Montag, 18. August 2008

Yaşar Kemal sagt "Nein" zum Zement

In der bei Adana gelegenen Region Osmaniye, in der die antiken kilikischen Stätten der Hierapolis Kastabala sowie ein als "Vogelparadies" bezeichnetes Naturschutzgebiet liegen, ist die Errichtung einer Zementfabrik geplant. Nun formiert sich der Widerstand mit einem äußerst prominenten Namen an der Spitze: Yaşar Kemal

Die Anwaltskammer Adanas, die örtliche Architektenkammer sowie einige Dorfvorsteher der betroffenen Region haben nun juristische Schritte gegen das Projekt eingleitet. Der prominenteste Unterzeichner der anhängigen Unterschriftenkampagne hat sich indes schon gefunden. Es ist dies niemand Geringeres als Yaşar Kemal, der Großmeister der türkischen Literatur.

Neben Kemal haben sich weitere prominente Künstler wie z.B. die Schauspieler Tarık Akan und Rutkay Aziz bereit erklärt, die Kampagne zu unterstützen. Die geplante Anlage soll jährlich 2 Mio. Tonnen Zement produzieren, was nach Angaben von Fachleuten sowohl für die Natur als auch für die historischen Stätten ein Fiasko bedeuten würde. Während die Verantwortlichen des Zementfabrikanten darauf hinweisen, die erforderlichen Genehmigungen von allen beteiligten Institutionen eingeholt zu haben, weist der Archäologe und Restaurator Murat Akman darauf hin, dass einem Archäologen der Universität Gaziantep die Grabungsgenehmigung vom Kulturministerium wegen der Gefährdung der historischen Stätten verweigert wurde. Somit sei die geplante Errichtung einer industriellen Anlage noch viel abwegiger.

Prof. Dr. Halet Çambel, der die wissenschaftlichen Grabungen in dem betreffenden Gebiet Kilikiens leitet, in welches Raoul Schrott auch den historischen Homer situiert hatte, spricht angesichts des Vorhabens von einer kulturellen Katastrophe. So befänden sich unter dem für den Bau geplanten Areal noch unerschlossene Grabanlagen. Er habe bei Kulturminister Ertuğrul Günay persönlich interveniert, jedoch sehe er keine Bestrebungen des Ministers, seinen Zusagen nachzukommen.