Donnerstag, 23. Oktober 2008

Protest der Bürgerinitiativen gegen Volksbewaffnung

„In einem Land in dem jedes Jahr 3000 Menschen an den Folgen von Schutzverletzungen sterben fördert der Staat den Verkauf von Handfeuerwaffen an Zivilisten“ entrüstet sich Nazire Dedeman in einem Interview mit bianet.

Wie der Türkeimonitor vor einigen Tagen berichtete, ermöglicht das staatliche Rüstungsunternehmen MKEK den Ratenkauf von Handfeuerwaffen. „Als staatlicher Verband muss die MKEK den Verkauf von Waffen an Zivilpersonen umgehend stoppen. Eine Waffe steht für den Tod eines Menschen. Ein Anstieg der zivilen Volksbewaffnung steigert zwangläufig die Quote der Straftaten. Wenn man den Nutzen aus dem Verkauf der Waffen dem gesamtwirtschaftlichen Schaden, der durch sie entsteht gegenüberstellt, dann macht das ganze doch überhaupt keinen Sinn“, so Frau Dedeman.

Des Weiteren unterstreicht Frau Dedeman Ihre Aussagen durch folgende Statistiken:

- Die Gesamtanzahl an Handfeuerwaffen mit Waffenschein und jene, die ohne Waffenschein auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden, beläuft sich auf 9 Millionen.

- In 6% der acht Millionen im türkischen Straßenverkehr fahrenden PKWs befinden sich Handfeuerwaffen. Von diesen sind 80% schussbereit.

- Im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres ist die Quote der Straftaten, in denen Handfeuerwaffen zum Einsatz kamen in diesem Jahr um 57% gestiegen.

Frau Dedeman engagiert sich seit vielen Jahren für die Entwaffnung der Zivilbevölkerung in der Türkei. Sie ist Mitbegründerin und Präsidentin der seit 1993 bestehenden Umut-Stiftung. Im Mittelpunkt dieser Stiftung stehen junge Menschen, die für Fragen der Umwelt und der Humanität sensibilisiert werden sollen. Konflikte jeglicher Art sollten nachdem Ideal der Umut-Stiftung grundsätzlich friedlich gelöst werden, heißt es in der Satzung. Die Stiftung fordert von jedem türkischen Bürger Engagement und aktives Mitwirken am gesellschaftlichen Leben, um allen Bürgern ein nachhaltiges, friedliches und qualitativ hochwertiges soziales Leben zu ermöglichen.

Jedes Jahr veranstaltet die Umut-Stiftung am 28. September den „Marsch der leisen Schuhe“ für die Entwaffnung der Zivilbevölkerung. „Umut“ heißt im türkischen übrigens Hoffnung. Mehr Infos zur Umut-Stiftung gibt es auf Englisch hier.