Montag, 6. Oktober 2008

Necla Kelek: Die Türkei ist nicht reif für Europa

Die Soziologin Necla Kelek hat der Türkei in einem Beitrag für das Magazin Cicero die Beitrittsfähigkeit zur Europäischen Union abgesprochen.

So schreibt Kelek, dass die Türkei zumal aus politisch-strukturellen Gründen keine Kandidatin für eine Aufnahme in die EU sein könne. Die Türkei könne insbesondere die europäische Tradition der Trennung von Staat und Religion nicht vorweisen. Auch aus wirtschaftlichen Gründen sei ein EU-Beitritt der Türkei nicht empfehlenswert.

Zur Untermauerung ihrer Ansichten bezieht sich Kelek dabei auf die Historiker Hans-Ulrich Wehler und Heinrich August Winkler, deren Ansichten jedoch alles andere als unumstritten sind. Das Argument, wonach die Türkei "[n]ach geografischer Lage, historischer Vergangenheit, Religion, Mentalität [...] kein Teil Europas" sei, ist kein Faktum, sondern eine Meinung. Eine unter vielen.

So schreibt Heinz Kramer in einem Beitrag für die "Stiftung Wissenschaft und Politik", dass “[b]ei einer rein geographischen Betrachtung auch andere Abgrenzen des Raumes Europa plausibel [wären].” Auch die übrigen Argumente sind so klar nicht, denn “[d]as ´Projekt Europa´ ist bisher weder analytisch noch politisch so eindeutig definiert worden, dass die Folgen einer türkischen Mitgliedschaft angemessen beurteilt werden könnten. Auch die Kulturgrenze, die durch den Beitritt angeblich überschritten würde, läßt sich nicht exakt bestimmen, wenn sie nicht als religiöse Abgrenzung gegenüber islamischen Staaten und Gesellschaften definiert wird.”

Wie man sieht liegen sowohl für als auch gegen den EU-Beitritt ernstzunehmende Argumente vor. Sie müssen jedoch politisch bewertet werden, denn sie sprechen nicht per se für Dieses oder Jenes. Dies kann jedoch seriöserweise nur auf der Grundlage einer rationalen Herangehensweise an das Thema geschehen. Es sollte insbesondere im Interesse der Soziologin Necla Kelek sein, die Debatte um die Beitrittsfähigkeit der Türkei zu versachlichen anstatt sie zu ideologisieren. Zumindest fachlich sollte man dies von einer Sozialwissenschaftlerin erwarten dürfen.

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Türkei reagiert auf Anschlag

Nach dem blutigen Anschlag der PKK, bei dem am Freitag Abend 15 türkische Soldaten getötet wurden, läuft die türkische Diplomatie auf Hochtouren.

So wurde der US-amerikanische Botschafter Ross Wilson in das türkische Außenministerium einbestellt. Der Staatssekretär im Außenministerium Ertuğrul Apakan forderte die USA in dem Gespräch dazu auf, sich im Kampf gegen die PKK stärker zu involvieren. Auch der irakische Botschafter wurde einbestellt und erhielt eine diplomatische Note, in der der Irak ultimativ dazu aufgefordert wird, seinen Teil der Grenze zu sichern und bei der Identifizierung der Schuldigen mitzuhelfen.

Der Vorschlag des irakischen Präsidenten Dschala Talabani, wonach sich der türkisch-irakisch-amerikanische Koordinierungsrat unverzüglich treffen soll, wird derzeit noch bewertet. Allerdings setzt die Türkei in die Arbeit dieses Gremiums keine großen Hoffnungen mehr.

Unterdessen hat die türkische Luftwaffe wiederholt Einsätze im Nordirak geflogen und Stellungen der PKK bombardiert.

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Enthüllungen über Waffenhilfen während des Bosnien-Krieges

Der Journalist Ahmet Abakay behauptet in seinem Buch “Das Notizbuch des Ministerberaters” ("Bakan Danışmanı’nın Not Defteri"), dass in einem Flugzeug, dass während des Bosnien-Krieges eine türkische Ministerin zu einer Konferenz nach Sarajewo brachte, große Mengen an Waffen für bosnische Muslime transportiert wurden.

Abakay war neben seiner Tätigkeit als Journalist viele Jahre als Berater türkischer Minister tätig. Die Zeitung Taraf berichtet, dass er in seinem Buch pikante Details über versteckte Waffenhilfen für bosnische Muslime erzählt. Zu jener Zeit wurde die Türkei von der ANAP-DYP-Koalition regiert. Die Organisation der islamischen Konferenz hatte ihre Mitgliedsstaaten aufgrund des Bosnien-Konflikts 1996 nach Sarajewo gebeten. Die Türkei wurde von der damaligen Ministerin für Frauen, Imren Aykut, vertreten.

Aykut reiste jedoch nicht in einer Maschine der türkischen Regierung, sondern in einem Cargo-Flugzeug, dass nicht gekennzeichnet war und keinen Rückschluss über seine Herkunft erlaubte. Nach Angaben Abakays war der gesamte Innenraum des Flugzeugs mit Waffen beladen, so dass nicht einmal Platz für reguläre Sitze zur Verfügung gestanden habe. Die türkische Delegation habe in den Netzen, die an den Flugzeugwänden befestigt waren, Platz nehmen müssen. Die Herkunft der Waffen wurde nicht erwähnt.

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Blutiges Zuckerfest, die Zweite: 146 Verkehrstote während der Feiertage

Nach Angaben des Senders NTV sind während der neuntägigen Feiertage zum Ende des Ramadan 146 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen.

Der Leiter der Verkehrspolizei, Celal Uzunkaya, sagte, dass der Großteil der Unfälle auf überhöhte Geschwindigkeit, ein unachtsame und unverantwortliche Fahrweise sowie Ignoranz gegenüber den Wetterbedingungen zurück zu führen sei. Neben den 146 Toten sind 649 Verletzte zu beklagen.

Am letzten Feiertag passierten die meisten Unfälle. So starben am 5. Oktober bis 18 Uhr bei 18 Unfällen 31 Personen, 59 Menschen wurden verletzt.

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Diyanet: Erzieht eure Kinder zur Freiheit

Der stellvertretende Präsident des türkischen Amts für religiöse Angelegenheiten "Diyanet" hat sich in der letzten Ausgabe der offiziellen Publikation der Behörde dafür ausgesprochen, in der religiösen Erziehung einen neuen, offeneren Ansatz zu verfolgen.

So schreibt Prof. Dr. M. Şevki Aydın, dass anstelle eines repressiven, nur an der Form und nicht am Inhalt orientierten Verständnisses von Religion eine tolerantes, auf der Wahl des Individuums basierendes Modell von Religion zur Grundlage religiöser Erziehung gemacht werden solle.

Die Erziehungsberechtigten sollten endlich damit aufhören, ihre eigene Vorstellung von Religiosität zum Maßstab der Erziehung ihrer Kinder zu machen. Dies könne nur nachteilige Effekte aufweisen. Kinder, die auf diese Art und Weise erzogen worden seien, wären “blind und sklavisch”, wohingegen es wichtig sei, dass religiöse Menschen aus Überzeugung glaubten.

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