Dienstag, 20. Mai 2008

Verbot...und dann?

Während in der türkischen Öffentlichkeit das Votum des Verfassungsgerichtes zum Verbotsantrag gegen die AKP mit äußerster Spannung erwartet wird, zeichnet sich schon jetzt die Strategie der Partei für die "Zeit danach" ab.
Während der Spiegel herausgefunden haben will, dass das Geschäft über eine Nachfolgeorganisation weitergehen solle, scheint die Ausgangslage doch etwas vertrackter zu sein als gemeinhin angenommen. Lediglich eine neue Organisation zu gründen, ist wahrscheinlich selbst der AKP zu simpel. Es darf nun wirklich nicht ernsthaft angenommen werden, dass ein solcher Etikettenschwindel ein weiteres schnell eingeleitetes Verbotsverfahren verhindern würde. Somit steigt auch die Anzahl der zu berücksichtigenden Szenarien. Hier eine Auswahl:

Wird die AKP verboten und erhalten mindestens 28 Politiker ein politisches Betätigunsgverbot, so werden nach Artikel 78 der türkischen Verfassung vorgezogene Neuwahlen angesetzt. Tritt dieser Fall ein, so werden auch die Kommunalwahlen, die laut Verfassung ein Jahr vor oder nach den Parlamenstwahlen stattfinden sollen, vorgezogen. Trifft das Verfassungsgericht seine Entscheidung im Juli, so sind spätestens für September Wahlen anzusetzen, wird die Entscheidung im Zeitraum September-Oktober getroffen, so werden die Wahlen im Dezember 2008 bzw. Januar 2009 stattfinden.

Was passiert aber, wenn die Partei verboten wird, jedoch weniger als 28 Politikern die Betätigung untersagt wird? Es ist anzunehmen, dass die AKP in einem solchen Fall Druck auf Abgeordnete ausüben wird, freiwillig ihr Mandat niederzulegen, um über einen solchen Weg das erste Szenario durchführen zu können und zu vorgezogenen Neuwahlen zu kommen.

Was passiert genau mit den verwaisten Mandaten? Die türkische Verfassung schreibt vor, dass in diesem Fall in dem betreffenden Wahlkreis eine Nachwahl stattfindet. Über diesen Weg wurde Ministerpräsident Erdogan seinerzeit zum Abgeordneten des Wahlkreises Siirt.

Gleichwohl ist eine vorgezogene Neuwahl für die AKP mit nicht unerheblichen Bauchschmerzen verbunden, denn nicht nur die aktuell schleppende wirtschaftliche Entwicklung lassen einen Stimmenverlust für die AKP befürchten. Hinzu kommt, dass die meisten Abgeordneten der AKP noch immer "ausgebrannt" von den letzten Wahlkämpfen sind.

Trotz allem gibt es momentan keine greifbare Alternative zur Option "Neuwahlen". Im schlechtesten Fall, d.h. wenn das Verfassungsgericht sein Urteil bis zum März 2009 aufschiebt, werden die für diesen Zeitraum angesetzten Kommunalwahlen die AKP kalt erwischen.

Was die Frage des politischen Betätigunsgverbots für Erdogan betrifft, kann er versuchen, sich als unabhängiger, sprich parteiloser Abgeordneter ins Parlament wählen zu lassen, danach den Staatspräsidenten bitte, ihn mit der Regierungsbildung zu beauftragen und das erforderliche Vertrauensvotum zu absolvieren. Er dürfte lediglich kein Mitglied einer politischen Vereinigung sein. mehr...

Was haben der Nationale Integrationsplan, die einfache Staatsbürgerschaft und die Arbeit des DFB gemeinsam?

Laut BTEU wirbt Maria Böhmer (Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration) bei Migranten für mehr Vetrauen in die Bundesregierung. So weit so gut. Im Wortlaut heißt es: "Wir haben bei der Integration umgesteuert und eine Aufbruchstimmung erzeugt. Alle tragen mit erheblichen Anstrengungen dazu bei, dass unser großes gemeinsames Projekt, der Nationale Integrationsplan, Wirklichkeit wird: Bund, Länder, Kommunen, die Wirtschaft, die Medien, der Sport, die Zivilgesellschaft."

Hallo? Kann mir vielleicht irgendwer verraten, was mit Aufbruchstimmung gemeint ist? Doch nicht etwa, das Migranten erst jetzt wahrgenommen werden? Oder etwa doch? Bisher hab ich jedenfalls von einer Aufbruchstimmung nichts mitgekriegt.

Nehmen wir als Beispiel den Bereich Sport bzw. genauer, den Fußballsport. Hier werden junge talentierte Spieler türkischer Abstammung vor die Wahl gestellt: Entweder DFB-Auswahl oder aber die Karriere in der Vereinsmannschaft ist eventuell sogar zum Scheitern verurteilt. Aber wieviele türkische Spieler haben es bis jetzt in die DFB A-Manschaft geschafft? Eine Lobby haben sie in der Vergangenheit scheinbar nicht gehabt. Aber vielleicht ändert sich das bald? Dem deutschen Fußballsport gehen langsam aber sicher die Nachwuchsspieler aus. Soviel steht fest.

Moment mal, nicht zwangsläufig, sondern nur wenn es nicht gelingt, die Altintops und Bastürks der Zukunft jetzt schon für den DFB zu gewinnen und deren Vorbildfunktion genau für diesen Zweck zu instrumetalisieren.

Und genau hier fängt das Problem an. Im Rückschluss kann die Entscheidung sich für die eine oder andere Nationalmannchaft zu entscheiden, für ein Individuum, ob es im Ausland oder im Heimatland aufgewachsen ist oder nicht, die Aufgabe der eigenen Identität bedeuten, die sowohl aus einer, zwei oder mehr Nationalitäten bestehen kann. Bisherige Praxisbeispiele wie die Altintops und andere Spieler lassen jedoch vermuten, das banal ausgedrückt, desto weiter Menschen vom Ursprungsland entfernt leben, sie gerade nicht bereit sind es komplett aufzugeben. Warum sollten Sie auch?

Und genau dieses Dilemma negiert eine tatsächliche Integration. Wenn ich zwei oder drei Pässe in der Tasche habe fällt es eben leichter, auf den einen oder anderen zu verzichten. Denn dann würde ich mich besipielsweise als Fußballballspieler nicht gegen eine Nationalität, sondern für eine entscheiden, ohne eine komplett aufgeben zu müssen.

Mein Fazit: Ohne doppelte Stastbürgerschaft auch in Zukunft keine Integration und sehr wahrscheinlich weniger Titel für Fußballdeutschland! mehr...

...ja wo ist denn das Wasser?

Der Bürgermeister von Ankara, Melik Gökçek (AKP), hat letzten Sonntag unter großem medialem Tamtam eine Wasserpipeline eingeweiht, die den See Mogan in Gölbaşı bei Ankara mit Frischwasser aus dem Kesikköprü-Staudamm versorgen soll.

Vom Wasser fehlt jedoch seit dem Tag der Eröffnung jede Spur. Der Bezirksvorsitzende der CHP Yusuf Aksakal sieht seine große Chance gekommen und gibt an, nunmehr jeden Tag den Eingang des Wassers kontrollieren zu wollen. mehr...

..und wieder Wasser!

Tja, es gibt halt Tage, wo alles fließt...
Nach dem bekannt wurde, dass die in Aksaray und Umgebung aufgetretenen Fälle von Diarrhoe durch verunreinigtes Trinkwasser entstanden sind, ist es nun auch in Konya und Ankara zu ersten Fällen von Erkrankungen gekommen. In Konya hätten sich in kürzester Zeit ca. 400 Menschen mit entsprechenden Symptomen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser eingefunden, so das Gesundheitsamt der Region.
Unterdessen hat sich die durch ihr inkompetentes Krisenmanagement zu trauriger Berühmtheit gelangte Stadtverwaltung von Aksaray als lebensmitteltechnisch versiert gezeigt: Die Berichte über die im Trinkwasser vorgefundenen Kontaminationsspuren seien höchst Widersprüchlich, so der Bürgermeister Nevzat Palta von der AKP. mehr...

Internationales Ibn Arabi-Symposium in Istanbul und Syrien


Der Kulturverband türkischer Frauen TURKKAD veranstaltet das erste türkische Symposium zu Ibn Arabi. Die Eröffnungsfeier findet am 23. Mai um 9.00 Uhr im Istanbuler CRR statt. Die Veranstaltung wird am 24. und 25. Mai auf dem Gümüşsuyu-Campus der Technischen Universität Istanbul ITÜ fortgeführt, und wird nach der letzten Session, die im syrischen Damaskus vom 26. bis zum 28. Mai stattfindet, beendet.
Die Arbeitsgruppensitzungen werden von Prof. Dr. Mahmud Erol Kılıç und Prof. Dr. Mustafa Tahralı geleitet. Als weitere Teilnehmer sind Prof. Dr. Suad el-Hakim, Prof. Dr. William C. Chittick, Dr. Claude Addas, Prof. Dr. Carl W. Ernst, Prof. Dr. Denis Gril, Dr. Bakri Alauddin, Dr. Pablo Beneito Arias und Prof. Dr. Sachiko Murata angekündigt. mehr...

Toptan zeigt Nerven

Der östereichische Bundespräsident Heinz Fischer ist zu einem Staatsbesuch in der Türkei eingetroffen. Bei einem Empfang durch Paralamentspräsident Köksal Toptan brachte dieser seinen Gastgeber gehörig ins Schwitzen, als Fischer vor laufenden Kameras nach dem status quo im Verbotsverfahren gegen die AKP fragte, der auch Toptan angehört. Toptan wolte sich zunächst mit der Antwort begnügen, dass er nicht über ein laufendes Verfahren sprechen wolle. Als Fischer jedoch immer mehr Details erfragte, sah Toptan keinen anderen Ausweg, als die anwesenden Journalisten zu bitten, den Konferenzraum zu verlassen. mehr...

Mit dem Taxi durch die Meerenge

In Istanbul nimmt ab morgen das erste Wassertaxi der Türkei seinen Dienst auf. Wie die Projektträger vom Verkehrs-Koordinations-Zentrum UKOME mitteilten, ist vorgesehen, dass sich die Istanbuler eines von später über hundert Wassertaxen mit dem Handy an einen Anlegesteg ihrer Wahl rufen und somit den chronisch infarktiösen Strassenverkehr der Mega-City entlasten.


Die Kosten für die Überfahrten wurden wie folgt angegeben:

Von Beylerbeyi nach Ortaköy (1,7 Meilen): 32 YTL, Fahrzeit 6 Minuten
Von Kalamış nach Bebek (7,1 Meilen): 86 YTL, Fahrzeit 23 Minuten
Von Çengelköy nach Beşiktaş (2,3 Meilen): 37 YTL, Fahrzeit 7 Minuten mehr...

Türken in Poesie-Anthologie




In der in den USA veröffentlichten Poesie-Anthologie New European Poets sind sieben türkische Autoren mit ihren Gedichten vertreten. Der von Wayne Miller und Kevin Prufer herausgegebene Band präsentiert dem amerikanischen Publikum die Werke von Haydar Ergülen, Enis Batur, Lale Müldür, Mustafa Ziyalan, Sami Baydar, Seyhan Erözçelik und Didem Madak.
mehr...

YTL verfällt schnell

Die internationale Beratungs- und Steuerprüfungsgesellschaft KPMG hat in ihrem kürzlich vorgelegten Bericht mit dem Titel "Die türkische Wirtschaft - Aussichten und Erwartungen" darauf hingewiesen, dass die türkische Währung YTL in puncto Wertverlust im Zeitraum Januar bis April 2008 weltweit nur noch vom südafrikanischen Rand übertroffen worden sei.
Während die Börsen in New York und London seit der Krise auf dem US-Markt Einbußen in Höhe von ca. 12% verzeichneten, lagen diese Verluste an der Istanbuler Börse bei rund 25%. mehr...

Türkische Ärzte in Palästina

Die türkische Sektion der im Jahr 2000 in London gegründeten internationalen Hilfsorganisation Doctors Worldwide hat ein 5-köpfiges Team aus zwei Urologen, zwei Plastischen Chirurgen sowie einem Anästhesisten in die Westbank geschickt.
Wie Dr. Said Sarahneh, der Oberarzt des größten Regionalkrankenhauses "Aliya" in El Halil mitteilte, sei man mit den türkischen Ärzten, die seit dem 16. Mai in dem Gebiet tätig sind, äußerst zufrieden. Prof. Dr. İhsan Karaman, der Leiter der Mission, sagte, dass die türkischen Ärzte von morgens 8 Uhr bis spät in die Nacht hinein fast ohne Pause operieren würden. Man werde nach Ablauf des Hilfseinsatzes spätestens im September wiederkommen, um weitere Kranke zu versorgen, so Karaman. mehr...

Man darf gespannt sein. Neue Studie über die türkische Community in Berlin.

Aus dem Büro des Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration Herr Günter Piening erscheint: „Berlin deutsch-türkisch, Einblicke in die neue Vielfalt“ von Dr. Martin Greve und Kalbiye Nur Orhan. Herr Dr. Greve war bereits Mitverfasser der letzten Auflage vom „türkischen Berlin“ aus dem Jahre 1998.

Die über 90seitige, reich illustrierte Publikation
gibt es (inklusive einer Anleitung zum Kopftuchbinden) gegen eine Schutzgebühr von 2,00 € beim Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Migration oder bald auch als download.

Herr Piening kommt jedenfalls laut einer Pressemeldung des Landes Berlin zu dem Schluss, dass sich "die Türken" hier zu Lande schon längst nicht mehr über einen Kamm scheren lassen.

Na dann, viel Spaß bei der Lektüre! mehr...

Noch mehr Wasser

Nächstes Jahr findet in Istanbul das "5. World Water Forum" statt. Im Rahmen dieses Events wird von der Initiative Local Agenda 21 das "Water and Cinema Meeting" veranstaltet, welchem ein Wettbewerb vorangeht, an dem sich jedermann beteiligen kann. In den drei Bereichen "Spots für die gesellschaftliche Wohlfahrt", "Dokumentationen und Animationen" sowie "Bildungs- und Wissenschaftsspots" sind die Teilnehmer aufgefordert, ihre Ansichten über das Thema Wasser zu verfilmen.

Der Sieger der nationalen Ausscheidungsrunde wird mit den Finalteilnehmern der Wettbewerbe in Nigeria, Turin, Paris, Verviers, Montreal, Marseille, Mexico City, Quebec und Zaragoza um die globale Platzierung konkurrieren. mehr...

Auf der anderen Seite...

...des Atlantiks befindet sich momentan Fatih Akin, dessen Film "Auf der anderen Seite" im Film Forum des vom Moon and Stars Project veranstalteten "MayFest" bis zum 3. Juni mit englischen Untertiteln gezeigt wird. mehr...

Renovieren für den Frieden

Im osttürkischen Kars hat die Initiative für Gesellschaftliches Engagegement TOG ein Schlurenovierungsprojekt veranstaltet, an dem neben türkischen, deutschen und französischen Studierenden auch 20 Jugendliche aus Armenien teilnahmen.
Wie der TOG-Vorsitzende İbrahim Betil mitteilte, sei diese Aktion nicht nur als Schulrenovierung zu verstehen, sondern sei gleichsam eine vertrauensbildende Maßnahme. Er sei stolz darauf, wenn die Schüler später von ihrer Schule behaupten könnten, dass türkische, deutsche, französische und armenische Jugendliche diese gemeinsam für sie renoviert hätten. mehr...

Kalte Dusche für Staudamm

Die Kreditgeber des Ilisu-Staudamms Deutschland, Österreich und Schweiz haben die türkische Regierung dazu aufgefordert, gegenüber kulturellen und ökologischen Problemen im Zusammenhang mit dem Projekt mehr Sensibilität zu zeigen.

Im Rahmen einer Preseekonferenz im österreichischen Duerstein haben die Kreditgeber die Türkei nun ultimativ dazu aufgefordert, den bestehenden Bedenken mit entsprechenden Maßnahmen entgegenzuwirken, ansonsten werde der Kredit nicht gewährt.


Die am Ilisu-Staudamm zu erzeugende Energie wird 10% der in der Türkei durch hydrothermische Anlagen erzeugten Gesamtenergie betragen. 121.000 Hektar Nutzfläche werden regelmässig bewässert werden können und so der Landwirtschaft zusätzlich zur Verfügung stehen. Der Grundstein wurde 2006 gelegt, 2013 soll der Bau, an dem 7.000 Menschen beschäftigt sein werden, abgeschlossen sein. Es wird erwartet, dass der Staudamm einen nationalen Mehrwert in Höhe US$ 300 Mio. generiert.



Als die Türkei mit einem Finanzkonsortium unter Führung der österreichischen Vatech-Finance GmbH am 14. August 2007 den Kreditrahmenvertrag abschloss, wurde dem Kontrakt ein 153 Punkte umfassender Auflagenkatalog vorangestellt. Die Prüfung der Einhaltung der hier definierten kulturellen, sozialen und ökologischen Kriterien obliegt einer Taskforce der Weltbank. Ein erster vorligender Bericht stellt der Türkei nun ein mangelhaftes Zeugnis aus:



In Bezug auf den Artenschutz gibt es überhaupt keine Verbesserungsbestrebungen. 26 der 35 Kriterien im Bereich Umwelt wurden bislang nicht umgesetzt. Nur bei 5 Kriterien gibt es einen teilweisen Fortschritt.





Der vertraglich vorgeschrieben Umweltaktionsplan, der noch in der Projektphase hätte vorliegen sollen, fehlt bis heute.





Der ebenfalls vertraglich vorgeschriebene Aktionsplan zur Idenifzierung und anschließenden Verbringung archäologisch und historisch bedeutsamer Stätten fehlt ebenfalls.





Die Entschädigung für jene 50.000 Menschen, die aufgrund des Projektes umgesiedelt werden müssen, ist geringer als vorgesehen. Während einige Menschen aus den betroffenen Dörfern den türkischen Staat verklagt haben, habe andere angedroht, wiederholt Asyl bei den kreditgebenden Ländern einzufordern. mehr...

Vorsicht Geldhai!

Das Ausmaß der Kreditkartenverschuldung nimmt in der Türkei immer dramatischere Formen an. Wie Nazım Kaya, der Vorsitzende des türkischen Verbraucherschutzbundes, mitteilte, liegt die nationale Kreditschuld mittlerweile bei rund 35 Mrd. YTL.
Für manche ergibt sich jedoch auch ein neues, sehr lukratives Geschäftsfeld. Auf den Strassen türkischer Städte sind immer mehr Anzeigen von privaten Geldverleihern zu finden. Diese bieten an, die Kreditkartenverschuldung gegen ein happiges Honorar zu begleichen. Der zu entrichtende Zinssatz richtet sich insbesondere nach der Bank, bei der die Schuld besteht. Hat jemand 1000 YTL Schulden, so wird ihm in der Regel angeboten, diese bei der Bank für den Gläubiger zu hinterlegen. Je nach Bank muss der "Kunde" dann zwischen 200 und 450 YTL an den Geldverleiher zurückzahlen, in der Regel nach 12 Monaten. mehr...

Vorsicht Wasser!

Im türkischen Aksaray, sowie im 70 km entfernten Şereflikoçhisar sind insgesamt 6350 Menschen an Symptomen der Diarrhoe erkrankt.

Während die lokalen Behörden den Vorfall lange Zeit als Viruswelle abtun wollten und keine Verzehrwarnung für das Trinkwasser ausgaben, liegen nun verlässliche Untersuchungen über den Kontaminationsgrad des Wassers vor. Der stellvertretende Bürgermeister Aksarays, Sadi Özdil, trank sogar vor laufenden Kameras genussvoll becherweise Leitungswasser, um dessen Unbedenklichkeit zu demonstrieren.

Leider nützte die Show nichts, denn das Refik Saydam Hıfzıssıhha Zentrum erklärte, das in den genommenen Trinkwasserproben eine kritische Menge an Adenoviren, Rotaviran, Noroviren und Kolibakterien vorgelegen habe. So habe zum einen die mangelnde Aufbereitung des Wassers mit Chlor, als auch die kürzlich erfolgte Instandsetzung des Aufbereitungsanlagen sowie der damit zusammen hängende Austausch einiger Wasserleitung zu den Verschmutzungen geführt.

Hakkı Açıkalın, der ehemalige Vorsitzende der Ärztekammer von Aksaray, sagt, dass ihm so ein Fall in seiner 28jährigen Berufslaufbahn noch nie begegnet sei.

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Pala ist tot

Mustafa Yağcı, von vielen aufgrund seines stolzen Bartes einfach nur "Pala" genant, ist tot.
Über die Jahre zu einem der Symbole der Istiklal Caddesi geworden, war er seit nunmehr sechzehn Jahren immer vor der Ağa Moschee anzutreffen. Wie nun bekannt wurde, ist er vor ca. einer Woche verstorben. Wie Palas Freunde aus Asmalımescit mitteilten, verstarb er nach einer schweren Krankheit. Pala, der keinen ständigen Wohnsitz hatte, kam mit den Zuwendungen der Touristen aus, die sich mit ihm fotografieren liessen. Auf die Frage nach den Verhältnissen, in denen Pala lebte, antwortete einer seiner Bekannten:" Pala war sehr allein. Die Einsamkeit war auch für ihn die größte Armut."

Pala gab sogar mal einen Gedichtband mit eigener Poesie heraus, und wurde seitdem auch "Pala Şair", der Dichter Pala genannt. Neben seinem auffälligem Bart und seiner kaum zu übersehenen Mütze waren seine Abzeichen sein größter Besitz. Auf seinem Revers fanden sich die über türkische Fahne, das mythologische Schwert Zülfikar, das Friedenszeichen und das Symbol des Filmfestivals viele Symbole unterschiedlicher kultureller Schattierungen, von denen Pala dachte, dass sie die Türkei repräsentierten. Er war stolz darauf, die Vielfalt der Türkei mit sich zu tragen und sagte ständig, dass er der Türkei einen kulturellen Dienst erweisen würde, da er den Touristen die Vielfalt der Türkei zeige.
Von Pala beibt einzig eine Fotografie, die an seiner Stelle vor der Ağa Moschee wacht.

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Der sympathischste Terrorist

"Tal der Wölfe", die Über-Serie des türkischen Fernsehens, hat schon mit so einigen Charakteren die post-osmanische Populärkultur bereichert. Nicht nur der Protagonist Polat Alemdar, jüngst in einer Umfrage mal wieder zum Jugendidol erkoren, sondern auch diverse andere Mitstreiter erfreuen sich großer Popularität, die soweit geht, dass die Fans deren Seriendialoge selbst nachdrehen und auf youtube veröffentlichen - kurz "schweden".
Ein gegen Ende der letzten Staffel engeführter Charakter bereitet den türkischen Fans der Serie, und insbesondere den nationalistischen Hardcorefans, die sich in den brutalen und äußerst platten Plots wiedererkennen (möchten), ein nicht zu unterschätzendes Dilemma.

Die Rede ist von Muro, dem fiktiven Stadtkommandanten der PKK für Istanbul, dargestellt vom türkischen Schauspieler Mustafa Üstündağ. Die Figur des Muro wurde zwar nach kurzer Zeit von vielen Fans Herz geschlossen, doch eigentlich war für ihn der schnelle Serientod vorgesehen, denn so ein bad guy, Anführer kurdischer Terroristen in der türkischen Mega-City, darf dem Helden eigentlich nicht lange im Weg stehen. Nun hat die produzierende Firma Pana Film angekündigt, Muro noch etwas länger am Leben zu halten. Insbesondere seine ideologisch geschliffenen Haudegen-Dialoge im feinsten Kurden-Akzent bewirkten seinen Kultcharakter und haben der Serie weiteren Zulauf beschert. Unter den "Tal der Wölfe"-Videos bei YouTube sind die Videos mit Muros Dialogen momentan am beliebtesten.

Doch die Fanbasis ist durchaus unterschiedlicher Meinung. In vielen Foren kommt immer wieder die Frage hoch, ob durch eine Figur mit solchen Sympathiewerten nicht auch die PKK aufgewertet werde. Es wird indes schon getuschelt und darüber spekuliert, wann er die Seiten wechseln wird.

Letztlich hat die Figur Muro die Türkei zumindest um einen Titel bereichert: Den des sympathischsten PKK-Terroristen von allen. mehr...