Donnerstag, 16. Oktober 2008

Livaneli-Lesung in Hannover

Das türkische Multitalent Zülfü Livaneli gastiert mit seinem Roman “Glückseligkeit” am Montag, den 20. Oktober in der Literaturetage des Künstlerhauses in Hannover.

Zülfü Livaneli beschreibt in seinem Roman auf eindrückliche Art das Thema “Ehrenmorde”. Neben der Lesung durch den Autor selbst wird die deutsche Version von Sebnem Bahadir vorgetragen. Ein anschließendes Gespräch wird von der Journalistin Canan Topcu moderiert, die mittlerweile für die Frankfurter Rundschau schreibt.

Livaneli ist in vielen künstlerischen Bereichen mit großem Erfolg tätig. So erhielt er für seine Arbeit als Regisseur nicht nur die Goldene Palme von Venedig. Die von im geschriebenen Lieder wurden z.B. von Joan Baez interpretiert. Auch als Schriftsteller feierte Livaneli große Erfolge und wurde schließlich 1996 Botschafter der UNESCO.

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Fazıl Hüsnü Dağlarca ist tot

Fazıl Hüsnü Dağlarca, einer der produktivsten Poeten der Türkei, ist im Alter von 94 Jahren verstorben.

Fazıl Hüsnü Dağlarca galt als Großmeister der türkischen Poesie. 1914 in Istanbul geboren, diente er von 1935 bis 1950 in der türkische Armee. Seine erste Veröffentlichung erfolgte 1927 im Alter von 12 Jahren in der “Yeni Adana Gazetesi”. Mit der Veröffentlichung des Gedichtes “Yavaşlayan Ömür” ("Das langsamer werdende Leben") im Jahre 1933 machte er erstmals auf seinen Namen aufmerksam.

Der von künstlerischen Ströumngen unabhängige Dichter siedelte sein Werk im Spannungsfeld der Begriffe der “Uhr” und des “Kompass” an. Kunst müsse den Menschen die Zeit anzeigen, in der sie lebten sowie den Weg weisen, den es zu beschreiten gelte.

Er verstarb am 15. Oktober 2008 an chronischem Lungenversagen sowie einer Entzündung seines Katheters.

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Çongar schlägt zurück

Die Chefredakteurin der Zeitung Taraf, Yasemin Çongar, hat auf die Rede des türkischen Generalstabschefs Ilker Başbuğ mit großem Unverständnis reagiert. Es sei inakzeptabel, dass ein Generalstabschef in einem demokratischen Staat Drohungen ausstoße.

Çongar äußerte sich während einer Sendung des Nachrichtensenders NTV zu den von General Ilker Başbuğ vorgebrachten Vorwürfen. Sie sei der Meinung, dass insbesondere die Art und Weise des Vortrags sehr hart und regelrecht übertrieben gewesen sei. Solch ein Verhalten sei für einen Generalstabschef nicht akzeptabel. Sie sei enttäuscht darüber, dass sich der türkische Generalstab zu den eigentlichen Bedenken, wonach entgegen der eindeutigen Informationslage keine Vorkehrungen gegen den PKK-Angriff getroffen wurden, nicht geäußert habe.

Es sei erfreulich, dass der Vorfall nun untersucht werde. Allerdings müssten die gewonnenen Erkenntnisse auch tatsächlich öffentlich gemacht werden. Die Öffentlichkeit habe ein Recht darauf zu erfahren, warum so viele Menschen gestorben seien. Es sei nicht hinnehmbar, dass Başbuğ eine Mitschuld der hierüber berichtenden Medien anprangere, ohne zu den eigentlichen Vorwürfen Stellung zu beziehen. Die Aufforderung an die Medien, “auf der richtigen Seite zu stehen” empfinde sie als Bedrohung.

Die Zeitung Taraf werde auch weiterhin Dokumente veröffentlichen, von deren Richtigkeit man überzeugt sei. Unterdessen hat das Militärgericht beim Generalstab der Zeitung eine Frist von drei Tagen gesetzt, um die klassifizierten Dokumente herauszugeben. Widrigenfalls müsse damit gerechnet werden, dass die Räumlichkeiten der Zeitung von der Gendarmerie durchsucht werden.

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Polizisten beharren auf “verhältnismäßigem Einsatz von Zwangsmitteln”

Die im Rahmen der Untersuchungen zum Tod von Engin Çeber suspendierten Polizisten wurden von der Staatsanwaltschaft zu den Foltervorwürfen vernommen. Einstimmiger Tenor: Da sich die Gruppe gewehrt hätte, habe man “verhältnismäßige Gewalt” anwenden müssen.

Die Staatsanwaltschaft im Istanbuler Stadtteil Sarıyer, die den Tod von Engin Çeber untersucht, hat die unter Verdacht stehenden Polizisten verhört. Nach Angaben von NTV haben sich die Beamten von den Vorwürfen distanziert. Die festgenommene Gruppe, unter sich auch der später an den Folgen der erlittenen Misshandlungen verstorbene Engin Çeber befand, habe sich der Festnahme widersetzt. Darauf hin habe man sie mit Gewalt in das Polizeifahrzeug verbringen müssen. Die eingesetzten körperlichen Mittel seien jedoch nicht unverhältnismäßig gewesen, so der Polizist A.B. Er wisse nicht, wie Çeber zu Tode gekommen sei.

Auch der Beamte G.B. bestätigte, dass man während der Festnahme Çebers Gewalt angewandt habe, diese habe sich jedoch in Grenzen gehalten.

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Dieses Mal ist die "Vatan" dran

Adnan Oktar, der umtriebige Zensor von eigenen Gnaden, hat nun auch den Internetauftritt der Zeitung "Vatan" sperren lassen. Die Seite ist mittlerweile wieder online.

Wie Bianet mitteilte, hat Oktar einige Kommentare von Lesern zum Anlass genommen, vor dem 1. Zivilgericht in Silivri eine Sperre der Webseite “gazetevatan.com” durchzusetzen. In dem Antrag von Oktars Anwälten ist von dem eigentlichen Inhalt der Berichterstattungen keine Rede. Somit begründete das Gericht die Sperre mit der Unverhältnismäßigkeit der Leserkommentare. Es ist dies die 61. Sperre, die Oktar gerichtlich erwirkt hat.

Im vergangenen Jahr wurden in der Türkei 1112 Webseiten gesperrt oder verboten. 861 davon wurden direkt durch die Telekommunikationsaufsicht gesperrt, 251 aufgrund von Gerichtsurteilen.

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Groove in der Halle

Das Veranstaltungszentrum “The Hall” wartet am 17. Und 18. Oktober mit Musikern der Extraklasse auf. So ist am 17. Oktober das britische Ausnahmetalent Soweto Kinch zu Gast, am 18. Oktober wird die “Hall” von Jazzy B, dem Macher hinter “Soul 2 Soul“ bespielt.

Das Veranstaltungszentrum “The Hall” in Istanbul/Beyoglu setzt seinen hohen Anspruch auch im Oktober in die Tat um. Am 17. Oktober gastiert Soweto Kinch in Istanbul. Kinch gilt als eines der größten britischen Jazz-Talente, dessen Werke von der New York Times bis zu allaboutjazz.com frenetisch besprochen wurden.

Am 18.Oktober wird der zweifache Grammy-Preisträger Jazzy B die Istanbuler mit seiner Mischung aus Jazz, Funk und Soul beglücken. Das von ihm geleitete “Soul 2 Soul-Soundsystem” wird unter anderem von der Sängerin Jeanine Green begleitet. Beide Konzerte fangen um 22.30 Uhr Ortszeit an. Karten können wie gewohnt über Biletix geordert, oder an der Abendkasse erworben werden.

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Başbuğ reagiert wütend auf Taraf-Bericht

Der türkische Generalstabschef Ilker Başbuğ hat Meldungen, wonach dem PKK-Angriff auf die Grenzstation Aktütün Versäumnisse des Militärs vorausgingen, mit scharfen Worten kritisiert. “Jene, die die Aktionen der Separatistenorganisation als erfolgreich darstellen, tragen die Mitverantwortung für jeden tropfen Blut, das geflossen ist und fließen wird.”, so der oberste türkische Soldat. Wenige Stunden nach der Wutrede Başbuğs hat ein Militärgericht eine Nachrichtensperre verhängt.

Generalstabschef Başbuğ hat mit Verärgerung auf Berichte reagiert, die der türkischen Armee Versagen bei der Vereitelung des Angriffs der PKK auf die Grenzstation Aktütün vorwerfen, bei dem 17 Soldaten starben. Der Angriff der PKK sei für dies ein “Himmelfahrtskommando” gewesen, für die türkischen Soldaten jedoch ein “Heldenepos”. Mit einem deutlichen Seitenhieb auf die Zeitung Taraf, die Dokumente veröffentlichte, die durchaus den Schluss zulassen, dass der Tod der 17 Soldaten hätte verhindert werden können, sagte Basbug, dass diese Art der Berichterstattung mitverantwortlich für den Verlust weiterer Soldaten sei.

Nach einer Zeremonie in einer Militärakademie in Balıkesir trat Başbuğ vor die Presse und sprach in einem Ton, den man so noch nicht von ihm kannte. Der Angriff, während dessen sich die verteidigenden Soldaten heldenhaft verhalten hätten, werde vom Kommandanten des 2. Heeres untersucht. Die türkische Armee habe vollstes Vertrauen in sich und werde die Ergebnisse der Untersuchung der Öffentlichkeit mitteilen.

Jedes Militär auf der Welt würde, so Başbuğ, auf die gleiche Art auf solch einen Angriff reagieren. Gemeint war hier jedoch nicht der Angriff der PKK, sondern die Berichterstattung der Zeitung Taraf. Am Abend wurde schließlich bekannt, dass das Militärgericht beim Generalstab eine Nachrichtensperre in diesem Fall verhängt hat, die bis zur Klärung der Frage andauern soll, wie die an sich geheimen Dokumente der Zeitung zugespielt wurden.


Der türkische Generalstabschef Ilker Başbuğ in einem entspannteren Moment seiner Rede.
(Quelle: Radikal)


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