Donnerstag, 12. Juni 2008

Kampf um die türkische Seele

Die in der Türkei stark umstrittene Zeyno Baran vom US-amerikanischen think tank "Hudson Institute" hat in einem Beitrag für die "International Herald Tribune" die aktuelle politische Lage als Kampf um die türkische Seele bezeichnet.

So schreibt Baran, dass die momentane Situation in der türkischen Politik nicht als Auseinandersetzung zwischen einer demokratischen, EU-orientierten Regierungspartei und deren fundamentallaizistischen Opposition aufgefasst werden dürfe. Vielmehr gehe es hierbei um nichts weniger als die Frage, ob die Türkei eine liberale Demokratie werde, oder Teil einer autoritär regierten Achse mit Russland und dem Iran. Den europäischen Mahnern für mehr Demokratie bescheinigt sie, mit der Aufwertung der AKP lediglich die Freiheiten der konservativen Moslems vorangetrieben zu haben. Dagegen hätten z.B. die Aleviten entgegen anders lautender Lippenbekenntnisse keine Unterstützung seitens der AKP erfahren.

Die gestörte Beziehung der Republikanischen Volkspartei CHP zur EU und den USA stellt Baran gar als zurückgewiesene Liebschaft dar. So hätte die CHP ein starkes Interesse an einer West-Orientierung der Türkei, jedoch sträube sie sich dagegen, auf europäischen Druck hin politische Zugeständnisse zu machen, die dem islamischen Establishment zugute kämen.

Der stellvertretende Vorsitzende der AKP Egemen Bağış sagte, auf den Artikel angesprochen, dass "alle professionellen Militanten zur Zeit unter einer Tarnung als ´Analysten´die Türkei, die türkischen Wähler und die Regierung in ausländischen Medien attackieren" würden. Die ausländischen Medien würden der Opposition über den Weg solcher Kommentare Hinweise über deren weiteres Vorgehen geben. Man müsse darüber nachdenken, wer hinter diesen Kräften stehe.