Dienstag, 30. September 2008

Alev Korun - Die erste österreichische Abgeordnete mit Migrationshintergrund

Die türkischstämmige Alev Korun, die für die Grünen kandidierte, hat bei den österreichischen Parlamentswahlen Geschichte geschrieben. Die Wahl Koruns wirkt wie ein, wenn auch blasser, Hoffnungsschimmer dieser Wahl, bei der der äußerste rechte Rand, vertreten durch die Parteien FPÖ und BZÖ, einen immensen Stimmenzuwachs verzeichnen konnte.

Korun, die 1969 in der Türkei geboren wurde, besuchte das österreichische Sankt Georgs-Gymnasium in Istanbul und studierte darauf hin an den Universitäten in Innsbruck und Wien Politische Wissenschaft und Gender Studies. 1993 trat sie den Grünen bei. 1998 war sie Mitgründerin des Europäischen Netzwerks gegen Rassismus. Von 1999 bis 2005 war sie Referentin der Parlamentsfraktion für Minderheiten, Migration und Menschenrechte. 2005 wurde sie Wiener Gemeinderätin.

Der Zeitung Taraf erläuterte Korun ihre politischen Ziele:

“Migranten haben eine große Reihe von Problemen. Sie leben in schlechten Behausungen, sind im Bereich Bildung mit großen Ungerechtigkeiten konfrontiert und finden aufgrund von Diskriminierungen oft keine adäquate Beschäftigung. Ich werde mich insbesondere im Bereich Bildung für die Chancengleichheit von Migranten der zweiten und dritten Generation einsetzen. Es müssen Projekte geschaffen werden, in denen neben sehr guten Kenntnissen der deutschen Sprache auch die Muttersprache unterrichtet wird. Auch die Zahl der Lehrkräfte, die neben Deutsch Türkisch bzw. Jugoslawisch sprechen, muss erhöht werden. Migrantinnen erhalten ihren Aufenthaltsstatus in Abhängigkeit von ihren Ehemännern. Im Falle einer Scheidung erlischt dieser wieder. Migrantinnen muss ein eigenes Recht auf legalen Aufenthalt zugestanden werden.”

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Die moderne Frau - das unbekannte Wesen

Das Direktorat für familienbezogene und soziale Untersuchungen, das direkt dem türkischen Ministerpräsidialamt untergeordnet ist, gibt ein Magazin namens “Aile ve Toplum” (“Familie und Gesellschaft”) heraus. In diesem Magazin hat der Lehrbeauftragte der Inönü-Universität Dr. Ünal Şentürk über seiner Meinung nach regelrecht schädliche Auswirkungen von Fernsehserien-Drehbüchern geschrieben.

Es sei schädlich gegenüber der Institution Familie, wenn die Protagonistinnen äußerst populärer Fernsehserien als geschieden, alleinstehend oder in wilder Ehe lebend dargestellt würden, so der Soziologe. Der Wissenschaftler diagnostiziert in seinem Aufsatz eine Reihe gesellschaftlicher Phänomene, die er für schädlich hält. Es sind dies die Erhöhung der Scheidungsrate, wilde Ehen, gleichgeschlechtliche Ehen und ein erhöhtes Heiratsalter. Sein Rezept: Die Anpassung von Fernseh-Drehbüchern. In der Radikal äußern sich einige der bekanntesten Drehbuchautoren der Türkei über den Vorstoß Şentürks.

Eylem Canpolat und Sema Ergenekon:
“Wir schreiben nicht über moralische Vorbilder, sondern orientieren uns an dem, was ist. Keine der Personen oder Geschichten, über die wir schreiben, ist diesem Land fremd. Wir haben den Aufsatz als Reaktion darauf verstanden, dass die Frauen in unseren Drehbüchern so leben, wie sie es selbst für richtig halten.”

Gaye Boralıoğlu:
“Betrachten wir das Thema doch einmal anders herum. Alle Familien in den Serien sind glücklich, die Frauen sind trotz des auf sie ausgeübten Drucks still und schützen ihre Familie. Können sie sich vorstellen, wie realitätsfremd solch ein Szenario im Sinne Dr. Şentürks wäre?”

A. Haluk Ünal:
“Ich glaube nicht, dass die soziokulturelle Erscheinungsform ´Familie´ heilig sein kann. Der Autor, der das Gegenteil behauptet, schreibt dies nicht von einem realistischen, sondern von einem ideologischen Standpunkt heraus.”

Melek Özman (MEDIZ):
“Leider muss man den Eindruck gewinnen, dass das dem Ministerpräsidialamt untergeordnete Direktorat der Not, die Frauen erleiden und den Kampf, den sie führen, ablehnen.”

Nilgün Öneş:
“Es sind Frauen, die erniedrigt werden, weil sie Partnerschaften ohne Trauschein führe, nicht Männer. Neue Formen des Zusammenlebens zu ignorieren bedeutet, den Kopf wie ein Strauss in den Sand zu stecken. Wenn wir Moral und Anstand hinterfragen wollen, müssen wir dies auch bei Männern tun. Wenn diese Lebensformen schon Stoff für Fernsehserien geworden sind, ist es vielleicht an der Zeit, sie als neue Formen des Zusammenlebens zu akzeptieren.”

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Türkei kauft US-amerikanische Raketen

Die türkische Luftwaffe erwirbt von den USA 107 Luft-Luft-Raketen des Typs “Amraam” zu einem Preis von US$ 157 Mio.

Das Pentagon erklärte, dass mit der türkischen Luftwaffe eine Vereinbarung über den Verkauf von 107 Luft-Luft-Raketen des Typs “Amraam” (Advanced Medium Range Air-to-Air Missiles) geschlossen wurde. Die Türkei wird den USA hierfür US$ 157 Mio. zahlen. Sollte der US-amerikanische Senat dem Vorhaben nicht binnen zwei Wochen widersprechen, geht der Verkauf wie geplant über die Bühne.

Es ist geplant, dass türkische Kampfjets vom Typ F-16 mit diesen Raketen mittlerer Reichweite bestückt werden. Nach Angaben des Pentagon sei die hohe Kampfkraft der türkischen Armee und deren Ausstattung mit modernem Material im Interesse der USA.

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Demonstranten fordern Akdağs Rücktritt

Eine zivilgesellschaftliche Initiative hat vor dem Gesundheitsministerium in Ankara dafür protestiert, die Hintergründe des Säuglingssterbens in türkischen Kliniken aufzuklären. Die Initiative fordert den Rücktritt von Gesundheitsminister Recep Akdağ.

Die protestierende Gruppe versammelte sich zunächst vor dem Menschenrechtsdenkmal in der Yüksel Strasse und nahm von dort Kurs auf das Gesundheitsministerium. Die Menge hielt weiße Ballons und Plakate in den Händen, auf denen “Wir können über den Tod von Babys nicht schweigen”, “Ich schäme mich dafür in einem Land zu leben, das das Leben von Kindern nicht schützt” und “Stoppt das Säuglingssterben” geschrieben stand. In Anspielung auf eine Äußerung von Ministerpräsident Erdoğan, wonach türkische Frauen 3 Kinder gebären sollen, waren auch Plakate zu sehen, auf denen gefragt wurde, wo diese Kinder zur Welt kommen sollen.

Im Namen der Gruppe verlas das Vorstandsmitglied des Kinderhilfsvereins “Gündem”, Esin Koman, eine Presseerklärung, wonach der Tod von über 62 Säuglingen in Krankenhäusern in Izmir und Ankara in den letzten zwei Monaten auf Vernachlässigungen dienstlicher Pflichten sowie die mangelhafte Ausstattung mit Personal und Material zurückzuführen seien.

In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der in Krankenhäusern verstorbenen Säuglinge somit auf über 100 angewachsen. Die Vereinigung türkische Ärzte habe bereits 2005 in einem Bericht auf Missstände hingewiesen und Maßnahmen der Verbesserung dieser Umstände vorgeschlagen.

Nachdem die Erklärung verlesen wurde, ließen die Teilnehmer der Demonstration die Ballons zum Himmel steigen, hinterließen ihre Plakate vor dem Gesundheitsministerium und gingen anschließend auseinander.

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