Entscheidung über ein persönliches Verschulden Einzelner nun die Sache der Gerichte sei.

Ocaktan zeigte sich auch verärgert über Meldungen in der Presse, wonach die von ihm geführte Kommission zur Aufklärung der Hintergründe um den Mord beitragen werde. Dies sei falsch. Vielmehr habe die Kommission das Ziel gehabt, strukturelle und institutionelle Fehler und Versäumnisse zu identifizieren. mehr...

Mobilität bleibt in der Türkei vorerst kostspielig !

Der globale Energiehunger und der damit verbundende stetige Anstieg des Rohölpreises lässt auch den Benzinpreis kontinuierlich ansteigen. Wie die Onlineausgabe der Orta Doğu berichtet, führt die Türkei derzeit im internationalen Vergleich mit einem Benzinpreis von 2,92$ pro Liter. Das Nachbarland Iran dagegen ist mit einem Benzinpreis von 0,11$ pro Liter das günstigste im Länderranking.

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive betrachtet, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Türkei über kein flächendeckendes Schienennetz verfügt wie beipielsweise Deutschland, ist diese Situation mehr als Besorgnis erregend. Denn Mobilität bildet das Herzstück einer florierenden Volkswirtschaft. mehr...

Samstag, 19. Juli 2008

Der selbsternannte Zensor Ali Emre Bukağılı

Gegen Nedim Gürsel, den Autor des Buchs "Allahs Töchter", wurde Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Sisili in Istanbul gestellt. Der Anzeige folgte ein Antrag, wonach das Buch vom Markt zu nehmen sei.

Insbesondere die Formulierung von Gürsel, wonach "Mohammed zwar nach der Heirat mit Hatice reich, aber niemals ein richtiger Mann geworden" sei, erregten den Unmut des Klägers Ali Emre Bukağılı, der für seine Nähe zum Netzwerk um den selbsternannten Adnan Hoca, einen umtriebigen Kreationisten bekannt ist. Dieser zieht mit unwissenschaftlichen Hochglanzbüchern wie dem "Atlas der Kreation" unter dem Pseudonym "Harun Yahya" gegen die Evolutionstheorie zu Felde. Wie die "Hürriyet" berichtete, hat Adnan Oktar zwischen 1988 und 1993 in mehreren psychologischen Attesten eine paranoide Schizophrenie attestiert bekommen.

Bukağılı zog gegen die Veröffentlichung der türkischen Version von Richard Dawkins Buch "The God Delusion" ebenfalls vor Gericht und klagte darüber hinaus gegen den Vertrieb des Buches "Der Geburtstag Gottes" von Burak Özdemir, in dem der Autor den Chat-Verkehr zwischen Gott und einem atheistischen Werbetreibenden rekonstruiert. In beiden Verfahren wurde zuungunsten des Klägers entschieden. mehr...

Eine kleine Wahlkreisreform

Die Hohe Wahlkommission (YSK) hat aufgrund der Daten letzten Volkszählung die Zahl der Parlamentsabgeordneten für die einzelnen Wahlkreise neu definiert.

Wie die Kommission im Staatsanzeiger "Resmi Gazete" bekannt gab, hat Istanbul die meisten Abgeordneten hinzugewonnen. So entstammten dem Wahlkreis der Mega-City bislang 70 Abgeordnete, nach der neuen Verteilung werden es 85 sein. Auch Ankara, Bursa, Diyarbakır, Gaziantep, İstanbul, İzmir, Kayseri, Kocaeli, Sakarya, Tekirdağ und Şırnak haben hinzugewonnen. Unter den Verlierern befinden sich unter anderem Konya, Sivas und Trabzon. Auch die Wahlkreisgeografie wurde den neuen Gegebenheiten angepasst.
mehr...

Freitag, 18. Juli 2008

Augen auf Herr Thumann!!


Wie die Online-Ausgabe der Radikal gestern berichtete, wurden der türkische Energieminister Hilmi Güler und eine Delegation von Mitarbeitern aus dem Energieministerium im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung in Sivas herzlichst von den Bürgern und Bürgerinnen empfangen. Bei der Begrüßung des Ministers und seiner Delegation fiel jedoch auf, dass Frauen und Männer getrennt voneinander standen. Diese für die Türken bisher atypischen Verhaltenweisen dürften den Leiter der Zeit-Redaktion für den Mittleren Osten Michael Thumann hoffentlich überraschen, da er diese Entwicklungen offensichtlich bisher nicht beobachten oder nicht richtig einordnen konnte. In einem Online veröffentlichten Zeit-Artikel vom 4.07.2008 schreibt er jedenfalls: "Jedoch tut sich der im Land lebende Ausländer schwer, die Iranisierung der Türkei selbst in religiösen Vierteln des Landes zu entdecken." mehr...

Donnerstag, 17. Juli 2008

Streit zwischen ODTÜ und Ankaras Bürgermeister kurz vor Eskalation

Die Verstimmungen zwischen der Verwaltung Ankaras unter Bürgermeister Melih Gökcek (AKP) und der renommiertesten Universität des Landes, der Ankaraner Middle Eastern Technical University (ODTÜ) spitzen sich zu.

So hat die Kommunalverwaltung unter Gökcek der ODTÜ vorgeworfen, dass 45 Bauten auf ihrem Campus illegal errichtet worden seien. Bürgermeister Gökcek unterstrich seine Entschlossenheit mit folgenden Worten: "Wenn es sein muss, werde ich die gesamte ODTÜ abreissen lassen." Der Rektor der ODTÜ hatte vor geraumer Zeit juristische Schritte gegen die Kommunalverwaltung eingeleitet, da diese dass Vertrauen der Bevölkerung in die Universität mit nicht vorhandenen, beziehungsweise falsch dargelegten Trinkwasseranalysen zu Gunsten der Verwaltung ausgenutzt hatte.

Der Bezirksbürgermeister von Cankaya, dem Regierungsviertel Ankaras, Muzaffer Eryılmaz, ist der ODTÜ nun zu Hilfe geeilt und hat Oberbürgermeister Gökcek eine Liste mit illegalen Bauten überreicht. O-Ton Eryılmaz: "Wenn Du Dich traust, dann reiss auch diese Bauten ab!" Unter den aufgelisteten Objekten befindet sich ein Anbau des Ministerpräsidialamts, das Aussenministerium, das Ministerium für Arbeit und Soziales, das Amt für Religiöse Angelegenheiten, das Ministerium für Tourismus, das Ministerium für Wirtschaft und Handel sowie das Umweltministerium.

mehr...

Die Türkei: Reich an Kultur - arm an Museen

Die Türkei, die auf eine bedeutende und weltweit einmalige Dichte an Kulturen zurückgreifen kann, steht hinsichtlich der Anzahl der Museen, in denen das kulturelle Erbe präsentiert und vermittelt wird, wie ein Entwicklungsland da.

Wie der Verband der Reiseveranstalter TÜRSAB in einer komparativen Studie in 20 Ländern feststellte, liegt die Zahl der Museen in den Ländern, mit denen die Türkei direkt um Touristen konkurriert, um ein Vielfachses höher. So befinden sich in Spanien 3.790, in Italien 1.343 und in Frankreich 1.207 Museen.

An der Spitze der Liste befinden sich die USA mit insgesamt 17.500 Museen, an zweiter Stelle folgt Deutschland mit 6.501 Museen. Österreich verfügt über 2.400 Museen, Brasilien über 2.000 und England über 1.850.

In der Türkei gibt es insgesamt 295 Museen, die vom Staat oder privaten Initiativen getragen werden. mehr...

Rapporteur des Verfassungsgerichts: Die AKP sollte nicht verboten werden

Wie heute bekannt wurde, hat der Rapporteur des türkischen Verfassungsgericts Osman Can dem obersten Senat den Abschlussbericht zugestellt, wonach die AKP nicht verboten werden sollte.

Dieser Bericht hat jedoch nur den Charakter einer Empfehlung und ist für die Richter nicht bindend. Can stellt in seinem Bericht insbesondere fest, dass die AKP zur Erreichung ihrer Ziele nicht auf Gewalt zurückgreift. Die Schließung einer Partei sei in einem demokratischen System ein schwerwiegender Schritt. Unter den gegebenen Bedingungen sei ein Verbot der AKP mit den Venedig-Kriterien nicht vereinbar. Neben den Venedig-Kriterien hat Can Urteile des Europäischen Menschengerichtshofs, Menschenrechtscharten, sowie vorangegangene Urteile des Vefassungsgerichts berücksichtigt.

Can weist in seinem Bericht insbesondere darauf hin, dass die Äußerungen einzelner Parteimitglieder kein Grund für ein Verbot sein können, da diese unter dem verfassungsrechtlich garantierten Schutz der Meinungsfreiheit stünden. Das negative Urteil des Verfassungsgerichts zum Tragen von Kopftüchern hätte, so Can, die Gefahr in Verzug, von der Generalstaatsanwalt Abdurrahman Yalçınkaya hinsichtlich der Aktivitäten der AKP sprach, ausgebremst. mehr...

Mittwoch, 16. Juli 2008

Interessant, Herr Botschafter

Bülent Aliriza, der Leiter der Türkeiabteilung des in Washington ansässigen Center for Strategic and International Studies hat eine Veranstaltung zur gegenwärtigen Krise in der Türkei durchgeführt. Mark Parris, der ehemalige US-Botschafter in der Türkei,hat anschliessend seine Einschätzung zur aktuellen Lage gegeben und dabei eine sehr interessante Aussage über das Verbotsverfahren gegen die AKP gemacht.

So sagte Parris, dass das Urteil in dem Verfahren entweder Mitte August oder spätestens Ende August, höchstwahrscheinlich an einem Freitag zu erwarten sei. So gebe es noch die Hoffnung auf das Scheitern eines Verbots, welches für die Beitrittsbemühungen der Türkei zur EU sehr negative Konsequenzen haben werde. Auch die Beziehungen zu den USA würden sich laut Parris hierdurch verschlechtern.

Im Falle eines Verbots sei es sehr schwer, den Platz Erdogans zu füllen, da dieser ein sehr charismatischer Führer sei. Die Veranstaltung liegt als Audiodatei hier vor. mehr...

Textilproduzenten wandern ab!

Wie die Onlineausgabe der Hürriyet heute berichtet, gerät auch die türkische Textilbranche immer mehr unter Wettbewerbsdruck. Nicht nur komparative Kostenvorteile sind der Grund für die Auslagerung in sogenannte Billiglohnländer wie Usbekistan, sondern auch die Nähe zu nahe gelegenen Absatzmärkten, wie Russland, Turkmenistan oder Kasachstan sind ein entscheidender Faktor. Usbekistan als 5. größter Baumwollproduzent wirkt hierbei wie ein Magnet auf türkische Textilunternehmen. Neben namenhaften türkischen Textilunternehmen wie der CSA Holding, Kaya Textil, Ultaş Textil folgt nun auch die Textilsparte der Saygılan Holding, die in der Industrieregion Bursa ansässig ist. In Folge der Produktionsverlagerung der Saygilan Holding wird davon ausgegangen, dass 1.500 Menschen Ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

Diese Entwicklungen lassen vermuten, dass der Qualitätsvorsprung der Türkei in der Textilproduktion gegenüber Ländern wie China oder Indien langsam aber sicher aufgebraucht ist. mehr...

Dienstag, 15. Juli 2008

Deutsche Bauernopfer?

Die Anzeichen mehren sich, dass die drei in der Osttürkei entführten deutschen Bergsteiger Opfer eines internen Grabenkampfes in der PKK geworden sind.

Wie die Zeitung "Radikal" uner Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, habe der Kommandeur des bewaffneten Arms der PKK Fehman Hüseyin, genannt "Der Syrier", die Entführung der Deutschen ohne die Zustimmung der PKK-Spitze veranlasst. Hüseyin, der auf dem nächsten Kongress seines Amtes enthoben werden sollte, habe sich zu der Entführung entschieden, um die Geiseln als Trumpf gegenüber seinem Kontrahenten, dem PKK-Chef und Öcalan-Nachfolger Murat Karayilan auszuspielen.

Was dies für eine mögliche Freilassung der drei Deutschen bedeutet, ist ungewiss.
mehr...

Dienstag, 1. Juli 2008

Plädoyer für AKP-Verbot

Der Generalstaatsanwalt beim Verfassungsgericht Abdurrahman Yalçınkaya hat heute vor dem zuständigen Senat mündlich für ein Verbot der AKP plädiert.

Yalçınkaya traf um 09.35 Uhr türkischer Zeit vor dem Hintereingang des Gerichtsgebäudes ein. Wie bekannt wurde, hat Yalçınkaya dem Gericht rund 1,5 Stunden die Gründe, die aus seiner Sicht für ein Verbot der AKP sprechen, dargelegt. In sein Plädoyer flossen auch schriftliche und mündliche Bemerkungen aus den Reihen der AKP ein, die nach Aufnahme der Ermittlungen getätigt wurden.

Am Donnerstag, den 3. Juli werden für die AKP Regierungssprecher Cemil Çiçek sowie der Fraktionsvorsitzende der AKP Bekir Bozdağ sprechen. Nach Abschluss dieser Stufe des Verfahrens wird der Rapporteur des Verfasungsgerichts, Osman Can, einen Bericht im Hauptverfahren verfassen, der dem Verfassungsgerichtspräsidenten Haşim Kılıç vorgelegt wird. Auf der Grundlage dieses Berichts wird der Senat des Verfassungsgerichts zusammentreten und an einem von Kılıç festgelegten Termin über den Antrag von Abdurrahman Yalçınkaya beraten. mehr...