Montag, 29. September 2008

Miese Muscheln – Akute Gefahr für Millionen von Menschen

Miesmuscheln werden in Istanbul an jeder Ecke verkauft. Das Forschungsprojekt „Die Verschmutzung des Bosporus und Ihre Auswirkungen“, dass die Technische Universität München gemeinsam mit der Istanbul Technical University (ITÜ) und der türkischen wissenschaftlichen und technischen Forschungsgemeinschaft (TÜBITAK) betreibt, setzt dem hoffentlich bald eine Ende.

Das Forschungsprojekt endet vorrausichtlich im April 2009. Erste wichtige Ergebnisse lassen sich aber schon jetzt ableiten: Das Meer rund um den Bosporus ist chemisch hochgradig verunreinigt. Die Professorin Dr. Oya Okay (ITU) äußerst sich zu diesem Umstand gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu wie folgt:“ Das Ökosystem des Bosporus ist hauptsächlich durch chemisch verunreinigtes Wasser, welches aus dem Schwarzen Meer und seinen Zuflüssen entstammt, akut gefährdet. Ein weiterer Grund für die Verunreinigung ist der immense Schiffsverkehr am Bosporus. Innerhalb eines Jahres durchqueren 50.000 Schiffe den Bosporus.“

Darüber hinaus kam es in den vergangenen 50 Jahren zu rund 500 Schiffsunfällen, durch welche das Wasser in der Meerenge immer wieder in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Frau Okay empfiehlt in diesem Zusammenhang auf den Konsum von Miesmuscheln aus verseuchten Gebieten zu verzichten, da deren Konsum gesundheitsschädliche Folgen haben könne. Weiterhin fordert sie die Verantwortlichen dazu auf, die Bevölkerung durch Warnschilder auf die Gefahren des Verzehrs von Miesmuscheln hinzuweisen.

Miesmuscheln sammeln durch die filtrierende Art ihrer Ernährung Schadstoffe aus dem Meerwasser an. Insbesondere in Mündungsgebieten von stark belasteten Flüssen oder Meerengen kann die Schwermetallbelastung von Miesmuscheln im Vergleich zum Normalzustand erheblich variieren. Die ozeanographische Situation des Marmara-Meeres, über welches der gesamte Wasseraustausch zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer erfolgt, verhindert eine effiziente Zirkulation des Tiefenwassers und somit möglicherweise auch eine natürliche „Selbstreinigung“ des Meeres, was die Schadstoffspeicherung der Miesmuschel eventuell begünstigt.