Heute endet in der Türkei die seit März diesen Jahres laufende Ausschreibung für den Bau des ersten türkischen Atomkraftwerkes in Mersin-Akkuyu.
Wie CNN berichtet, wurde heute lediglich vom russischen Unternehmen Atostroyoexport ein konkretes Angebot eingereicht. Die anderen fünf Unternehmen zogen Ihre Angebote zurück. Inwieweit der türkische Traum von der Atomenergie jetzt realisert wird und ob Atostroyexport den Zuschlag sicher hat, geht aus der CNN-Meldung nicht hervor.
Bereits drei Mal hat die Türkei in den vergangenen 30 Jahren vergeblich den Einstieg in die Atomenergie versucht. Nachdem bereits in den 1960er Jahren erste Machbarkeitsstudien für Kernkraftwerke in der Türkei durchgeführt wurden und sich Mitte der 1980er Jahre alle Bewerber von den in Sinop (Schwarzmeerküste) und in Akkuyu (Südtürkei) geplanten Kraftwerken zurückzogen, und auch eine anschließende Kooperation mit Argentinien ebenfalls keine Resultate brachte, wurde das Projekt Atomenergie erneut verworfen, da es unter anderem erhebliche Bedenken gegen den erdbebengefährdeten Standort Akkuyu an der türkischen Südküste gab.
Aktuell scheinen die damaligen Bedenken für die Verantwortlichen keine Rolle mehr zu spielen. Die wesentlichen Gründe für den Einstieg der Türkei in die Atomenergie liegen in der Reduzierung der Importabhängigkeit bei Energierohstoffen und der Sicherung der Energieversorgung. Derzeit importiert die Türkei 90% ihrer Energie aus dem Ausland. Für den türkischen Energieminister Hilmi Güler ist die Kernenergie „keine Option, sondern eine Notwendigkeit für unser Land.“
Kritiker jedoch halten den geplanten Einstieg der Türkei in die Atomenergie aus wirtschaftlichen, gesundheitlichen und geografischen Gründen für den falschen Weg und befürworten erneuerbare Energien. Zudem sei die Türkei aufgrund Ihres photovoltaischen Potenzials ein idealer Kandidat für Solarenergie, „die es zügig auszubauen und zu fördern gilt. Die Modernisierung der maroden Stromversorgungsleitungen wäre zudem ein schneller erster Schritt zur Lösung der Energieprobleme“. So die Vorsitzende der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, Dr. med. Angelika Claußen, die immer wieder auf anerkannte Studien zum Thema Kinderkrebs in der Nähe von Atomkraftwerken verweist. Auch der Energie-Experte und Dozent an der Bilkent Universität in Ankara, Necdet Pamir, versichert, dass allein mit einer Modernisierung der größtenteils maroden Verteilungsnetze und einer Optimierung des Einsatzes von elektrischer Energie bis zu 25% des türkischen Stromverbrauchs eingespart werden könnte.
Mittwoch, 24. September 2008
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