Donnerstag, 22. Mai 2008

Schnelle Strafe für den Beamten

Wie im gesamten Rest des Landes waren es auch in Düzce Polizisten, die als erste gegen das neue Nichtraucherschutzgesetz verstiessen.

Der Polizeibeamte im Ordnungsdienst Hakan Dinçer wurde bei den Feierlichkeiten zum 19. Mai von Reportern beim Rauchen abgelichtet. Auf die in den Medien zirkulierenden Bilder hin hat der Bürgermeister von Düzce Mehmet Keleş dem Beamten eine Ordnungsstrafe von 67 YTL aufgebrummt. Doch damit nicht genug, erhielt der nikotinsüchtige Staatsdiener ferner als Verwaltungsstrafe die Auflage, 10 Bäume zu pflanzen und vor allem jeden Morgen in dem Stadium, in dem er geraucht hatte, Sport zu treiben. Unter dem Applaus seiner Kollegen absolvierte Dinçer sein erstes Straftraining. mehr...

Erst das Geld, dann das Leben

In Alanya wurde eine verdächtige Tasche unter Aufsicht des Kampfmittelbeseitigungsdienstes kontrolliert gesprengt. Dabei hat ein Bürger das Sprichwort vom unerschrockenen Türken knallhart auf die Probe gestellt.

Im Ortsteil Şekerhane hat eine herrenlose Tasche vor einer Bank die Polizei alarmiert. Die Antiterror-Einheit der Polizei ließ den Kampfmittelbeseitigungsdienst anrücken. Zeitgleich wurden in der Umgebung der Tasche mittels eines "Jammers" alle Funkverbindungen gezielt gestört, um eine Fernzündung zu vermeiden. Anschließend wurde der Bereich abgesperrt und die kontrollierte Sprengung vorbereitet.

Sekunden vor der Sprengung gelang es einem Bürger, vom eigentlich abgesperrten Geldautomaten Geld abzuheben. Der kaltschnäuzige Bankkunde ließ sich auch von der unmittelbar auf sein Eintreffen folgenden Detonation nicht beirren und hob in Ruhe sein Geld ab. mehr...

Neues von der Schulbus-Mafia

Die über eine Verkehrskontrolle ans Tageslicht gekommenen mafiösen Vorgänge beim Istanbuler Verband der Schulbusunternehmer stehen kurz vor der Aufklärung.
Die Ermittlungen ergaben, dass der Leiter des Ortsverbands Musa Çakrak einen Mord an zwei unliebsamen Kontrahenten plante. Der Herausgeber und ein Journalist einer Branchenzeitung, die mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren publiziert wird, haben Çakraks Wahl im Jahr 2005 unterstützt. Als dieser sich für die Unterstützung jedoch nicht erkenntlich zeigte, wurden sie zu seinen stärksten Kritikern.
Also fasste der Unternehmer den Plan, die beiden von einem Killerkommando ermorden zu lassen. Die von ihm angeheurten Männer fuhren jedoch zunächst in die falsche Redaktion. Auf dem Weg in das eigentliche Ziel wurden die Männer in Çakraks Audi bei einer Verkehrskontrolle festgenommen. mehr...

Legionäre im Einkaufszentrum

In Edirne wurden bei Fundamentierungsarbeiten für ein neues Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Gelände der Handelskammer Grabanlagen gefunden, die aus dem späten Römischen Reich stammen.

Wie Prof. Dr. Engin Beksaç von der Trakya Universität mitteilte, sei man somit den Gründungsjahren der Stadt, die einst Hadrianopel hieß, sehr nahe gekommen. Die Art der Bestattung weise darauf hin, dass es sich um christliche Legionäre gehandelt habe. Bei den Grabungen sei man in oberen Schichten auch auf Holzbauten und Keramiken aus der frühen Osmanischen Periode gestoßen. mehr...

Ein Brief mit Folgen

Die 13-jährige Schülerin Melek Adıbelli aus Mardin hat dem Vorsitzenden des Hohen Rundfunk- und Fernsehrates RTÜK vor einiger Zeit einen Brief geschrieben, in dem sie fordert, reißerische Berichte über von zu Hause entlaufene Mädchen und alleinstehende Frauen und Mütter künftig stärker zu kontrollieren und, wenn möglich, zu unterbinden, da diese Form der Berichterstattung dazu führe, dass immer weniger Mädchen auf weiterführende Schulen gelangten.

Der Vorsitzende des Rates, der Fernsehkanäle schon mal für ein paar Tage abschaltet, wenn nackte Haut in einem Musikvideo zu sehen ist, jedoch äußerst blutrünstige Filme und Serien nicht sanktioniert, fand sich nun zu einem Arbeitsbesuch in Mardin ein. Im Anschluss an die Konsultationen mit örtlichen Medienvertretern sagte Zahit Akman, dass er die Veranwortlichen gebeten habe, der Bitte des Mädchens Folge zu leisten. Akman besuchte die 13-jährige auch in ihrer Schule, stiftete Computer und Schreibmaterialien und sagte, sich ab sofort für die schulische Laufbahn des Mädchens einsetzen zu wollen.
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Whitley Gold Award für Şekercioğlu

Der bedeutendste internationale Preis für den Umweltschutz, der Whitley Gold Award, wurde dem 32-jährigen Dr. Çağan H. Şekercioğlu von der Universität Stanford verliehen.

Der mit 30.000 britischen Pfund dotierte Preis wurde in der Londoner Royal Geographical Society durch Prinzessin Anne überreicht. Der türkische Wissenschaftler erhielt den Preis für sein Konservationsprojekt für den Kuyucuk-See bei Kars, der Heimat für über 160 Vogelarten ist. mehr...

Orhan Pamuk in China geehrt

Der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk ist in China zum Ehrenmitglied der Nationalen Akademie der Sozialwissenschaften erklärt worden.

In seiner in Peking gehaltenen Rede mit dem Titel "Wer sind wir wirklich? In Kars und in Frankfurt" wies der Autor darauf hin, dass die Literatur nicht nur diverse Aspekte der Globalisierung aufnehme, sondern selbst zum globalen Medium geworden sei, was sich an seiner Popularität in China zeige. Dabei wies er auch auf die besondere Lesart seiner Werke durch das chinesische Publikum hin.

So sei sein erfolgreichstes Buch in China "Mein Name ist Rot", während sich in Amerika "Schnee" am besten verkaufe. Seine Leser in den USA würden seine Bücher mit dem Fokus Islam lesen, die Europäer hingegen akzentuierten eher die Beziehung EU-Islam. Die Chinesen würden seine Bestrebungen vor allem, ähnlich wie die Türken, als Problematisierung des Versuchs verstehen, eine reiche Tradition mit den Herausforderungen der Moderne zu verbinden, ohne sich kulturell anzubiedern. Dies sei die eigentliche Globalisierung, so Pamuk mehr...

Wer überwacht wen?

In der Türkei hat ein Lauschangriff der besonderen Art für Aufsehen gesorgt. Der 2. Vorsitzende des türkischen Verfassungsgerichts, Osman Paksüt, bemerkte bei einer Autofahrt mit seiner Frau, dass ihm ein offensichtlich schwer beladenes Auto folgt. Daraufhin hielt er in der Nähe eines Polizisten an, um sich Gewissheit über die Identität der Insassen zu verschaffen. Der herbeigerufene Polizist konnte dem Juristen jedoch nur die Antwort geben, dass es sich um ein ziviles Polizeifahrzeug handelt. Die Insassen des mit dunklen Sichtschutzfolien versehenen Zivilwagens entfernten sich von dem Ort, ohne sich auszuweisen oder wie verlangt den Kofferraum zu öffnen.

Der von Paksüt herbeigerufene Generalsicherheitsdirektor Ankaras beschwichtigte Paksüt mit der Aussage, dass es sich um ein Team des Drogenbekämpfungsdezernats gehandelt habe, welches zufällig in der Nähe gewesen sei. Die Frage, ob sich in dem Wagen eine Abhöranlage befunden hat, wurde verneint. In der türkischen Öffentlichkeit wird dem Fall jedoch entgegen diesen Beteuerungen viel Aufmerksamkeit zuteil.

Ab sofort wird der Spieß umgedreht, denn im Zuge eines landesweiten Projekts zur Verkehrssicherheit werden zahlreiche Inspektoren in Zivil und incognito die Arbeit der Verkehrspolizei evaluieren. Das Vorgehen der überwachten Polizisten wird mit Kameras aufgezeichnet. mehr...

In Tuzla tut sich was

Die türkische Regierung hat mit zögerlichen Reaktionen auf die nicht abreißende Serie von tödlichen Unfällen in den Werften von Tuzla reagiert. Nachdem eine neue Verordnung in Kraft gesetzt wurde, nach der die Werften von der türkischen Akreditierungs-Agentur TURKAK zertifiziert werden müssen, wurde die Selah-Werft vom Arbeitsministerium für unbestimmte Zeit geschlossen. In der Werft, die Erkan Selah gehört, starben am 9. Mai und am 17. Mai 2008 die Arbeiter Izzet Güder und Deniz Kaşıkeman.
Die Selah-Werft ist der türkischen Öffentlichkeit nicht unbekannt. Im August 2007 starb der Arbeiter Günay Akarsu durch einen Stromschlag. Die Verantwortlichen der Werft betonten damals mit Nachdruck, dass der Mann an einem Herzinfarkt gestorben sei. Die Obduktion brachte jedoch zweifelsfrei ans Licht, dass Akarsu an den Folgen eines Stromschlags starb. mehr...

Der "neue" 301

Das türkische Parlament hat ein Reförmchen des 301. Paragrafen des Strafgesetzbuches, in Deutschland bekannt als der "Türkentum"-Paragraf, beschlossen. Im Zuge der Reform, die nach einer heftigen Debatte am 30. April verabschiedet wurde, werden die Begriffe "türkische Identität" durch "türkische Nation" ersetzt und das Strafmaß von drei auf zwei Jahre herabgesetzt, weswegen die Verfahren künftig vor dem Amtsgericht und nicht mehr vor den Strafgerichten stattfinden werden. Organisationen wie "Reporter ohne Grenzen" halten die Änderungen jedoch für reine Makulatur, zumindest solange die einzelnen Instanzen des türkischen Rechtswesens nicht mitspielen.

Ein aktuelles Beispiel aus Peltek bei Tunceli scheint den Skeptikern recht zu geben. Das regionale Protokoll hat anlässlich des Feiertages am 19. Mai vor dem örtlichen Atatürk-Denkmal Kränze niederlegt und traf sich anschließend im Büro des Regionalpräsidenten Cihangir Güler. Der 73-jährige ehemalige Lehrer Hasan Erdoğan fand sich ebenfalls in dem Büro ein und überbrachte seine Glückwünsche. Die versammelte Gesellschaft vertiefte sich sodann in ein Gespräch über die aktuelle Lage. Dabei machte der Rentner den Fehler, seine Meinung über das neue Nichtraucherschutzgesetz in der Türkei offen zu äußern.

Seiner Meinung nach sei Nikotin ein Gift wie jedes andere, und müsste somit von den Staatsanwälten verfolgt werden. Die Staatsanwälte seien jedoch untätig, was der ebenfalls anwesende Generalstaatsanwalt Fethi Ahmet Tosun mitbekam. Erdoğan begab sich nach dem Gespräch in sein Stamm-Cafe. Nach kurzer Zeit wurde er von Polizisten, die in das Lokal kamen, aufgesucht und gebeten mit auf das Revier zu kommen. Dort wurde er fünf Stunden verhört und erfuhr über seinen Rechtsanwalt, dass gegen ihn auf Grundlage des Paragrafen 301 ermittelt werde. Staatsanwalt Tosun kommentierte den Vorgang nicht. mehr...

Wir wollen keinen Abramovic

Der Fussball hat in der Türkei ein immenses Gewicht, auch in politischer Hinsicht. Finanzminister Kemal Unakıtan geriert sich momentan als der neue Roman Abramovic des Aufsteigers Eskişehirspor. Dass sich der Politiker allerdings hinstellt und den Aufstieg des Klubs in die höchste türkische Spielklasse, die Süperlig, als seine alleinige Großtat darstellt, erregt nicht nur mehr den Zorn derjenigen, die den Verein in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut und betreut haben.
Im Windschatten des Protestes von "Radikal"-Autor Erkan Goloğlu haben nun die CHP, die DSP und die SHP gegen das Gebaren des Ministers protestiert und im Gebäude der Eskişehir-DSP eine Pressekonferenz organisiert. mehr...

22. Deutsch-Türkisches Journalistenseminar

Heute und morgen lädt das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) namenhafte Medienvertreter beider Länder nach Antalya ein, um aktuelle bilaterale Themen zu diskutieren.

Auf dem heutigen Tagesprogramm stehen unter anderem, die Integrationsdebatte in Deutschland – unterschiedliche deutsche und türkische Ansichten, sowie deutsch-türkische Beziehungen im Lichte der jüngsten Ereignisse.

Wirklich schade, das diese Art von Veranstaltungen noch nicht als Live-Stream übetragen oder als Podcast zum download angeboten werden. Aber wenigstens soll nach Auskunft der KAS der Inhalt dieses Seminars erst als Buch erscheinen und anschließend zum download angeboten werden. mehr...