Mittwoch, 24. September 2008

Der türkische Traum von der Atomenergie

Heute endet in der Türkei die seit März diesen Jahres laufende Ausschreibung für den Bau des ersten türkischen Atomkraftwerkes in Mersin-Akkuyu.

Wie CNN berichtet, wurde heute lediglich vom russischen Unternehmen Atostroyoexport ein konkretes Angebot eingereicht. Die anderen fünf Unternehmen zogen Ihre Angebote zurück. Inwieweit der türkische Traum von der Atomenergie jetzt realisert wird und ob Atostroyexport den Zuschlag sicher hat, geht aus der CNN-Meldung nicht hervor.

Bereits drei Mal hat die Türkei in den vergangenen 30 Jahren vergeblich den Einstieg in die Atomenergie versucht. Nachdem bereits in den 1960er Jahren erste Machbarkeitsstudien für Kernkraftwerke in der Türkei durchgeführt wurden und sich Mitte der 1980er Jahre alle Bewerber von den in Sinop (Schwarzmeerküste) und in Akkuyu (Südtürkei) geplanten Kraftwerken zurückzogen, und auch eine anschließende Kooperation mit Argentinien ebenfalls keine Resultate brachte, wurde das Projekt Atomenergie erneut verworfen, da es unter anderem erhebliche Bedenken gegen den erdbebengefährdeten Standort Akkuyu an der türkischen Südküste gab.

Aktuell scheinen die damaligen Bedenken für die Verantwortlichen keine Rolle mehr zu spielen. Die wesentlichen Gründe für den Einstieg der Türkei in die Atomenergie liegen in der Reduzierung der Importabhängigkeit bei Energierohstoffen und der Sicherung der Energieversorgung. Derzeit importiert die Türkei 90% ihrer Energie aus dem Ausland. Für den türkischen Energieminister Hilmi Güler ist die Kernenergie „keine Option, sondern eine Notwendigkeit für unser Land.“

Kritiker jedoch halten den geplanten Einstieg der Türkei in die Atomenergie aus wirtschaftlichen, gesundheitlichen und geografischen Gründen für den falschen Weg und befürworten erneuerbare Energien. Zudem sei die Türkei aufgrund Ihres photovoltaischen Potenzials ein idealer Kandidat für Solarenergie, „die es zügig auszubauen und zu fördern gilt. Die Modernisierung der maroden Stromversorgungsleitungen wäre zudem ein schneller erster Schritt zur Lösung der Energieprobleme“. So die Vorsitzende der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Dr. med. Angelika Claußen, die immer wieder auf anerkannte Studien zum Thema Kinderkrebs in der Nähe von Atomkraftwerken verweist. Auch der Energie-Experte und Dozent an der Bilkent Universität in Ankara, Necdet Pamir, versichert, dass allein mit einer Modernisierung der größtenteils maroden Verteilungsnetze und einer Optimierung des Einsatzes von elektrischer Energie bis zu 25% des türkischen Stromverbrauchs eingespart werden könnte.

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Filmoktober in Istanbul

Die Istanbuler Stiftung für Kunst und Kultur IKSV veranstaltet vom 10. bis 16. Oktober den "Filmoktober". Das cineastische Herbstprogramm kann sich durchaus sehen lassen.

Am Freitag, den 10. Oktober wird die Eröffnungsgala des Festivals im GHETTO statt finden. In Anlehnung an den beim Festival vertretenen Film "Chelsea on the Rocks" wird sich die Gala thematisch am berühmten Chelsea Hotel orientieren.

Folgende Filmemacher sind mit ihren Werken auf dem Festival vertreten: Jean-Pierre & Luc Dardenne (Lorna´s Silence), Abel Ferrara (Chelsea on the Rocks), Bent Hamer (O´Horten), Courtney Hunt (Frozen River), Wong Kar-Wai (Ashes of Time Redux), Kim Ki-Duk (Dream), Mike Leigh (Happy-go-lucky), Anna Melikyan (Mermaid), Hayao Miyazaki (Ponyo on the Cliff by the Sea), Errol Morris (Standard Operating Procedure), Eran Riklis (Lemon Tree), Thomas Vinterberg When A Man Comes Home), Wim Wenders (Palermo Shooting) und Michael Winterbottom (Genova).

Die Karten für die Filmvorführungen kosten abends 12 YTL, ermässigt 8 YTL. Die Tagesvorführungen sind echte Schnäppchen: die 11.00 Uhr-, 13.30 Uhr- und 16 Uhr-Vorstellungen kosten nur 3,50 YTL!

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Christofias gegen neuen Staat

Der Präsident der Republik Zypern, Dimitris Christofias, hat auf die Rede des türkischen Staatspräsidenten Gül vor der UN-Vollversammlung reagiert, in der dieser als Ziel der Verhandlungen die Bildung eines neuen Staatswesens aus den beiden bestehenden Republiken ausgab. Christofias lehnte dies ab.

Wie NTV berichtet, habe Christofias die Äußerungen Güls zurückgewiesen. Die einzig denkbare Lösung sei die Errichtung eines föderalen Staates auf Grundlage der griechischen Republik Zypern.

Gül hatte vor der 63. Vollversammlung der Vereinten Nationen betont, dass die Türkei die Verhandlungen zwischen dem griechischen und dem türkischen Teil Zyperns voll unterstütze. Gül betonte jedoch, dass die beiden bestehenden Gemeinwesen einen neuen Staat errichten sollten. Demgegenüber sagte Christofias, dass der ständige Vertreter Zyperns in angemessener Form auf den Vorstoss Güls reagieren werde. Es gebe die Republik Zypern, die beiden Volksgruppen und den gemeinsamen Willen zur Lösung.

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Toptan gegen Rededuell

Parlamentspräsident Köksal Toptan hat sich gegen das Rededuell zwischen Dengir Mir Mehmet Fırat (AKP) und Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) ausgesprochen.

Kılıçdaroğlu hatte Fırat dazu aufgefordert, ihm am Donnerstag im Parlament vor laufenden Kameras bezüglich einiger Fragen Rede und Antwort zu stehen. Fırat hat die Aufforderung unterdessen gestern Abend angenommen.

Parlamentspräsident Köksal Toptan (AKP) hält dies für keine gute Idee. So wird er laut der Zeitung Vatan mit den Worten zitiert, dass die Kontrahenten "einige Zeit darüber nachdenken sollen". Im Zweifelsfall sollten beide den Rechtsweg begehen.

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Istanbul ist die bevölkerungsreichste Stadt Europas

Nach Angaben des Senders SkyTurk habe das europäische statistische Amt Eurostat festgestellt, dass Istanbul die bevölkerungsreichste Stadt Europas sei.

So folgten laut der Erhebung dem erstplatzierten Istanbul, welches offiziell 9.898.000 Einwohner habe, London mit 7.429.000 und Paris mit 6.385.000 Einwohnern. Auf den weiteren Plätzen: Ankara (3.402.00), Berlin (3.388.000), Madrid (3.100.000), Athen (2.884.000), Rom (2.554.000) und Izmir (2.387.000).

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Karikaturausstellung gegen Verbreitung von Schuswaffen

Die Stiftung "Umut Vakfı" ("Stiftung Hoffnung") veranstaltet gemeinsam mit der Anadolu Universität in Eskişehir vom 26. September bis zum 17. Oktober eine Karikaturausstellung, die das leidige Thema der in der Türkei stark verbreiteten Schusswaffen thematisiert. Eine neue Studie der Stiftung verdeutlicht die Dringlichkeit der gesellschaftlichen Sensibilisierung.

Die ausgestellten Werke wurden im vergangenen Jahr bei dem von der Stiftung veranstalteten Wettbewerb mit dem Titel "Gesteht dem Leben sein Recht zu" eingereicht. Unterdessen veröffentlichte die Stiftung neue, erschreckende Zahlen über den Grad der Verbreitung von Schusswaffen. So befinden sich laut einer Studie der Stiftung in 6% der 8 Millionen Fahrzeuge auf türkischen Strassen Schusswaffen. Von diesen Waffen sind 80% jederzeit schussbereit, da sie entweder in der Hand, im Gürtel, unter dem Sitz oder im Handschuhfach transportiert werden. 10% aller Delikte, die mit Schusswaffen verübt wurden, ereigneten sich im Strassenverkehr



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Obama begrüßt türkisch-armenisches Treffen

Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat das Treffen zwischen dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und seinem armenischen Amtskollegen Serj Sarkissjan als hoffnungsvollen Schritt bezeichnet.

Obama hatte noch im Januar erklärt, dass er im Fall seiner Wahl zum US-Präsidenten den Völkermord an den Armeniern anerkennen werde. George W. Bush hatte dies mit dem Verweis auf den Schaden, den eine solche Entscheidung dem amerikanisch-türkischen Verhältnis zufügen würde, wiederholt abgelehnt. In seiner Mitteilung zum armenischen Unabhängigkeitstag hat Obama dieses Thema jedoch nicht angesprochen. Auch Arnold Schwarzenegger, der der armenischen Diaspora zum Unabhängigkeitstag gratulierte, äußerte sich nicht zu dem Thema.

Obama erklärte in der Mitteilung, dass das Treffen zwischen Gül und Sarkissjan ein hoffnungsvoller Schritt sei. Es sei aufgrund der kürzlichen Kaukasus-Krise zwischen Georgien und Russland umso wichtiger, trotz allen historisch bedingten Entfremdungen den Weg der Versöhnung und des Friedens zu gehen.

Die Türkei und Armenien werden sich am Rande der UN-Vollversammlung in New York am Freitag zu weiteren Konsultationen treffen.

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