Samstag, 24. Mai 2008

"Ehrenmord an Morsal O. " - Ein Kommentar zum Spiegel-Online Artikel

Bisher habe ich mich mit Ehrenmord nicht auseinandergesetzt. Daher werde ich im folgenden den Versuch unternehmen, diese Art tragischer Ereignisse oder anders ausgedrückt diese Art von "Familientragödien" aus meiner persönlichen Perspektive kurz zu untersuchen ohne detaillierte Kenntnisse über diesen spezifischen Fall oder andere Fälle zu haben in denen von "Ehrenmord" gesprochen wird. Betrachte ich das Wort Ehrenmord genauer, dann stelle ich fest, dass bereits in der Wortverknüpfung von "Mord" und "Ehre" das Motiv der Tat umschrieben wird. Jedes dieser beiden Wörter für sich, stellt mich bei dem Versuch einer Definition vor eine große Herausforderung. Was treibt Menschen dazu einen Mord zu begehen? In jedem Fall behaupte ich ersteinmal, das allgemein die Fähigkeit einen Menschen zu töten unabhängig von der Herkunft eines Menschen ist und ein potenieller Mörder in jedem von uns steckt. Jedoch ist ein Mord aus meiner Sicht selbst mit ungesundem Menschenverstand absolut nicht nachzuvollziehen. Morde ereignen sich tagtäglich und überraschen die Opferseite, Bekannte, Freunde und nahe Verwandte des Mörders gleichermaßen. Man sieht also einem Menschen nicht an, dass er dazu fähig ist einen anderen Menschen zu töten. Auf der anderen Seite lässt eine ausgeprägte Gewaltbereitschaft eines Menschen durchaus die Vermutung zu, dass eventuell die Hemmschwelle für einen Mord geringer ist als bei einem Menschen, der nie Gewaltbereitschaft gezeigt hat, was aber de facto nichts heißen muss. So oder so, ich behaupte, es gibt keine logische Erklärung und keine Rechtfertigung für Mord.

In dem Artikel:"Ehrenmord an Morsal O." auf spiegel-online wird ein Erklärungsversuch des Begriffs Ehrenmord unternommen und die deutsch-türkische Rechtsanwältin Seyran Ates zitiert.

Hier ein Auszug:
"Dieser Ehrbegriff fußt auf der sexuellen Nicht-Selbstbestimmung der Frau. Das bedeutet: kein Sex vor der Ehe, kein Freund." Wenn sich ein Mädchen oder eine junge Frau nicht daran halte, werde sie "als Schandfleck angesehen - und muss getötet werden, um die Ehre wieder herzustellen".

Weiter heißt es in einer Statistik des Artikels, das Ehrenmorde sich überwiegend in türkischen Familien ereignen.

Dieser kausale Zusammenhang von Aktion und Reaktion, den Frau Ates hier versucht aufzustellen und die Art und Weise, der journalistischen Berichterstattung von Frau Hans halte ich für sehr gefährlich, da hier Stereotypen geschaffen werden. Ich hätte mir gewünscht, das Frau Ates, es sich nicht ganz so einfach macht mit Ihrer Erklärung.

Es bleiben offene Fragen, die mich noch weiter beschäftigen werden:

Wo ist der Unterschied zwischen einer Familientragödie und einem Ehrenmord?
Wer kann das Motiv eines Täters genau bestimmen? Hat Frau Ates recht und ist der Täter auch nur Opfer "des Systems"? Wenn ein solches System existiert, wer ist davon betroffen? Existiert ein solches System nur bei den Türken, bei allen Türken oder bei bestimmten Türken, die vielleicht irgendetwas gemeinsam haben?
Wo liegen die historischen Wurzeln des "Ehrenmordes" und lassen sich diese grundsätzlich geographisch, ethnisch oder nach anderen Eigenschaften zuordnen? mehr...