Montag, 20. Oktober 2008

Diese Kampagne fehlte noch

Wie die Radikal berichtet, beabsichtigt der türkische Waffenproduzent MKEK diverse Handfeuerwaffen nunmehr auf Raten zu verkaufen, um die eigenen Lagerbestände abzubauen.

Die MKEK nahm insgesamt 12 verschiedene Modelle in die Kampagne, die gezielt Inhaber von Kreditkarten anspricht, auf. Die Gesamtpreise variieren dabei von 600 YTL bis zu 1.810 für eine vergoldete 9mm.

Der Waffenproduzent habe sich mit den Banken „Ziraat Bankası“, „Vakıflar Bankası“ und „Oyakbank“ auf die Kampagne geeinigt. Mit weiteren Bankhäusern würden Verhandlungen über eine Ausweitung der Verkaufsaktion geführt. In einem Land, in dem über T-Shirts, das tägliche Brot bis hin zu Theaterkarten mittlerweile alles auf Raten erworben werden kann war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Tod auf Raten zu haben ist.

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Der erfolgreichste Mitarbeiter des Gouverneurs ist...der Gouverneur!

Der Gouverneur der Region Erzurum, Sami Bulut, hat in seinem Amtsgebäude á la McDonalds eine Wand für die Fotos seiner erfolgreichsten Mitarbeiter reserviert. An dieser Wand hängen mittlerweile ausschließlich Fotografien von ihm selbst.

Bis vor kurzem hingen an einer Wand im Sitz des Gouverneurs von Erzurum zu Motivationszwecken die Fotografien seiner erfolgreichsten Mitarbeiter. Aufmerksamen Betrachtern fiel jedoch auf, dass sich an der besagten Wand seit geraumer Zeit ausschließlich Fotografien des Gouverneurs selbst befinden, die ihn bei offiziellen Anlässen wie Schuleröffnungen, dem Halten von Reden und dem Pflanzen von Bäumen zeigen.

Und die Moral von der Geschicht´: Unterschätze Deinen Dienstherrn nicht!



(Quelle: Radikal)

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Europarat entsendet Anti-Folter-Delegation in die Türkei

Eine Delegation des dem Europarat zugehörigen „Europäischen Komitees zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe“ (CPT) hat sich am 13. Oktober anlässlich eines Arbeitsbesuchs in Ankara aufgehalten. Der Grund des Besuchs: Die Haftbedingungen des auf der Insel Imralı in Einzelhaft befindlichen PKK-Chefs Abdullah Öcalan.

Eine CPT-Delegation hatte sich zuletzt im Mai 2007 in der Türkei aufgehalten, nachdem Gerüchte um eine womögliche Vergiftung Öcalans kursierten. Im März 2008 veröffentlichte das CPT schließlich einen Bericht, in dem festgehalten wurde, dass die Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehren.

Wie NTV berichtet, habe sich die Delegation, deren Besuch erst jetzt bekannt wurde, mit Justizminister Mehmet Ali Şahin sowie dem türkischen Innenminister Beşir Atalay, Außenminister Ali Babacan und Vertretern des Militärs getroffen.

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Frauen solidarisieren sich

In Istanbul haben sich Frauen mit und ohne Kopftuch im Zuge einer Kundgebung solidarisch gezeigt und dazu aufgerufen, unterschiedliche Lebensentwürfe zu tolerieren und zu respektieren.

So versammelten sich ca. 40 Frauen vor dem Galatasaray Gymnasium und forderten dazu auf, das Kopftuch nicht nur als Zeichen der Unterdrückung, sondern auch als Zeichen individueller Lebensführung zu betrachten. In türkischen feministischen Kreisen wird das Kopftuch kontrovers diskutiert. Während manche Frauen vehement dafür argumentieren, dass das Kopftuch ein Zeichen der Unterdrückung des weiblichen Körpers sei, machen andere geltend, dass das Kopftuch ein bedeutendes Symbol der Benachteiligung von Frauen, und dies insbesondere in der Öffentlichkeit, sei.

Auch die Yale-Professorin Seyla Benhabib wies in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau auf die mit dem Streit um das Kopftuch verbundenen Dimensionen hin, die weit über die Frage des Tragens eines Stückes Stoff hinausgehen. Sie sieht in der vom türkischen Verfassungsgericht annulierten Entscheidung der Regierung, das Tragen von Kopftüchern in Universitäten zu erlauben, einen entscheidenden Schritt auf dem Weg in eine pluralistische Gesellschaft und fordert: „Es muss nicht nur das Recht von Mädchen und Frauen verteidigt werden, Kopftuch zu tragen, sondern auch ihr Recht, es nicht zu tragen - genauso wie das Recht, während des Ramadans auf das vorgeschriebene Fasten verzichten zu dürfen.“

Die in Istanbul demonstrierenden Frauen rufen dazu auf, sich hier mit ihren Zielen zu solidarisieren.

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Die Türkei sitzt im UN-Sicherheitsrat

Die Türkei hat sich bei der Abstimmung über die neu zu vergebenden Sitze im UN-Sicherheitsrat in der ersten Abstimmungsrunde mit 151 Stimmen die nötige Mehrheit verschafft und sitzt in der Periode 2009-2010 im wichtigsten Gremium der Vereinten Nationen.

Die Türkei wurde aus der Regionalgruppe „Westeuropa“ gemeinsam mit Österreich als Nicht-Ständiges Mitglied für die Periode 2009-2010 in den UN-Sicherheitsrat gewählt. Die Türkei kam schon bei der ersten Abstimmung über die erforderlichen 128 Stimmen hinaus und konnte sich die Gunst von 151 Staaten sichern. Österreich erhielt 132 Stimmen. Das ebenfalls um einen Sitz kandidierenden Island erhielt lediglich 87 Stimmen.

Aus der afrikanischen Gruppe wurden Uganda, aus Lateinamerika und der Karibik Mexiko und aus der asiatischen Gruppe Japan in den Weltsicherheitsrat gewählt. Die Türkei, die ihre Kandidatur am 21. Juli 2003 offiziell bekannt gab, wird den Sitz, den sie schon 1951-952, 1954-1955 und 1961 inne hatte, zum 1. Januar 2009 übernehmen.

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Deutsch-Türkische Wirtschaftsbegegnung in Gaziantep

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsföderer NRW.Invest befindet sich gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungsorganisationen der Städte Essen, Duisburg, Dortmund sowie des Ruhrgebiets zu einem Besuch im türkischen Gaziantep, um sich über Handels- und Investitionsmöglichkeiten in der Region zu erkundigen.

Die Handelskammer der Stadt Gaziantep plant, anlässlich des Besuchs einen „Tag der deutschen Wirtschaft“ zu veranstalten. Hierbei haben die deutschen Gäste die Möglichkeit, über das wirtschaftliche Potential ihrer Region zu informieren. Es ist vorgesehen, dass die Wirtschaftsvertreter anhand ihrer vor Ort gewonnenen Erkenntnisse in NRW qualifizert über die Region Gaziantep Auskunft geben können.

An der Veranstaltung werden ferner die Energieagentur des Landes Nordrhein-Westfalen, die Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer mit Sitz in Köln sowie die deutsche Botschaft teilnehmen. Interessenten können sich für die am 23. Oktober statt findende Veranstaltung beim türkischen Büro von NRW.Invest akreditieren.

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Haftsrafe für „Leugnung des Völkermords an den Armeniern“

Drei Türken, die auf einer Konferenz in der Schweiz sagten, dass der Völkermord an den Armeniern eine „imperialistische Lüge“ sei, wurden zu Haftstrafen verurteilt.

Die Berner Sektion des „Vereins für Atatürkisches Denken“ (ADD) veranstaltete am 1. Juli 2007 im schweizer Winterthur eine Konferenz, auf der der Europa-Chef der türkischen Arbeiterpartei IP, Ali Mercan, der ehemalige Vorsitzende des ADD Zürich, Hasan Kemali, sowie der Vorsitzende des ADD Bern, Ethem Kayalı, sagten, dass der Vorwurf des türkischen Genozids an den Armeniern eine „imperialistische Lüge“ sei.

Darauf hin wurden die Drei von der schweizer Bundespolizei festgenommen und acht Stunden verhört. Mercan wurde zu 150 Tagen Gefängnis verurteilt, Kemali und Kayalı zu je 120 Tagen. Die Haftsrafen können allerdings in eine Geldstrafe von 4.500 bzw. 3.600 Schweizer Franken umgewandelt werden. Der Anwalt der drei Verurteilten, Tarkan Gögsü, sagte gegenüber der Radikal, dass man in der nächsten Instanz in Berufung gehen werde.

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Die Goldene Orange wurde gestern gegessen

Die Preisträger der 45. "Goldene Orange" von Antalya, dem türkischen Oscar, wurden gestern bekannt gegeben.

Die 45. "Goldene Orange" von Antalya wurde parallel zum "Eurasia Film Festival" veranstaltet. Gestern wurden die Preisträger beider Wettbewerbe in Antalya ausgezeichnet. Hier die Preisträger:

45. „Goldene Orange“ Kategorie Spielfilm

Bester Film: Pazar-Bir Ticaret Masalı - Ben Hopkins
Bester Regisseur: Nokta - Derviş Zaim
Bestes Drehbuch: Pazar-Bir Ticaret Masalı - Ben Hopkins
Bester Schauspieler: Pazar-Bir Ticaret Masalı - Tayanç Ayaydın
Beste Schauspielerin: Vicdan - Nurgül Yeşilçay
Beste Nebenrolle männlich: Volga Sorgu Tekinoğlu - Başka Semtin Çocukları - Gitmek
Beste Nebenrolle weiblich: Pandora'nın Kutusu - Övül Avkıran
Beste Kamera - Kodak-Preis: Vicdan - Zekeriya Kurtuluş
Beste Art Direction: Başka Semtin Çocukları - Türker İşçi
Beste Musik: Nokta - Mazlum Çimen
Bestes Kulisse: Mustafa Precheva
Bestes Sounddesign: Kostasvi Variopiotis
Beste Special Effects: Üç Maymun - Burak Balkan
Bestes Kostüm: Zeynep Sırlıkaya
Beste Maske: Vicdan - Vesey Üsten
Beste Post-Production Fono Film - Gökten Üç Elma Düştü - Vicdan
„Digiturk Behlül Dal“-Preis für das beste Talent: Başka Semtin Çocukları - Aydın Bulut
„Yurtiçi Kargo Dr.Avni Tolunay“-Sonderpreis der Jury: Nokta - Derviş Zaim

45. „Goldene Orange“ Kategorie Kurzfilm

Bester Kurzfilm: Gemeinschaft - Özlem Akın

45. „Goldene Orange“ Kategorie Dokumentation

Beste Dokumentation: Adakale Sözlerim Çoktur - İsmet Arasan
Sonderpreis der Jury: Nefes - Cüneyt Birol
SİYAD-Preis der Jury: Hayat Var - Reha Erdem

45. „Goldene Orange“ Kategorie Ehrenpreise

Cineastischer Erfolg - Hülya Avşar
Ehrenpreis - Yılmaz Atadeniz
„Yıldırım Önal“-Preis - Müşfik Kenter
Ehrenpreis für Beitrag zum Kino - Aydın Mesut Yurteri
„Orden des Festivals“ - Filiz Akın
Preis für Kunst und Kultur: Muhterem Nur, Eşref Kolçak, Yücel Çakmaklı

4. Internationales „Eurasia Film Festival“

Bester Film: Khamsa - Karim Dridi
Bester Regisseur: Still Walking - Hirokazu Kore-eda

4. Internationales „Eurasia Film Festival“ Ehrenpreise der Jury

Critics'Award: Dot - Derviş Zaim
NETPAC Award: Autumn - Özcan Alper
SİYAD Award: Three Monkeys - Nuri Bilge Ceylan
Script Development Award: A Handful Of Fate
Script: Ali Vatansever

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Ergenekon-Prozess beginnt heute

Einer der wichtigsten Geichtsprozesse der türkischen republikanischen Geschichte, der Prozess um das illegale „Ergenekon“-Gebilde, beginnt heute im Hochsicherheitsgefängnis von Silivri bei Istanbul.

Die als „Ergenekon“ bezeichnete Gruppe, der neben Ultranationalisten auch ehemalige ranghohe Militärs, Politiker, Journalisten und Akademiker angehören sollen, wird heute vor Gericht gestellt. 46 der insgesamt 86 Beschuldigten sind inhaftiert. Da der Gerichtssaal mit Angeklagten, deren Anwälten sowie Prozessbeobachtern hoffnungslos überfüllt war hat das Gericht zunächst darüeer beraten, ob nicht zunächst nur die inhaftierten Beschuldigten vernommen werden sollen. Darauf hin protestierten die Anwälte der auf freiem Fuß befindlichen Angeklagten. Das Gericht berät zur Stunde über die weitere Verfahrensweise.

Die Anklage wird durch die Staatsanwälte Mehmet Ali Pekgüzel und Nihat Taşkın vertreten. Sollte das Gericht sich auf eine Prozedur geeinigt haben, werden zunächst die Personalien aller Beschuldigten aufgenommen. Danach wird die gesamte Anklageschrift verlesen. Dies kann nach Angaben von Beobachtern bis zu 40 Sitzungstage in Anspruch nehmen, die die Anlageschrift 2455 Seiten stark ist.

Der Prozess wird von türkischen und internationalen Beobachtern sowie der Presse genauestens beobachtet werden. Der britische Independent hat in einem heute erschienen Artikel geschrieben, dass sich die Anklageschrift wie ein Roman von Dan Brown lese. In der Tat sind in diesem Fall Verschwörungstheorien schnell bei der Hand.

Der Türkei bietet sich eine einmalige Gelegenheit, Klarheit über viele ungelöste Vorfällen der letzten vierzig Jahre zu gewinnen. Gleichwohl liefert sich die regierende AKP dem Verdacht aus, den Fall zum Vorwand zu nehmen, um regierungskritische Personen „unschädlich“ zu machen. Man darf gespannt sein, wie sich dieser einzigartige Lackmustest politischer Selbstreinigung gestaltet.

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