Donnerstag, 14. August 2008

Herzlicher Empfang unter Protest

Der iranische Präsident Mahmud Ahmedinedschad ist zu einem zweitägigen Staatsbesuch in der Türkei eingetroffen und wurde unter dem wütenden Protest der Bevölkerung herzlich begrüßt.

Ahmedinedschad landete um 13.25 Uhr türkischer Zeit auf dem Istanbuler Atatürk-Flughafen und wurde von Staatsminister Mehmet Şimşek und dem Gouverneur Istanbuls Muammer Güler empfangen. Nach einer Erholungspause im Gästehaus der Regierung setzte sich sein Konvoi aus 30 Fahrzeugen in Richtung Çırağan-Palast in Bewegung.

Staatspräsident Abdullah Gül kam um 14 Uhr aus dem Conrad Hotel in den Çırağan-Palast. Nach Ahmedinedschads Ankunft zogen sich beide Staatsoberhäupter zu einem Gespräch unter vier Augen zurück. Bei der anschließenden Pressekonferenz ergriff Gül das Wort und sagte, dass die Nachbarschaftskultur zwischen beiden Ländern auf den Prinzipien des gegenseitigen Respekts, der guten Nachbarschaft, der Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen sowie der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des Anderen basiere.

Gül betonte ferner, dass beide Staaten anstrebten, dass gegenseitige Handelsvolumen von gegenwärtig US$ 10 Mrd. auf US$ 20 Mrd. zu steigern. Bezüglich des iranischen Atomprogramms sagte Gül, dass die Türkei eine Lösung des Konfliktes mit diplomatischen Mitteln anstrebe. So habe die Türkei sich schon einmal als Verhandlungsort für ein Treffen zwischen "EU-Außenminister" Javier Solana und dem iranischen Außenminister Laridschani bewährt. Man habe der iranischen Seite zur Kenntnis gegeben, dass die Türkei erneut für einen solchen Beitrag bereitstehe.

In Istanbul wurden für den hohen Besuch die wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, und hier insbesondere im europäischen Teil, bis zu drei Stunden vor Ahmedinedschads Ankunft gesperrt. Bei gefühlten 40 Grad Celsius mußten zahlreiche Istanbuler stundenlang in ihren Verkehrsmitteln ausharren, kamen zu spät zur Arbeit oder überhaupt nicht mehr dorthin und verpassten ihre Flüge. Solch ein Aufwand wurde selbst bei George W. Bushs Besuch nicht betrieben.

Vor den Kameras türkischer Medien empörten sich die Einwohner der Mega-City über die nicht angekündigten Behinderungen ihrer alltäglichen Tätigkeiten durch die chaotische Verkehrssituation. Mancherorts artete der Unmut in Handgreiflichkeiten aus.

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Türkische Imame sind neidisch auf Kapitäne

Die Gewerkschaft der türkischen Imame Diyanet-Sen fordert für ihre Mitglieder das Recht, staatlich anerkannte Trauungen vornehmen zu können.

Dieses Recht ist in der Türkei Beamten und Kapitänen vorbehalten. Eine religiöse Trauung gilt nicht als offiziell. Nun fordern die Imame jedoch genau dieses Recht, denn die Bevölkerung bestehe nach wie vor auf der religiösen Trauung. Somit diene die Aufwertung der Kompetenzen der Geistlichen dem Schutz der Frauenrechte.

Seit 1999 müssen Kinder, die einen Korankurs besuchen wollen oder sollen die Grundschule abgeschlossen haben. Die Diyanet-Sen fordert die Abschaffung dieser Regelung und verweist darauf, dass sie viele Kinder in illegale Korankurse treibe.

Des Weiteren fordern die Imame, dass die türkischen Streitkräfte "Religionsoffiziere" einstellen sollen.

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Bist du ein guter Moslem?

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül lädt Prof. Dr. Vamık Volkan in seine Residenz ein. Auch der renommierte Psychiater, Ethno-Psychoanalytiker und Nobelpreis-Kandidat Prof. Dr. Vamık Volkan registriert genau wie der Soziologe Şerif Mardin den sogenannten "Nachbarschaftszwang" (“mahalle baskısı”).

Im Fokus der Forschung von Prof. Dr. Vamık Volkan steht die Psychologie internationaler Konflikte.

Er beschäftigt sich intensiv mit sozio-politischen Konfliktgebieten unserer Zeit und beschreibt seine momentanen Beobachtungen zu den gesellschaftlichen Entwicklungen in der Türkei mit folgenden Worten:

“Früher gab es in der Türkei keine Trennung in verschiedene Identitäten. Es war für unsere Identität nicht wichtig, ob der eine mehr oder weniger fastete, schließlich waren wir alle unter einem Dach. Heute scheint das alles anders zu sein. Es ist als ob es eine Identiätskrise gibt, welche in einen offenen Identiätskampf münden könnte. Wenn wir nicht richtig hinschauen, dann kann sich daraus eine nachhaltige negative Entwicklung ergeben. Niemand hat das Recht jemand anderen zu fragen, ob er ein guter Moslem ist.

In der türkischen Gesellschaft scheint man dieser Frage durch die bewusste Betonung von Symbolen entgegenzutreten, wie z. B. dem Kopftuch, ohne beurteilen zu können, was sich tatsächlich unter dem Koptuch verbirgt. Und wenn dann jemand kommt und behauptet die persönliche Interpretation der Religion tauge zu nichts, kann eine innere Identitätskrise entstehen.“

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Premier Erdoğan in Tiflis

Premier Erdoğan unterbricht seinen Urlaub für Tête-à-tête mit Georgiens Staatspräsidenten Mikhail Saakashvili.

Wie die Sabbah heute berichtet hat Premier Recep Tayyıp Erdoğan seinen Urlaub im Rixos Hotel in Bodrum unterbrochen und ist gestern Nacht in Begleitung von Außenminister Ali Babacan erst nach Rußland geflogen, um dann heute morgen seine Reise nach Tiflis fortzusetzen.

Am Flughafen in Tiflis wurde er vom georgischen Regierungschef Lado Gurgenidze empfangen.

Im Anschluss an das Treffen wird eine gemeinsame Pressekonferenz erwartet. Warum Premier Erdoğan in Rußland nächtigte geht aus den Medien nicht hervor.

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Kirchen in der Türkei - Erst beschattet, dann angegriffen

Wie die Radikal berichtet, ist im Rahmen der Ergenekon-Ermittlungen ein Dossier der Heeresleitung für den Ägäischen Raum aufgetaucht, aus dem hervorgeht, in welchem Umfang die Aktivitäten christlicher Kirchen nachrichtendienstlich erfasst wurden.

Die Aktivitäten wurden insbesondere in 9 Regionen erfasst wurden. Dabei fällt auf, dass es in 7 dieser 9 Regionen anschliessend zu Übergriffen kam.

Am 1. Dezember 2004 wurde festgehalten, dass die in der Türkei tätigen Missionare verabredet haben eine Einrichtung zu gründen, die in der Türkei im christlichen Sinne theologische Schulungen anbietet. Ferner wurden 12 Personen in Bulgarien dafür ausgebildet, in Adana, Bursa, Diyarbakır, Isparta, İzmir, Samsun und Trabzon missionarisch tätig zu werden.

Am 7. Januar 2005 wurde berichtet, dass in der italienischen katholischen Kirche in Istanbul-Yeşilköy sowie in den katholischen Kirchen in Izmir/Bayraklı, Iskenderun, Antakya, Mersin und Trabzon Versammlungen abgehalten werden sollen, um zum Christentum bekehrte Personen weiter an die Kirchen zu binden und auf die Weisungshoheit der katholischen Kirche einzuschwören.

Am 19. Januar 2005 wurde festgehalten, dass das griechisch-orthodoxe Patriarchat in Istanbul Maßnahmen entwickelt, um von dem Annäherungsprozess zwischen der Türkei und der EU zu profitieren.

Am 23. Februar 2005 wurde notiert, dass der Gründer des Vereins der "Kirche des Heiligen Nikolaus" in Antalya in Dörfern der Region christliche Propaganda durchzuführen gedenkt, in dem er das Buch "Hayat" (zu deutsch "Das Leben") verteilt.

Kurz nachdem festgestellt wurde, dass in manchen Regionen die missionarischen Tätigkeiten zunehmen,kam es zu folgenden Übergriffen:

Istanbul: Die protestantische Kirche von Dirili wurde im Januar 2005 angegriffen; christliche Mitarbeiter eines Bekleidungsgeschäftes wurden im August 2005 angegriffen.

Antalya: Im Kulturzentrum "St. Paul" kam es im April 2005 zu einer versuchten Brandstiftung.

Diyarbakır: Auf einer vom assyrischen Bischof benutzten Strasse detonierte im August 2005 eine Landmine; Die assyrische Kirche wurde im April 2006 überfallen und die Gemeindemitglieder bedroht. Die Polizei schickte tagelang keine Kräfte dorthin.

Adana: Der Führer der protestantischen Kirche Kamil Kıroğlu wurde im Januar 2006 zusammengeschlagen, dabei schwer verletzt und bedroht.

Trabzon: Der katholische Priester Andrea Santoro wurde im Februar 2007 ermordet.

Mersin: Mitglieder der katholischen Kirche wurden im März 2006 mit dem Messer bedroht.

Izmir: Im Mai 2006 wurde gegen den Gottesdienst der orthodoxen Gemeinde in Pergamon demonstriert. Die protestantische Kirche in Ödemiş wurde im November 2006 mit sechs Molotowcocktails angegriffen. Der Priester Adriano Franchini der St. Antonius-Kirche in Bayraklı wurde im Dezember 2007 mit dem Messer angegriffen und niedergestochen.

Samsun: Der Priester Pierre Francoisse Rene Brunissen wurde im Juli 2006 bei einer Messerattacke verletzt. Die Scheiben der protestantischen Kirche wurden im Januar 2007 zerschlagen.

Malatya: Im Verlagshaus "Zirve" kam es im April 2007 zu einem Massaker, bei dem drei Personen, unter ihnen ein Deutscher, auf grausame Art getötet wurden.

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Ahmedinedschad ab heute in der Türkei

Der iranische Präsident Ahmedinedschad ist ab heute zu seinem ersten Staatsbesuch in der Türkei. In einem Interview hat Ahmedinedschad den Fernsehsendern CNNTürk und NTV erklärt, warum er das Mausoleum Atatürks nicht besucht.

So sagte, er in dem Interview, welches er mit den Worten "Bismillahirahmanirahim" begann, dass von vorneherein ein Arbeitsbesuch geplant gewesen sei. Da sich die türkischen Verantwortlichen zu der für den Besuch angesetzten Zeit in Istanbul aufhielten, stehe ein Besuch des Mausoleums nicht auf dem Programm.

Die Türkei und der Iran seien sich sehr ähnlich. Die Beziehungen zwischen beiden Völkern entwickelten sich immer besser, insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet. Ahmedinedschad sprach auch die erfolgreiche Zusammenarbeit im Kampf gegen die PKK und ihren iranischen Arm, die PEJAK, an. So hätten beide Staaten mit dem selben Problem zu kämpfen. Die gemeinsamen Aktionen beider Staaten würden fortgesetzt.

Bezüglich des iranischen Atomprogramms sagt der iranische Präsident, dass die ganze Welt wisse, dass dieses nur zivilen Zwecken diene. Das Thema werde auch bei seinem Besuch angesprochen. Eine von der Türkei angestrebte Vermittlerrolle wird jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach vom Iran nicht angenommen werden, da der Iran die Türkei in dieser Frage nicht aufwerten möchte.

Der iranische Präsident zeigte erneut, dass er keine Chance auslässt, gegen Israels Existenzrecht zu polemisieren und gab mit einer Bemerkung den in der Türkei reichlich vorhandenen Kritikern seines Besuches neue Nahrung. Auf die iranische Unterstützung für die Hamas und Hisbollah angesprochen, sagte Ahmedinedschad, dass Hisbollah-Chef Nasrallah auch in der Türkei geliebt werde, da er ein überzeugter Antizionist sei.

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