Mittwoch, 4. Juni 2008

Gül in Japan - Zuhause bei Freunden

Staatspräsident Abdullah Gül ist zu einem Staatsbesuch in Japan eingetroffen. Er wird dort unter anderem mit Kaiser Akihito zusammen treffen. Es ist dies die erste offizielle Reise eines türkischen Staatspräsidenten in das Reich der Sonne. Gül war allerdings in seiner Funktion als Außenminister bereits 2003 in Japan.

Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und der Türkei sind trotz der "de jure"-Kriegserklärung der Türkei an Deutschland und Japan gegen Ende des Zweiten Weltkrieges seit mehr als 130 Jahren ungetrübt. Im Jahre 1887 besuchte der Neffe des damaligen japanischen Kaisers Istanbul, woraufhin Sultan Abdülhamid II. verfügte, dass der Kreuzer "Ertuğrul" dem japanischen Kaiser diverse Geschenke zukommen lassen solle. Nach dem die Ertuğrul die japanischen Hoheitsgewässer erreichte und ihre protokollarische Aufgabe erfüllte, blieb sie noch einige Zeit in Japan, und stach am 16. September 1890 trotz einer Taifunwarnung in Richtung Heimat in See. Aufgrund der widrigen Wetterbedingungen kenterte das Schiff, von den ursprünglich 607 Mann Besatzung überlebten lediglich 69 Seeleute. Der Japaner Torajiro Yamada organisierte daraufhin eine Spendenkampagne für die Überlebenden und die Hinterbliebenen der Opfer, der sich das japanische Volk mit großer Hilfsbereitschaft anschloss. Die 69 Überlebenden wurden auf Geheiß des japanischen Kaisers von den Schiffen Hiei und Kongo nach Istanbul verbracht.

Sultan Abdülhamid II. lud Yamada als Zeichen seiner Dankbarkeit nach Istanbul ein. In Istanbul verbrachte Yamada viele Jahre, lernte von einem französischen Lehrer Türkisch, danach vom Sultan persönlich den Koran und konvertierte zum Islam. Schließlich verlieh ihm Abüdlhamid II. den Namen Abdülhilal Yamada und erhob ihn in den Rang eines Pascha, d.h. eines Generals. Yamada ging somit als erster japanischer Muslim in die Geschichte ein. Auf die Bitte des Sultans hin unterrichtete Yamada einige Generalstabsoffiziere in der japanischen Sprache. Unter ihnen befand sich auch Atatürk. Zurück in Japan, gründete Yamada den Vorläufer der Japanisch-Türkischen Handelskammer. Als Yamada 1931 ein letztes Mal in die Türkei kam und von Atatürk empfangen wurde, erhob sich dieser bei Yamadas Eintritt entgegen seinen Gepflogenheiten augenblicklich von seinem Stuhl, verneigte sich vor Yamada und begrüßte ihn als "Sensei".

Eine weitere, für die türkisch-japanische Freundschaft entscheidende Episode ereignete sich während des Iran-Irak-Krieges, im Jahre 1985. Der irakische Diktator Saddam Hussein hatte soeben angekündigt, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt alle Flugzeuge über iranischem Luftraum von der irakischen Luftabwehr abgeschossen werden würden. 215 japanische Staatsbürger hatten jedoch keine Plätze in den Flugzeugen westlicher Fluggesellschaften erhalten, da diese zunächst ihre eigenen Staatsbürger evakuierten. Als der damalige japanische Botschafter in Teheran Yutaka Nomura seinen engen Freund, den türkischen Botschafter Ismet Birsel um Hilfe ersuchte, da auch die japanischen Fluggesellschaften den Flug nach Teheran aufgrund der erhöhten Gefahr ablehnten, setzte sich dieser mit dem damaligen Minister- und späteren Staatspräsidenten Turgut Özal in Verbindung. Özal beauftragte die staatseigene Turkish Airlines damit, einen Sonderflug zur Evakuierung der Japaner zu organisieren. Der ehemalige Kampfpilot Ali Özdemir flog daraufhin mit einer DC-10 der THY über Van nach Teheran und evakuierte die 215 japanischen Staatsbürger nur drei Stunden vor Ende des von Saddam Hussein gesetzten Ultimatums. Einer der damals Geretteten, Satoru Nori von der Tokyo Bank, erwies seine Dankbarkeit nach dem großen Erdbeben 1999, als er, zwischenzeitlich in leitender Position bei der Mitsubishi Bank, für die Überlebenden und Hinterbliebenen 5 Mio. Yen spendete.