Samstag, 9. August 2008

Neue MetroPoll-Umfrage

MetroPoll hat in einer Umfrage die Meinung der türkischen Öffentlichkeit zu den wichtigsten Themen der vergangenen Monate ausgelotet.

Das Meinungsforschungsunternehmen MetroPoll hat in 29 türkischen Regionen 1.226 Personen zur aktuellen Lage in der Türkei, dem AKP-Verbotsverfahren sowie dem Ergenekon-Verfahren befragt. Nach Angaben der Zeitung "Taraf" meinen laut Umfrage 58,2% der Befragten, dass sich allgemein die Situation in der Türkei verschlechtere. 37,2% sind der Meinung, dass es mit der Türkei bergauf gehe.

Auf die Frage "Was ist Ergenekon?" antworteten 48,7%, dass Ergenekon keine Terrororganisation sei, während 40,5% meinten, dass dem so sei. 55,2% der Befragten halten Ergenekon jedoch für ein auf den eigenen Vorteil bedachtes kriminelles Gebilde. Dass immerhin 16,2% der Befragten die Organisation als patriotischen Bund zum Schutz des Regimes ansehen, ist erstaunlich. 54,3% glauben, dass der Ergenekon-Prozess politischer Natur sei, während 32,9% von einem juristischen Hintergrund ausgehen. 54,6% gaben an, dass zwischen dem Ergenekon-Prozess und dem verbotsverfahren gegen die AKP keine Verbindung bestehe, wohingegen 36,3% gegenteiliger Meinung sind.

69,7% der Befragten gaben an, dass sie das Urteil des Verfassungsgerichts, die AKP nicht zu verbieten, für gut befinden. 27,6% sind mit dem Urteil unzufrieden. 70,6% der sind der Meinung, dass das höchste türkische Gericht vor dem Hintergrund politischer und wirtschaftlicher Erwägungen ein Kompromissurteil gefällt habe. 60,3% sehen die AKP nicht als Partei, die die Laizität der Türkei gefährdet, wohingegen 35,3% der Meinung sind, dass die AKP eine ernste Gefahr für die türkische Laizität darstelle.

73,4% der Befragten denken, dass die AKP ihre bisherige Politik revidieren muss. Auf die Frage, welchen Themen die AKP sich verstärkt widmen solle, gaben 61,3% an, dass die Wirtschaft gestärkt werden solle. 18,5% halten die Ausarbeitung einer neuen und zivilen Verfassung für erforderlich. 15,9% wollen, dass die Partei die Beziehungen mit der EU intensiviert und politische und rechtliche Reformen durchführt.

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Zeitung "Zaman" zensiert Karikatur

Die islamisch-konservative Zeitung "Zaman", die dem Netzwerk von Fethullah Gülen nahesteht, hat eine Karikatur zensiert, weil in dieser die Evolution des Menschen thematisiert wurde.

Wie die "Radikal" berichtet, hat der Künstler Emre Ulaş eine Mitteilung veröffentlicht, in der er gegen die Zensur seiner Karikatur protestiert.

Auf der Zeichnung für den Mobilfunkanbieter AVEA ist eine Lehrerin zu sehen, die einer Schulklasse die Frage stellt, wann der Mensch es geschafft habe, auf beiden Beinen zu stehen und aufrecht durchs Leben zu gehen. Ein Schüler antwortet darauf, dass dies erst geschehen sei, als der Mensch seine Mobilfunknummer bei einem Wechsel zu einem preisgünstigeren Anbieter habe behalten können.

Hier die Zeichnung im Original:




Hier die Version ohne den Affen des Anstosses, die die "Zaman" für zumutbar hielt:




Mehmet Kamış von der "Zaman sagte zu dem Vorfall, dass er das Motiv tagsüber nicht gesehen habe. Während der abendlichen Druckphase hätten ihn Mitarbeiter angerufen und gesagt, dass eine Karikatur geeignet sei, den Unmut der Zaman-Leser zu erregen. Hierauf habe er angeordnet, die Abbildung etwas zu entschärfen. Die Mitarbeiter hätten jedoch übertrieben. Das Ergebnis sei "nicht schön geworden".

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14 Millionen Bücher für 72 Millionen Menschen

Das Kulturministerium der Türkei hat in seinem Finanzbericht für 2008 erschreckende Zahlen über die Ausstattung und den Zustand öffentlicher türkischer Bibliotheken bekannt gegben.

So heißt es in dem Bericht, dass der Behörde 1.156 Büchereien unterstehen. Dies bedeutet, dass auf 63.000 Einwohner eine Bücherei kommt. In Europa müssen sich statistisch lediglich 7.500 Bürger eine Bücherei teilen.

In türkischen Büchereien befinden sich durchschnittlich 10.000 Bücher. In EU-Ländern beträgt dieser Wert ca. 17.000. Die Gesamtzahl der Bücher in den öffentlichen Bücherein beträgt 14 Millionen, somit entfällt auf 5,2 Bürger ein Buch. In EU-Ländern kommt auf 2,2 Bürger ein Buch. Hinzu komme, dass der Bestand der meisten türkischen Büchereien hoffnungslos veraltet sei.

Das Ministerium bezeichnete die von ihm vorgelegten Zahlen als "ohne Zweifel nicht ausreichen", um dem angestrebten kulturellen Auftrag nachzukommen.

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Ein Gesetz zum Schutz der Jugend vor der AKP

Der Vorsitzende der alevitischen Gemeinde der Türkei Ali Balkız hat auf den Gesetzesentwurf der stellvertretenden AKP-Vorsitzenden Edibe Sözen reagiert und dem Parlamentspräsidium ein "Gesetz zum Schutz der Jugend vor der AKP" unterbreitet.

So stößt insbesondere die Forderung von Sözen, jede Schule mit Gebetsräumen auszustatten auf Ablehnung. Balkız weist in seinem Papier darauf hin, dass Schulen Orte sind, an denen Bildung vermittelt wird und die sich hierzu auf Vernunft, Logik und Wissenschaft berufen.

An Schulen befänden sich unter anderem Laboratorien, Sporthallen, Biblitoheken und Cafeterien. Gebetsräume seien nicht erforderlich, denn die Schüler würden ihren religiösen Bedarf außerhalb der Schule befriedigen.

Für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung der Jugendlichen sind die auf den Rückseiten türkischer Zeitungen abgebildeten Bikini-Schönheiten und vergleichbare Abbildungen nicht schädlich. Personen, die diese Publikationen als "pornografisch" und "unmoralisch" bezeichnen, sollen bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe erhalten.

Die Aufgabe des Jugendamtes ist es unter anderem, Jugendlichen in ausreichender Zahl Möglichkeiten der Freizeitgestaltung bereit zu stellen. Verantwortliche, die sich statt dessen dafür interessieren, welche Medien die Jugendlichen konsumieren, sind sofort vom Dienst zu suspendieren und mit Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr zu belegen.

Eine Stellungnahme des AKP-geführten Parlamentspräsidiums gegenüber diesen spannenden Vorschlägen steht noch aus.

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Türkischer Roter Halbmond wartet an der Grenze zu Georgien

Der russisch-georgische Konflikt hat nun auch türkische Behörden in Alarmbereitschaft versetzt. An der türkisch-georgischen Grenze stehen Helfer des türkischen Roten Halbmondes bereit, um im Ernstfall humanitäre Hilfe leisten zu können.

Der Gouverneur der Grenzregion Artvin Cengiz Aydoğdu sagte, dass man die Entwicklungen sehr genau beobachte. Der Grenzverkehr sei zwar völlig normal, die Informationen aus den Botschaften seien jedoch besorgniserregend. Um im Ernstfall schnelle Hilfe anbieten zu können, hat der türkische Rote Halbmond Kräfte an der türkisch-georgischen Grenze stationiert.

Diese können jedoch nur auf Einladung Russlands oder Georgiens tätig werden. So hat sich die Hilfsorganisation mit dem russischen und georgischen Roten Kreuz in Verbindung gesetzt und seine Hilfe bereits angeboten. Neben Ärzten, Krankenschwestern und weiterem Fachpersonal bietet die Türkei ein Feldlazarett zur schnellen Versorgung Verwundeter an.

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