Donnerstag, 16. Oktober 2008

Çongar schlägt zurück

Die Chefredakteurin der Zeitung Taraf, Yasemin Çongar, hat auf die Rede des türkischen Generalstabschefs Ilker Başbuğ mit großem Unverständnis reagiert. Es sei inakzeptabel, dass ein Generalstabschef in einem demokratischen Staat Drohungen ausstoße.

Çongar äußerte sich während einer Sendung des Nachrichtensenders NTV zu den von General Ilker Başbuğ vorgebrachten Vorwürfen. Sie sei der Meinung, dass insbesondere die Art und Weise des Vortrags sehr hart und regelrecht übertrieben gewesen sei. Solch ein Verhalten sei für einen Generalstabschef nicht akzeptabel. Sie sei enttäuscht darüber, dass sich der türkische Generalstab zu den eigentlichen Bedenken, wonach entgegen der eindeutigen Informationslage keine Vorkehrungen gegen den PKK-Angriff getroffen wurden, nicht geäußert habe.

Es sei erfreulich, dass der Vorfall nun untersucht werde. Allerdings müssten die gewonnenen Erkenntnisse auch tatsächlich öffentlich gemacht werden. Die Öffentlichkeit habe ein Recht darauf zu erfahren, warum so viele Menschen gestorben seien. Es sei nicht hinnehmbar, dass Başbuğ eine Mitschuld der hierüber berichtenden Medien anprangere, ohne zu den eigentlichen Vorwürfen Stellung zu beziehen. Die Aufforderung an die Medien, “auf der richtigen Seite zu stehen” empfinde sie als Bedrohung.

Die Zeitung Taraf werde auch weiterhin Dokumente veröffentlichen, von deren Richtigkeit man überzeugt sei. Unterdessen hat das Militärgericht beim Generalstab der Zeitung eine Frist von drei Tagen gesetzt, um die klassifizierten Dokumente herauszugeben. Widrigenfalls müsse damit gerechnet werden, dass die Räumlichkeiten der Zeitung von der Gendarmerie durchsucht werden.