Mittwoch, 11. Juni 2008

TRT darf auf Kurdisch senden

Im Rahmen eines Gesetzespakets zur Reformierung der staatlichen Sendeanstalt TRT hat die Türkische Nationalversammlung heute eine Änderung des 6. Artikels des türkischen Rundfunkstaatsvertrags beschlossen, wonach die TRT ab sofort auch in anderen Sprachen und Dialekten als dem Türkischen senden darf.

Eine entsprechende Regelung war vor kurzem noch von AKP-Abgeordneten aus der Gesetzesvorlage entfernt worden. Ob aufgrund dieser Regelung ein eigener Kanal nur in den Sprachen der in der Türkei beheimateten Minderheiten wie, z.B. den kurdischen Dialekten, Arabisch, Lasisch oder Tscherkessisch senden wird, ist noch nicht abzusehen. Ministerpräsident Erdogan hatte bei seiner letzten Reise in den Südosten ein entsprechendes Angebot in Aussicht gestellt. mehr...

Kılıç bleibt ruhig

Der Vorsitzende des türkischen Verfassungsgerichts Haşim Kılıç hat auf die immer schärfer werdenden Vorwürfe türkischer Politiker mit abwartender Besonnenheit reagiert.

Kılıç, dessen Institution im Vorfeld des Kopftuch-Urteils und des Verbotsverfahrens gegen die AKP einen regelrechten Pressemitteilungskrieg mit der AKP führte, begnügte sich auf die Fragen von Reportern hin, ob das Verfassungsgericht seine Kompetenzen überschritten habe, mit der Antwort, dass die schriftliche Urteilsbegründung alle offenen Fragen beantworten werde. Wann das Gericht sein Urteil in dem Staatsanzeiger "Resmi Gazete" publizieren werde, wollte Kılıç nicht mit Genauigkeit sagen. Jedoch ist anzunehmen, dass dies bis spätestens Anfang nächster Woche geschehen sein wird. Erst dann gilt das Urteil als rechtskräftig. mehr...

Babacan: Wir wissen, dass die Türkei nicht in die EU kommt

Wie die Zeitung "Cumhuriyet" berichtet, hat Aussenminister Ali Babacan bei seinem letzten Treffen mit seiner US-amerikanischen Kollegin Condoleezza Rice versucht, eine transatlantische Front gegen die ablehnende französische Haltung zum türkischen EU-Beitritt zu bilden.

Dabei soll Babacan laut dieser Zeitung folgende Worte gesagt haben: "Wir wissen, dass die Türkei nicht in die EU aufgenommen werden wird. Um insbesondere die negative Stimmung im türkischen Volk abzufangen, wollen wir, dass die USA Druck auf Frankreich ausüben." mehr...

5 Millionen türkische Analfabeten

Wie Bildungsminister Hüseyin Çelik mitteilte, liegt die Zahl der über 15-jährigen Analfabeten bei 4.848.707. Von diesen sind 4.096.964 Frauen.

Wie Minister Çelik sagte, werde demnächst unter der Schirmherrschaft von Second Lady Emine Erdogan die größte Alfabetisierungskampagne in der Geschichte der Türkei stattfinden. Über die Gründe für diese schändliche Bilanz schwieg sich der Minister eines Landes, in dem seit nunmehr über 80 Jahren per Gesetz eine Mindestschulpflicht besteht, aus. mehr...

Scotland Yard entschuldigt sich bei Rize

Die britische Kriminalbehörde Scotland Yard hat vor einiger Zeit eine Operation gegen das organisierte Verbrechen durchgeführt, der sie den Namen "Rize" gab. Die Einwohner Rizes, einer Stadt an der türkische Schwarzmeerküste, protestierten hierauf vor dem britischen Konsulat in Istanbul mit ihrem traditionellem Musikinstrumenten, der "Kemençe", einer vertikal gespielten Fiddel.

Nur kurze Zeit nach dem Protest kam ein offizielles Entschuldigungsschreiben von Scotland Yard, in dem darauf hingewiesen wurde, dass der Name für die Operation schon seit Jahren feststand und in Großbritannien keine Bedeutung besitzt. Man entschuldige sich jedoch dafür, die Gefühle der Einwohner Rizes verletzt zu haben.

Im Rahmen der Operation wurden in den zentralen Londoner Bezirken Park Lane, Halmstead und Edfware Razzien veranstaltet, bei denen sechs Koffer voller Goldstaub, Bargeld in Höhe von ca. 39 Mio. britischen Pfund, Heroin, Kokain, gefälschte Ausweispapiere, gestohlene Kreditkarten und sogar Kinderpornos sicher gestellt wurden. mehr...

Geschichte ist das, was wir daraus machen

Die AKP strickt unverhohlen an ihrer eigenen Version der Ereignisse im von Mustafa Kemal Atatürk geführten Befreiungskampf.

Die "hidden agenda" der Atatürk-Feindschaft wird dabei immer offener ausgelebt. So hat während der Feierlichkeiten zum Nationalen Befreiungskampf, die in Kahramanmaraş stattfanden, eine Laientruppe ihre Version der Ereignisse zum Besten gegeben, die von Staatspräsident Abdullah Gül mit mehr als wohlwollenden Reaktionen aufgenommen worden sein dürften.

Zunächst kamen auf einer mobilen Bühne, gezogen von einem Trecker, die verhassten französischen Besatzer vor das Publikum. Nach kräftigen Schlücken aus ihren augenscheinlich mit Alkoholika gefüllten Pullen belästigten sie der neuen Staatsräson gemäß einheimische Frauen, nur um dann vom Sütçü İmam erschossen zu werden. Folglich habe der soeben erwähnte Sütçü İmam den Befreiungskampf begonnen und sei der eigentliche Held. In dieser alternativen Version zur Geschichte, die nicht nur in den Vorbeterschulen, Korankursen und privaten Einrichtungen diverser Sekten gelehrt wird, hat Atatürk vom Palast Vollmachten erhalten, um ein islamisches Gemeinwesen zu gründen und wird zu einer Randfigur der von ihm selbst maßgeblich gestalteten Ereignisse. mehr...