Dienstag, 16. September 2008

Die Türkei - Ein Hindernisparcour für behinderte Menschen

In der Türkei gestaltet sich der Alltag behinderter Menschen extrem schwierig. Im Straßenbild der Türkei sucht man vergeblich nach behinderten Menschen. Nicht weil es keine behinderten Menschen gibt, sondern weil diese nach wie vor mit einer miserablen Infrastruktur gestraft sind.

Selbst in der Metropole Istanbul verfügen nur ausgewählte Gebäude über behindertengerechte Eingänge, Aufzüge oder Zugänge. Das gilt leider ebenso für öffentliche Verkehrsmittel, wie z.B. für das vor zwei Jahren in Betrieb genommene Metrobussystem. Um das Verkehrsaufkommen zu entlasten und Fahrgästen der Metro weitere Reiseziele anzubieten wurde das Metrobussystem etabliert. Täglich nutzen etwa 400.000 Menschen diese komfortable Reisemöglichkeit. Behinderte Menschen jedoch können nur auf die Hilfe ihrer Mitmenschen hoffen, um Hindernisse zu überwinden. So berichtet Sondakika heute, dass der Großteil der 24 Stationen der Metrobuslinie zwischen Avcılar und Zincirkuyu nicht behindertengerecht seien. Entweder seien die Zugänge zu dem Bus nicht behindertengerecht oder aber die Busstation könne beispielsweise nur über eine Treppe verlassen werden.

Selbst Mütter mit Kinderwagen stehen vor erheblichen Problemen und seien auf die Hilfe Ihrer Mitmenschen angewiesen. Das Defizit an behindertengerechter Infrastruktur muss schnellstmöglich behoben werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung nicht von heute auf morgen vollzieht. Öffentlichkeitwirksame Aktionen könnten den Druck auf die Politik erhöhen und den Vorgang beschleunigen. Insbesondere vor dem Hintergrund eines möglichen EU-Beitritts sind diesbezügliche sozialpolitische Maßnahmen dringend erforderlich und ebnen hoffentlich schon bald den Weg für unsere „besonderen“ Mitmenschen.

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Journalisten bewerten erste Pressekonferenz des neuen türkischen Generalstabs

Der neue Generalstabschef Ilker Başbuğ hat die türkische Presse zu seinem ersten Pressebriefing geladen. Wie der Türkeimonitor berichtete, wurden insbesondere linke Medien nicht geladen.

Nach dem Ende des Briefings berichteten die Chefredakteure der Zeitungen Sabah, Milliyet und Yeni Şafak dem Sender NTV vom Verlauf der Konferenz.

Der Chefredakteur der Sabah, Ergun Babahan, berichtete folgendes:

„General Başbuğ hat gesagt, dass die PKK demoralisiert und fast zerbrochen sei. Wenn man diese Gelegenheit nutze, so könne man die Organisation komplett zerschlagen. Jedoch müssten hierzu einige Schritte erfolgen. Er brachte seine Bedenken bezüglich des Zulaufs zur PKK zur Sprache. Die Zahl der PKK-Kämpfer habe sich seit den 1990ern kaum verändert, da sich weiterhin Jugendliche aus dem Westen und aus Syrien der Organisation anschließen würden.

Das Thema Begnadigungen ist nicht auf den Tisch gekommen. Wir wissen ohnehin, dass er gegen Begnadigungen ist. Weiterhin sagte er, dass man bezüglich der Verlängerung des Irak-Mandats keine Probleme mit der Regierung habe. Die Zusammenarbeit mit den USA werde fortgesetzt. Er machte Anmerkungen in Verbindung mit der kurdischen Führung im Nordirak. Während der Georgien-Krise habe die Türkei seiner Meinung nach eine erfolgreiche Politik betreiben.

Der Besuch von Generälen, die im Zuge der Ergenekon-Ermittlungen verhaftet wurden, sei eine menschliche Pflicht, man solle nicht auf dem Rücken des Militärs Politik betrieben.“

Der Chefredaktuer der Milliyet Sedat Ergin bewertete die Konferenz wie folgt:

„Die Konferenz dauerte 3,5 Stunden, und ein Großteil der Zeitungen war vertreten. Die Zeitungen Zaman, Vakit, Taraf, Birgün und Evrensel waren nicht vertreten. Es wurde gefragt, was die Kriterien für die Presseakkreditierungen seien. General Başbuğ sagte, dass es keine solchen Kriterien gebe. Man orientiere sich an den Leitlinien des Journalistenverbands und des Presserats. Ab sofort werde es jede Woche ein Konferenz geben.

Er betonte, das niemand auf dem Rücken des Militärs Politik betreiben soll. Darauf hin habe ich ihn an die Mitteilung des Generalstabs vom 27. April (2007) erinnert. (In der Nacht des 27. April veröffentlichte der türkische Generalstab vor dem Hintergrund der landesweiten prolaizistischen Demonstrationen ein Communiqué, in dem es bei einer weiteren Islamisierung der türkischen Politik sein Eingreifen andeutete. Dieses Schreiben wird in der Türkei seit dem als „e-Memorandum“ bezeichnet.) Er sagte, dass er sich dazu nicht äußern könne, da sein Vorgänger hierfür verantwortlich sei. Es stehe ihm nicht zu, dies zu kommentieren.

Es sei ungerecht, den Gefängnisbesuch als Versuch der Beeinflussung der Judikative zu bewerten.“

Abdülkadir Selvi, der Chefredakteur der Zeitung Yeni Şafak äußerte sich wie folgt zu der Konferenz, zu der seine Zeitung erstmalig eingeladen wurde:

„Wir wurden vom Generalstab mit Zuneigung begrüßt. Wir sind uns des Normalisierungsprozesses bewusst und werden unseren Beitrag dazu leisten.“

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Kein Schwarz für türkische Imame

Das türkische Amt für religiöse Angelegenheiten hat entschieden, das äußere Erscheinungsbild der Vorbeter in den Moscheen zu vereinheitlichen.

So soll das traditionell von den Imamen bevorzugte Schwarz einem Cremeweiss Platz machen. Da die meisten Imame die Farben ihrer Roben selbst wählen, sei ein uneinheitliches Bild entstanden, dem man nun entgegenwirken wolle.

Ein Ankaraner Atelier wurde damit beauftragt, 32.000 Roben und Kopfbedeckungen zu schneidern. Die Direktorin des Institus, Ayşenur Usta, sagte dem Sender NTV, dass man ca. 8.000 Outfits im Monat produzieren könne. Die Kopfbedeckung der Imame, der traditonelle Fes, der eigentlich auf dem Knie mit einem Turban umwickelt wird, wird nunmehr maschinell gefertigt. Der landesweit bekannte Meister der Fes-Herstellung Şakir Sayılır aus Konya hat hierzu eigens eine Maschine konstruiert, die in dem Atelier in Ankara eingesetzt wird.

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Zyprische Jugendliche bringen die Führer der Türken und der Griechen zusammen

Zyprische Jugendliche haben im Zuge der Aktion mit dem Titel "Gemeinsame Lieder für den Frieden" die beiden Führer der türkischen und der griechischen Zyprer erneut zusammen gebracht.

Sowohl Christofias als auch Talat betonten ihren Willen, die Verhandlungen mit großem Nachdruck zu verfolgen. Zu den beiden Führern der Volksgruppen gesellte sich der Sondergesandte des UN-Generalsekretärs für Zypern, Taye-Brook Zerihoun.

Der Führer der griechischen Zyprer Christofias betonte seinen Willen, die Verhandlungen mit dem Ziel einer Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel zu führen. Er sei stolz auf die zyprische Jugend, die eine solche Aktion bewerkstelligt habe. Talat wiederum bekräftigte das Ziel einer wiedervereinigten Insel, wies jedoch darauf hin, dass ein Gesamtzypern für die türkische Seite nur als Föderation denkbar sei.

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MEDIZ veröffentlicht Buch zur Situation von Frauen in türkischen Medien

Die Medien-Observationsgruppe MEDIZ hat im Anschluss an das an der Istanbuler Bilgi Universität abgehaltene Symposium mit dem Titel "Für eine Medienlandschaft ohne Geschlechterdiskriminierung" die Ergebnisse ihrer Studien zur Situation von Frauen in Medien als Buch veröffentlicht.

Die Initative zur Überwachung der Repräsentierung von Frauen in den Medien konzentriert sich seit ihrem Bestehen auf vier Bereiche: Die Art der Repräsentation von Frauen in Medien und Formaten, die Repräsentation von Frauen in der Arbeitswelt der Medien, die Rechte von Frauen als Medienkosumentinnen und die Probleme von Frauenmedien.

Das Buch widmet sich diesen Feldern und präsentiert sowohl die auf dem Symposium vorgestellten Studien, als auch weitere Erhebungen. Das Buch kann unter den Telefonnummern +90(0)212 251 64 57 und +90(0)535 566 60 48 direkt bei MEDIZ angefordert werden.

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Initiative gegen die Schließung der DTP

Eine zivilgesellschaftliche Initiative hat gegen die Bestrebungen des Verfassungsgerichts protestiert, die prokurdische DTP zu verbieten.

Die Mitglieder der Initative „Die DTP darf nicht verboten werden“ Arife Köse, Neslihan Türkan, Zeynep Tanbay ve Hakan Tahmaz haben in den Räumlichkeiten der Maschinenbauingenieurskammer in Istanbul eine Pressekonferenz abgehalten und über die Aktivitäten der Initiative aufgeklärt. Dabei betonte die Sprecherin Zeynep Tanbay, dass ein Verbot der DTP der „Vernichtung einer Brücke zwischen den Völkern“ entspreche.

Tanbay sagte: “Das kurdische Volk hat wiederholt Parteien gegründet. Jede gegründete Partei wurde vom Verfassungsgericht verboten und die Abgeordneten wurden zu Gefängnisstrafen verdonnert. Es ist eine Ungerechtigkeit, die Partei des kurdischen Volkes zu verbieten, es lässt die Hoffnung auf eine friedliche und demokratische Lösung des kurdischen Problems erblinden.“

Ein Verbot der DTP sei kein kurdisches Problem, sondern stelle eine Herausforderung für alle in der Türkei lebenden Menschen dar. Tanbay forderte, dass die Türkei aufhören solle, „ein Parteiengrab zu sein“. Der Druck auf Demokratisierung, Vereinigungsfreiheit, Meinungs- und Versammlungsfreiheit solle endlich aufhören. Tanbay klärte über die Vorgehensweise der Initaive auf, wonach die gesammelten Unterschriften dem Parlamentsprädidenten Toptan als Zeugnis des türkischen Wählers übergeben werden sollen. Auch die DTP-Fraktion im türkischen Parlament soll besucht werden.

Unter den Unterzeichnern der Initative befinden sich unter anderem:
Der Autor Adalet Ağaoğlu, der Dichter Ahmet Telli, die Schauspielerin Ayça Damgacı, die Autorin Ayşe Kulin, die Autorin Ayşegül Devecioğlu, Prof. Baskın Oran, der Journalist Berat Günçıkan, die Vorstandssprecherin der türkischen Grünen Bilge Contepe, der Sprecher der 78’er-Vereinigung Celalettin Can, der Vorsitzende der Revolutionären Sozialistischen Arbeiterpartei (DSİP) Doğan Tarkan, der Soziologe Ferhat Kentel, die Vorsitzende der Sozialistischen Demokratischen Partei (SDP) Filiz Koçali, Prof. Dr. İrfan Açıkgöz, der Vorsitzende der Arbeitspartei (EMEP) Levent Tüzel, Prof. Dr. Melek Göregenli, die Journalistin Meral Tamer, der Journalist Murat Çelikkan, Doç. Dr. Serdar M. Değirmencioğlu, die Frankfurter Stadträtin Yıldız Köremezli-Ekiner, der Schauspieler Mahir Günşiray, der Journalist İpek Çalışlar, der Autor Vedat Türkali, der Journalist Oral Çalışlar sowie der Musiker Kerem Kabadayı.

Die Website der Initiative ist hier zu finden.

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