Freitag, 22. August 2008

Strafe für Raki-Werbung bei Länderspiel

Der türkische Hohe Rundfunk- und Fernsehrat RTÜK hat die Fernsehsender TRT-1 und Kanal 1 ermahnt, da während des Freundschaftsspiels zwischen der Türkei und Uruguay, welches am 25. Mai 2008 in Deutschland ausgetragen wurde, Werbung für die Raki-Marke "Burgaz" gezeigt wurde.

Während die staatliche Rundfunkanstalt TRT darauf hinweist, dass man für die Werbung nicht verantwortlich sei, laufen Sportjournalisten gegen die Entscheidung Sturm. Formal gesehen darf die RTÜK, der ebenfalls vorgeworfen wird, von AKP-Kadern unterwandert zu sein, Sendungen der TRT nicht beanstanden. Gleichwohl hat die zuständige Kommission der Aufsichtsanstalt der Leitung des TRT einen Brief geschrieben, in dem die anstössige Werbung angemahnt wurde.

Doch die eifrigen Bürokraten gehen noch einen Schritt weiter. Der RTÜK-Vorsitzende Zahid Akman will sich nach Angaben des Senders NTV mit dem für Sport zuständigen Staatsminister Murat Başesgioğlu sowie Vertretern des Liga-Verbands treffen, um eine höhere Sensibilität bei der Akquise von Werbung durchzusetzen.

Der Sportjournalist Mehmet Demirkol, der für die TRT live von dem Spiel berichtete, sagte hingegen, dass in einem geistigen Umfeld, in dem YouTube verboten sei, auch das Senden solcher Veranstaltungen verboten werden könne. Gleichwohl könne es nicht sein, dass dies in der Türkei geschehe, in dem ein von einer Bierbrauerei unterstüzter Basketballverein wie "Efes Pilsen" existiere, der dazu noch seit Jahrzehnten wichtige Nachwuchsarbeit leiste.

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Der Kaukasus-Plan ist unrealistisch

Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Büşra Ersanlı von der Marmara Unviersität bewertet die Bestrebungen des türksichen Ministerpräsidenten Erdogan, die Lage in der Region mittels eines "Kaukasus-Paktes" zu beruhigen, als unrealistisch.

Das Projekt eines Paktes zur Zusammenarbeit im Kaukasus kam erstmals auf den Tisch, als der damalige Staatspräsident Süleyman Demirel 2000 einen Staatsbesuch in Georgien absolvierte. Prof. Ersanlı beantwortet die Frage, warum ein politisches Projekt, für das sich fast zehn Jahre niemand erwärmen konnte, nun von Erdogan so vehement angetrieben wird, wie folgt:

"Die Türkei ist in einer schwierigen Lage. Es ist nicht möglich ein Land wie Georgien, welches im Begriff ist, Mitglied der NATO zu werden, zu isolieren. Die Türkei will demonstrieren, dass sie in der Region etwas zu sagen hat und dass sie in der Region eine große Macht darstellt."

Die politischen Überlebenschancen dieses Vorstosses schätzt sie wie folgt ein:

"In der Region gibt es Aserbaidschan, Armenien und Georgien, die alle ihre Probleme miteinander haben. Es gibt also kein Umfeld für eine Bündelung von Kräften. Was Erdogan hier sagt, sind "Nettigkeiten", sonst nichts. Es sind Wörter ohne Substanz, absolut unrealistisch."

Allein schon die fehlende Beteiligung Russlands würde den Plan zum Scheitern verurteilen, so Prof. Ersanlı.

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Literaturwettbewerb für Schizophrene

Die türkische Föderation der Schizophrenie-Vereine veranstaltet einen Wettbewerb, an dem sich ausschließlich an Schizophrenie Erkrankte beteiligen können.

Die Föderation beabsichtigt mit dem Wettbewerb die Sensibilität für die Krankheit, an der statistisch gesehen jeder hundertste Türke erkranken kann, in der türkischen Öffentlichkeit zu erhöhen. Gleichzeitig sollen die Kranken die Möglichkeit erhalten, ihre inneren Welten nach außen zu transportieren und auch der Öffentlichkeit gegenüber das in ihnen liegende kreative Potenzial aufzuzeigen. Die Veranstalter rufen die Interessenten dazu auf, Erzählungen und Novellen zu verfassen und einzureichen.

Die Jury besteht aus den türkischen Literaten Mario Levi und Murat Yalçın, den Theaterschauspielern Payidar Tüfekçi und Tuncel Kurtiz, dem Vorsitzenden der Föderation der Schizophrenie-Vereine Prof. Dr. Haldun Soygür sowie dem Geschäftsführer des Pharmazie-Unternehmens Bilim İlaç, Erhan Baş.

Der Wettbewerb läuft noch bis zum 30. Oktober, am 30. November werden die Gewinner bekannt gegeben. Das erstplatzierte Werk wird von Studenten der Theatergruppe an der Medizinischen Fakultät Çapa aufgeführt. Der Erstplatzierte erhält ein Preisgeld in Höhe von 2.500 YTL, der Zweite 1.500 YTL und der Dritte 1.000 YTL. Die drei Bestplatzierten können sich ferner ein Semester im Schreibatelier von Mario Levi weiterbilden.

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Eröffnung der 77. Internationalen Messe Izmir

Heute Abend findet die Eröffnungszeremonie zur 77. Internationale Messe Izmir (IEF) statt, die vom 22. bis zum 31. August 2008 andauert. Allerdings scheint sich das Selbstverständnis der IEF von dem deutscher Messen zu unterscheiden.

Das Motto der diesjährigen Messe ist die globale Erderwärmung und der mit ihr verbundene Klimawandel. Der Grundstein für den Messestandort in Izmir geht auf den Gründer der türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk zurück.

Zeitgleich mit der Gründung der Republik durch Atatürk wurden auf einem Wirtschaftskongreß in Izmir 1923 die ersten Weichen für den Ausbau des Messegeschäfts gelegt. Izmir sollte somit für die Zukunft der Türkei eine erhebliche Rolle spielen und sich als die türkische Messestadt auch im Ausland positionieren.

2007 waren insgesamt 1091 Aussteller auf der Internationalen Messe Izmir vertreten, wovon insgesamt 815 aus dem Inland und 276 Aussteller aus 56 weiteren Ländern teilnahmen. Der Anteil der ausländischen Unternehmen erscheint für eine Messe mit internationalem Anspruch in jedem Fall zu gering auszufallen.

Einer der Gründe hierfür könnte in der mangelnden Spezialisierung dieser Messe liegen. Wenn man das Produktgruppenverzeichnis der Messe genauer betrachtet, so wird dem Leser schnell klar, das es sich in jedem Fall um keine Fachmesse handelt. Insgesamt werden auf der Homepage der 77. IEF 21 verschiedene Produktgruppen aufgelistet. Das Themenspektrum reicht von Lebenmitteln über die Automobilzulieferindustrie bis hin zu Sportartikeln.

Also handelt es sich bei der 77. IEF im Grunde genommen, um eine Kumulation von Messen mit absolut unterschiedlichen Inhalten. Ähnlich verhält es sich mit den Rahmenveranstaltungen der Messe. So gibt es für die Besucher eine Fülle von Optionen. Beispielsweise hat man als Besucher die Auswahl zwischen interessanten Podiumsdiskusionen zum Messe-Motto Klimawandel zwischen Konzerten oder anderen Sonderveranstaltungen.

Auch die täglichen Besuchszeiten von 16.00- 23.00 Uhr, lassen darauf schließen, das diese Messe eher Normalverbraucher anlocken wird anstatt Fachbesucher.

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Aleviten protestieren gegen Zwangsreligionsunterricht

Der alevitische Dachverband der "Alevitischen Bektaschi Föderation" (ABF) wird in Istanbul Protestaktionen gegen die zwangsweise Erteilung des Religionsunterrichts an türkischen Schulen durchführen.

Wie der Türkeimoitor berichtete, hat der Verband gegen die entsprechende türkische Praxis in Anlehnung an ein Urteil des Europäischen Menschengerichtshofs beim Europarat protestiert. Die ABF hat die türkische Regierung am 11. Juni 2008 dazu aufgerufen, das Urteil umzusetzen. Da auf das Anliegen bislang keine Reaktion kam, entschloss sich der Verband zu Protestaktionen in Istanbul, die nach und nach auf die ganze Türkei ausgeweitet werden sollen.

So wird eine Gruppe der Föderation am Sonntag, den 24. August am Taskim-Platz ein "sit-in" veranstalten, um auf ihre Ziele aufmerksam zu machen. Der Vorsitzende der ABF Ali Balkız sagte der Radikal zufolge der Nachrichtenagentur ANKA, dass man die Aktionen aufrechterhalten werde, bis das neue Schuljahr anfängt. Die Regierung könne nicht vor dem Urteil des Menschengreichtshofes davonlaufen. Sie verhalte sich derzeit grob verfassungswidrig.

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Kommentar: Schluss mit dem Betrug!

Die türkische Zeitung Hürriyet ergeht sich auch nach dem gestrigen Bombenanschlag in Izmir in nationalpathetischen Tiraden. Das mantrische Heraufbeschwören des zweifellos vorhandenen Widerstands der Bevölkerung gegen den separatistischen Terror der PKK gerät jedoch immer mehr zur Farce.

Am 3. Januar 2008 kam es in Diyarbakir zur Detonation einer Autobombe, bei der 7 Menschen starben. 6 davon waren Schüler, die sich in einem nahegelegenen Repetitorium auf den Zulassungstest für die Universität vorbereiten wollten. Nun, da die Ergebnisse des Tests vorliegen schreibt die Hürriyet, dass die bei den Prüfungen erfoglreichen Schüler des besagten Repetitoriums der PKK die schönste Antwort gegeben hätten.

Nur einen Tag nach dem Anschlag in Izmir verbreitet die Hürriyet heute folgende Schlagzeile: "Die Verräter haben die Bombe gezündet, das Volk hat die Flagge gehisst". In der heutigen Print-Ausgabe klingt das ganze noch viel griffiger. Auch hier ist wieder davon die Rede, dass die Bevölkerung auf die Bombe mit der türkischen Fahne geantwortet habe.

Wie lange will sich die türkische Öffentlichkeit denn noch an der Nase herumführen lassen? Es ist nicht die Aufgabe von Schulkindern und Anwohnern, auf Aktionen der PKK zu antworten. Es ist und bleibt die vornehmliche Aufgabe der türkischen Regierung, den Kampf gegen die PKK auch an der politischen Front aufzunehmen und längst überfällige Reformen vorzunehmen, die das Problem des türkischen Staates mit seinen kurdischen Bürgern endlich überkommen helfen.

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Çarşı ist zurück!

Die legendäre Fanvereinigung "Çarşı" hat sich auf ihrer Webseite zurückgemeldet. Man werde in der kommenden Saison wieder alles für Beşiktaş Istanbul geben.

So heißt es auf der Seite, dass die am 28. Mai getroffene Entscheidung zu pausieren aus vier Gründen getroffen wurde. Zunächst habe man dem Eindruck entgegenwirken wollen, dass die Marke Çarşı wichtiger geworden sei als der Fussballklub Beşiktaş. Zweitens habe es Gerüchte gegeben, wonach die Çarşı-Macher sich mittels der Vereinigung persönlich bereichert hätten. Drittens habe man die zunehmende Fragmentierung der Anhängerschaft von Beşiktaş Istanbul mit Sorge beobachtet. Viertens hätten ungesetzliche Aktivitäten Einzelner die ganze Vereinigung unter Generalverdacht gestellt.

Nun aber wolle man "Freund und Feind" mitteilen, dass Çarşı wieder da sei und sich lautstark für die Einigkeit im Beşiktaş-Lager stark machen werde.

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Türkischer Menschenrechtsverein erstattet Anzeige gegen Omar Al Baschir

Der türkische Menschenrechtsverein IHD erstattet Anzeige gegen den sudanischen Präsidenten Omar Al Baschir.

So hat die NGO beim Justizministerium beantragt, gegen den sudanesischen Führer nach Paragraf 13 des türkischen Strafgesetzbuches, wonach Verbrechen gegen die Menschlichkeit auch in den Zuständigkeitsbereich türkischer Gerichte fallen, selbst wenn sie von Ausländern im Ausland verübt werden. Als Beleg führt der IHD die vom Internationalen Strafgerichtshof gesammelten Belege für den Völkermord in Darfour an.

Al Baschir gab in Istanbul zu, dass in seinem Land Krieg herrscht, von einem Völkermord wollte er jedoch nichts wissen. Der Sudan werde vom Westen angegriffen, weil er die Nahostpolitik der USA nicht unterstütze. Nichtsdestotrotz erhalte der Sudan wichtige Unterstützung von arabischen Staaten, aus Afrika, von anderen islamischen Ländern und insbesondere der Türkei, so Al Baschir in Istanbul.

Er lud Pressevertreter dazu ein, sich im Sudan selbst ein Bild von der Lage zu machen. Organisationen, die bereits vor Ort sind, sprechen jedoch eine andere Sprache. So Spricht Amnesty International von insgesamt 290.000 Toten und zwei bis drei Millionnen Vertrieben.

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Türkei gewährt USA Zugang zum Schwarzen Meer

Das Ersuchen der US-Marine um eine Durchfahrtsgenehmigung durch die türkischen Meerengen wurde von türkischen Stellen positiv beantwortet. Die Konsequenzen dieser Entscheidung werden in der Türkei kontrovers diskutiert.

Das US-amerikanische Schiff "USS McFaul" passierte nach Augenzeugenberichten gegen 9 Uhr Ortszeit in Begleitung türkischer Partouillenboote die Dardanellen bei Çanakkale. Wenig später soll das unter NATO-Flagge kreuzende polnische Schiff "Pulaski" ebenfalls die Dardanellen passiert haben.

Sinan Oğan vom Strategieinstitut TÜRKSAM urteilte, dass das internationale Abkommen von Montreux mit der türkischen Entscheidung dauerhaft verwässert worden sei. So sei das Schwarze Meer die einzige Meeresregion der Welt gewesen, die die USA nicht hätten befahren könnten. Folglich hätten die USA ein großes Interesse daran, das Abkommen von Montreux auszuhebeln. Die georgischen Häfen seien für einen Schlag gegen den Iran von enormer Wichtigkeit. Viel wichtiger sei für die USA jedoch die Stationierung von Schiffsverbänden in Bulgarien, Rumänien und vor allem der Ukraine, die es zum Beitritt in die NATO ermutige. So hätten die USA in den genannten Ländern bereits Militärbasen eingerichtet, sie könnten die Häfen wegen des Vertrages von Montreux jedoch nicht anlaufen. Er beschuldigte die Türkei indirekt, zugunsten der USA einen Rechtsbruch geleistet zu haben.

Der Experte für Internationales Recht vom Strategieinstitut USAK, Dr. Yücel Acer, sieht durch die türkische Genehmigung hingegen zumindest kein rechtliches Problem. So regelten die Statuten des Vertrages eindeutig, dass bis zu 9 Schiffe eines Flottenverbundes die türkischen Meerengen passieren dürfen. Staaten, die über keine Schwarzmeerküste verfügten, dürften sich laut Vertrag mit ihren Schiffen trotzdem bis zu 21 Tage im Schwarzen Meer aufhalten.

Beide Experten warnten jedoch vor russischen Reaktionen auf die türkische Hilfestellung. Sollte die Durchfahrtsgenehmigung die feste Installation US-amerikanischer Verbände im Schwarzen Meer zur Folge haben, dürften nach einhelliger Meinung die kritischsten Zeiten im türkisch-russischen Verhältnis noch bevorstehen.

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