Die parlamentarische Kommission zum Schutz der türkischen Sprache hat seine Arbeit aufgenommen und macht sogleich durch (über)engagierte Forderungen auf sich aufmerksam. So sollen nicht nur die Namen von Strassen, Städten und Regionen türkisiert werden, auch Superhelden kriegen ihr Fett weg.
Die parlamentarische Kommission sieht in Bezug auf das Türkische immensen Handlungsbedarf. Der Kommissionspräsident Necat Birinci wird in der Radikal mit folgenden Worten zitiert: “Wer seine Sprache verliert, verliert alles.” Dies wirft die Frage auf, wo die sprachlichen Probleme bestehen, gegen die die Kommission angehen will. Die Betonung liegt auf “wollen”, schließlich sind die Beschlüsse des Gremiums nicht bindend.
Die Bezeichnungen von Städten wie Efes, dessen Name dem Griechischen entlehnt ist, soll wieder retürkisiert werden. Im Fall von des 75 km von Izmir entfernt liegenden Efes wäre dies Selçuk. Der Berg Spil soll nach dem Willen von Birinci in Zukunft "Sis Dağı" heißen, zu deutsch Nebelberg. Auch der Name “Kappadokien” ist bei dem Politiker nicht gut gelitten.
Öffentlich sichtbare Tafeln, auf denen in nicht-türkischer Sprache geschrieben wird, sollen zudem höher besteuert werden. Handy und Internet, die genau wie in Deutschland zum Medium sprachlicher Verdichtung geworden sind, fallen ebenfalls unangenehm auf. Die Kommission schlägt vor, Maßnahmen zu entwickeln, damit Nutzer dieser Technologien Grußformeln wie “Merhaba” und “Selam” nicht mehr als “Mrb” und “Slm” abkürzen.
Die türkischen Beiträge zum Eurovision Song Contest sollen fortan ebenfalls nur noch auf Türkisch intoniert werden. Wissenschaftliche und künstlerische Leistungen, die sich der türkischen Sprache bedienen, sollen alle drei Jahre mit einem vom Staatspräsidenten gestifteten Preis “für Dienste an der türkischen Sprache” ausgezeichnet werden.
Zeitungen und andere Medien sollen nach den Vorstellungen der Parlamentarier, einem Datenschutzbeauftragten nicht unähnlich, einen Beauftragten für gepflegtes Türkisch einstellen müssen. Auch die Namen von Superhelden ausländischer Provenienz sollen ins Türkische übertragen werden. Batman würde somit zum “Yarasa Adam”.
Auch Begriffe aus dem Sport, insbesondere aus dem Fußball, die nicht dem Türkischen entstammen, sollen in Zukunft keine Verwendung mehr finden. Hier ist Deutschland jedoch eindeutig als Vorreiter anzusehen. Schließlich galt gerade Fußball als “englischer Sport”, so dass Anfang des letzten Jahrhunderts Begriffe wie Freistoß, Eckball, Elfmeter und Einwurf eingeführt wurden, um die Berührungsängste der Deutschen zu minimieren. In der Türkei benutzt man immer noch die entsprechenden englischen Begriffe wie Out, Freekick, Penalty, etc.
Donnerstag, 9. Oktober 2008
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1 Kommentare:
Keine Macht den Drogen, keine Macht!!!!
Es ist doch schön, wenn man frei von allem belastenden ist.
Servus
S
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