Wie die Londoner Times heute berichtet, ist der Pensionsfonds der türkischen Armee OYAK, der sich zum veritablen Mischkonzern gemausert hat, Brüssel ein Dorn im Auge.
In Brüssel werden heute mit den Bereichen "Unternehmensrecht" und "Geistiges Eigentum" zwei weitere Verhandlungskapitel zwischen der Türkei und der EU eröffnet. So wenig die politische und kulturelle Destination der Türkei auch feststehen mag, der Platz unter den stärksten europäischen Volkswirtschaften ist ihr sicher.
Insbesondere der Armee-Pensionsfonds OYAK steht strahlend dar. So hat ArcelorMittel vor wenigen Tagen seinen Anteil an dem größten türkischen Stahlproduzenten Erdemir auf 25% fast verdoppelt. Noch vor der Fusion von Arcelor und Mittal haben die ehedem getrennten Unternehmen jeweils Übernahmeangebote für Erdemir abgegeben. Den Zuschlag erhielt die OYAK-Holding für ihr aggressives Angebot von US$ 3 Mrd. Auch nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2001 verhielt sich die Holding clever und kaufte eine bankrotte Bank für ganze US$ $36.000. Nach Investitionen von US$ 750 Mio. wurde das zwischenzeitlich in "OYAK-Bank" umgetaufte Kreditinstitut für US$ 2,7 Mrd. an die ING verkauft.
Nach Angaben der Times hat OYAK im letzten Jahr einen Reingewinn von US$ 2,3 Mrd. verbuchen können, verfügt über Kapitalreserven von US$ 3,5 Mrd. und hält die Aktienmehrheit an über 30 Unternehmen. Mit dieser prall gefüllten Kriegskasse will OYAK-CEO Coskun Ulusoy nun in Europa und den USA auf Einkaufstour gehen, vorzugsweise im Bereich Infrastruktur, in dem die Holding sich gut auskennt. So betreibt der Konzern in Deutschland gemeinsam mit der STEAG den Energieerzeuger "Evonik", an dem die Türken 49% halten.
So gesund die wirtschaftliche Lage aussehen mag, so angespannt sind die Brüsseler Verantwortlichen, wenn es um OYAK geht. Manche sprächen gar von einem verlängerten Arm der Türkischen Streitkräfte. In der Tat sind die türkischen Offiziere dazu verpflichtet, 10% ihres Einkommens an die 1961 gegründete OYAK abzugeben, um später von den Pensionsleistungen profitieren zu können. Coskun Ulusoy hingegen meint, dass das von ihm geführte Unternehmen ausschließlich im wirtschaftlichen Interesse seiner Eigner agiere. Dass diese nun einmal Offiziere seien, sei nicht weiter von Belang.
Mittwoch, 18. Juni 2008
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