Im E-Commerce gibt es, insbesondere im Onlinehandel mit Konsumgütern, noch grundlegende Unterschiede zwischen Deutschland und der Türkei. Nach ECIN lag die Anzahl der Internetnutzer in Deutschland 2007 bei über 40 Millionen. Für das laufende Jahr prognostiziert der Branchenverband BITKOM mindestens 13 Millionen private Online-Verkäufer in Deutschland. Die Anzahl der Onlineshops in Deutschland wird momentan auf ca. 350.000 geschätzt, wobei deren Umsatz bei rund € 16,8 Mrd. liegt. Legt man diese Zahlen zugrunde muss man feststellen, dass E-Commerce in der Türkei noch in den Kinderschuhen steckt.
Der Onlinemarktplatz eBay erwartet, dass die absolute Zahl der Internetnutzer in der Türkei in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird. Aus dem Türkei-Bericht von eBay geht hervor, dass der E-Commerce Umsatz von US$ 3,2 Mrd. im Jahr 2007 bis zum Jahr 2010 auf US$ 10 Mrd. ansteigen soll. Gegenwärtig gibt es in der Türkei ca. 25 Millionen Internetnutzer, von denen 2,5 Mio. bereits E-Commerce betreiben. Die Türkeibeteiligung von eBay mit dem Namen "GittiGidiyor.com" ist mit ca. 2 Mio. Mitgliedern, mehr als 500.000 Besuchern täglich und einer Million Transaktionen am Tag die größte virtuelle Handelsplattform in der Türkei.
Der Geschäftsführer von GittiGidiyor.com Cenk Angın beschreibt in der Radikal die Entwicklungen im türkischen E-Commerce Markt wie folgt: „Die Türkei steht am Anfang des E-Commerce. Der Anreiz für die Verbraucher besteht darin, dass Sie die angebotenen Produkte kostengünstiger als im stationären Handel beziehen können. E-Commerce und insbesondere der Onlinehandel wächst in der Türkei kontinuierlich an. Neben dem Vertrieb von Dienstleistungen über das Internet liegt der Anteil des E-Commerce für Konsumgüter gegenwärtig bei 500 Millionen $ jährlich. Natürlich ist der Onlinehandel derzeit bei weitem nicht so ausgeprägt und etabliert wie in den Industrieländern, aber vielversprechende Schritte auf dem Weg dorthin sind bereits unternommen. Der Anstieg des Onlinehandels hat auch die Aufmerksamkeit ausländischer Onlinehandelsplattformen auf sich gezogen. Das beste Beispiel hierfür sei die Kooperation von eBay und GittiGidiyor. Durch eine ansteigende Verbreitung des Internets wird auch das Vertrauen der Menschen in das Medium Internet weiter wachsen. Der Ausbau von Shoppingmöglichkeiten in der realen Welt und die damit einhergehende Nutzung von Kreditkarten in der Türkei begünstigen diese Entwicklung nur.“
Tatsächlich ist die Nutzung von Kreditkarten in der Türkei aus sozio-ökonomischen Gründen im alltäglichen Einkauf weit verbreitet. Diese Entwicklung ist insbesondere für den Onlinehandel von Vorteil, denn die Türken haben im Vergleich zu Deutschen eine geringere Hemmschwelle bezüglich der Kreditkartennutzung. Aber es gibt auch andere Faktoren und Voraussetzungen, die für einen funktionierenden Onlinehandel notwendig sind. Rechtssicherheit in Form von Verbraucherschutz (Gewährleistungen usw.) ist nur eine dieser Voraussetzungen. GittiGidiyor beispielsweise hat seit 2001 bereits 5 Millionen Verkäufe abgewickelt und dabei eine an die Gegebenheiten in der Türkei angepasste Treuhand-Strategie verfolgt.
Herr Angın spricht in diesem Zusammenhang von einem Null-Risiko Geschäft: „Null-Risiko-Geschäft deshalb, da der Kunde das Geld für ein gekauftes Produkt, anders als in Deutschland, zunächst an GittiGidiyor überweist. Der Händler sendet das Produkt an den Käufer und erst nachdem dieser mit dem Produkt zufrieden ist und den Kauf bestätigt, bekommt der Händler das Geld von GittiGidiyor überwiesen. Im Vergleich zum Einkauf in der "realen Welt" hat der Kunde somit die Möglichkeit das Produkt in die Hand zu nehmen und es genau zu betrachten. Aber leider gibt es gegenwärtig nur eine Handvoll Onlineplattformen, die angemessene Sicherheit bieten und die Menschen nicht verunsichern.“
Die Minderheitsbeteiligung von eBay an GittiGidiyor.com war für eBay ein strategisch wichtiger Schritt und könnte Vorbild für andere expansionswillige Unternehmen sein. Es ist somit zu erwarten, dass sich in absehbarer Zukunft weitere internationale Marktführer aus dem Bereich E-Commerce Eintritt in den türkischen Markt verschaffen werden.
Donnerstag, 28. August 2008
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