Donnerstag, 26. Juni 2008

Zentrum für Türkeistudien will Direktor Faruk Sen abberufen

Wie der Vorstand der Essern Stiftung Zentrum für Türkeistudien auf der ZfT-Homepage mitteilte, hat heute eine außerordentliche Vorstandstagung statt gefunden, auf der der Beschluss gefasst wurde, beim Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums die sofortige Abberufung Faruk Sens als Direktor zu beantragen.

Sen hatte nach Angaben der Frankfurter Allgemeine Zeitung am 19. Juni in der Zeitung "Referans" die Türken als die neuen Juden Europas bezeichnet. Dies war anscheinend der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Der ZfT-Vorstand schreibt in seiner Begründung, dass Sen wiederholt gegen den Stiftungszweck eines friedlichen Zusammenlebens beider Volksgruppen verstossen habe und diesbezüglich an seine Pflichten als Direktor erinnert worden sei.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Diese Abberufung erscheint mir nicht so ganz normal zu sein. Ich habe eine Protestmail an info.at.zft-online.de gesendet:

------------------
Berlin Kreuzberg

Liebe Leute!

Ich protestiere gegen die Abberufung Faruk Sens. Die Begründung ist absolut lächerlich und entspricht in der Tat einem gewissen Rudeljournalismus. Vielleicht sollten Sie einfach nur den türkischen Artikel selbst lesen und nicht nur die übersetze Überschrift?

Nichtzuletzt beweisen Sie mit Ihrer Vorgehensweise geradezu, daß "Türken" derzeit wie seinerzeit das Judentum Europas diskriminiert werden, eine Diskriminierung die zum Schluß zur gänzlichen Ausrottung des Judentums in Europa führte.

mit grüßender Unverständlichkeit
xxx
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emre hat gesagt…

Liebes geistiges Eigentum von Gorbatschow,

Wie schon im Artikel erwähnt, scheint dieser Fall das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. Der Artikel, in dem Sen ja den jüdischen Türken Ishak Alaton in Schutz nehmen wollte, muss man sicherlich ebenfalls in die Waagschale werfen. Dennoch hätte Sen klar sein müssen, dass ein solcher Vergleich einfach unter keinen Umständen angebracht ist. Ich bin zwar kein Historiker, aber ich bin mir dennoch sicher, dass die Türken keinesfalls als "neue Juden Europas" bezeichnet werden können.
Die Juden hatten nämlich, ganz im Gegensatz zu den Türken, zun der von Sen angesprochenen Zeit kein "Vaterland", in dem sie vor Übergriffen hätten Zuflucht nehmen können.

Anonym hat gesagt…

Sorry, ich bins nochmal. Ich hab mich etwas schlau gemacht: Wie sehr "man" nur auf einen Anlaß gewartet hat, macht ein Artikel vom November 2007 deutlich:

http://europenews.dk/de/node/3578

Man wirft Faruk Sen u.a. das schwere Verbrechen vor, bei den "Türken" in Deutschland den Eindruck erwecken zu wollen, sie lebten in einer unterdrückten Minderheit. Außerdem vertritt er eine Institution, die von staatlichen Mittel getragen wird. Er hat sich gefälligst zu benehmen. Nun, würde man unsre Verfassungsrichter nach demselben Muster heuern und feuern (wogegen vielleicht ja auch nichts spricht?) würden sich sicherlich alle, insbesonderen "Fachleute" wundern.


Es ist schon abartig, dieser Minderheit aufzunötigen, einszusehen und dies möglichst mit einem Eid zu beschören: sie werde nicht unterdrückt und es sei alles Bestens

Wie sehr nämlich eine Minderheit (oder auch sonst wer) unterdrückt wird, zeigt ja schon das Ansinnen, verbieten zu wollen, daß sich jemand so "fühlt". Man muß gar nichts anderes mehr machen, es reicht jemanden zu reglementieren und zu entlassen, nur wenn er sich erdreistet für eine unterdrückte Minderheit zu sprechen und zusätzlich noch Mitglied dieser Minderheit ist.
Ja, ja: Dagegen wird von den "guten Türken" erwartet, daß sie als Kronzeuge für Barberei und Untergang des Abendlandes in der Türkei auftreten. Welches Glück die "unterdrückte" Minderheit doch hat, am Tisch und im Schatten der Besserwessi-Zivilisation ihr Dasein fristen zu dürfen.

Nichts als eine Seifenblase anscheinend die "Integration", eine Luftnummer, sie wird propagiert wie das jüngste Wirtschaftswunder und durch geeignete Maßnahmen erzwungen. Anstatt die Menschen aus der "unterdrückten" Minderheit heraus als gleichberechtigte Bürger in der "Zivilisation" aufzunehmen, sollen sie sich so "integriert fühlen", wie es sich Besserwessis wünschen, wobei jeder Besserwessi seine eigenen subtilen Wünsche und Vorstellungen darüber hat, wie man in der EU zu leben und was unter "Glück" zu verstehen ist.

So erhalten hier geborene und aufgewachsene Menschen nicht einmal zwangsläufig die staatsbürgerlichen Rechte, d.h. einen EU-Paß. Von Geburt wird ihnen das "profane" Glück ihrer Existenzberechtigung vor die Nase gehalten. Ein klassisches Werkzeug eine Minderheit durch Unterdrückung zu festigen und als solche auszugrenzen.

Allem heuchlerischen Schein zum Trotze, darf aber nicht übersehen werden, daß hier mehr Rat- und Hilflosigkeit und weniger blanke Bosheit der Vater dieser Heuchelei ist. Man will ja "Gutes", steht aber ratlos herum und beginnt in letzter Verzweiflung das "Gute", bzw die Verkörperung davon, zu hassen. Die "spätsozialistische" Plankennziffer für "Integration" hat Zahlen festgeschrieben, die erfüllt sein wollen.

Wieviele Jahrzehnte müssen noch vergehen, ehe eine sich selbst dufte findende "Klasse" ausstirbt?




Sorry, ich bins nochmal. Ich hab mich etwas schlau gemacht: Wie sehr "man" nur auf einen Anlaß gewartet hat, macht ein Artikel vom November 2007 deutlich:

http://europenews.dk/de/node/3578

Man wirft Faruk Sen u.a. das schwere Verbrechen vor, bei den "Türken" in Deutschland den Eindruck erwecken zu wollen, sie lebten in einer unterdrückten Minderheit. Außerdem vertritt er eine Institution, die von staatlichen Mittel getragen wird. Er hat sich gefälligst zu benehmen. Nun, würde man unsre Verfassungsrichter nach demselben Muster heuern und feuern (wogegen vielleicht ja auch nichts spricht?) würden sich sicherlich alle, insbesonderen "Fachleute" wundern.


Es ist schon abartig, dieser Minderheit aufzunötigen, einszusehen und dies möglichst mit einem Eid zu beschören: sie werde nicht unterdrückt und es sei alles Bestens

Wie sehr nämlich eine Minderheit (oder auch sonst wer) unterdrückt wird, zeigt ja schon das Ansinnen, verbieten zu wollen, daß sich jemand so "fühlt". Man muß gar nichts anderes mehr machen, es reicht jemanden zu reglementieren und zu entlassen, nur wenn er sich erdreistet für eine unterdrückte Minderheit zu sprechen und zusätzlich noch Mitglied dieser Minderheit ist.
Ja, ja: Dagegen wird von den "guten Türken" erwartet, daß sie als Kronzeuge für Barberei und Untergang des Abendlandes in der Türkei auftreten. Welches Glück die "unterdrückte" Minderheit doch hat, am Tisch und im Schatten der Besserwessi-Zivilisation ihr Dasein fristen zu dürfen.

Nichts als eine Seifenblase anscheinend die "Integration", eine Luftnummer, sie wird propagiert wie das jüngste Wirtschaftswunder und durch geeignete Maßnahmen erzwungen. Anstatt die Menschen aus der "unterdrückten" Minderheit heraus als gleichberechtigte Bürger in der "Zivilisation" aufzunehmen, sollen sie sich so "integriert fühlen", wie es sich Besserwessis wünschen, wobei jeder Besserwessi seine eigenen subtilen Wünsche und Vorstellungen darüber hat, wie man in der EU zu leben und was unter "Glück" zu verstehen ist.

So erhalten hier geborene und aufgewachsene Menschen nicht einmal zwangsläufig die staatsbürgerlichen Rechte, d.h. einen EU-Paß. Von Geburt wird ihnen das "profane" Glück ihrer Existenzberechtigung vor die Nase gehalten. Ein klassisches Werkzeug eine Minderheit durch Unterdrückung zu festigen und als solche auszugrenzen.

Allem heuchlerischen Schein zum Trotze, darf aber nicht übersehen werden, daß hier mehr Rat- und Hilflosigkeit und weniger blanke Bosheit der Vater dieser Heuchelei ist. Man will ja "Gutes", steht aber ratlos herum und beginnt in letzter Verzweiflung das "Gute", bzw die Verkörperung davon, zu hassen. Die "spätsozialistische" Plankennziffer für "Integration" hat Zahlen festgeschrieben, die erfüllt sein wollen.

Wieviele Jahrzehnte müssen noch vergehen, ehe eine sich selbst dufte findende "Klasse" ausstirbt?

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PS: lieber emre: ich sehre deinen Kommentar erst jetzt.

Anonym hat gesagt…

Hi emre!

Sorry nochmal, wir haben wohl zur selben Zeit zur Tastatur gegriffen. Ein Teil, von Deinen Gedanken greife ich ja schon oben auf. Zunächst muß man mit den Aussagen von Faruk Sen nicht zwangsläufig übereinstimmen, das ist ein eigenes Thema. Die Frage ist aber wie weit "der Staat" in "unabhängige" Institutionen eingreifen kann.
Wichtig wäre auch der beanstandete Artikel. Da habe ich heute Morgen ein Interview mit Sen gehört, weshalb ich ja jetzt auch die Sache etwas verfolge. Irgendwie kommt mir das nicht ganz normal vor.

Nun, ganz abgesehen davon, daß Sen gar nicht unbedingt die "Unterdrückung" der Minderheit mit dem Holocaust vergleichen wollte, so haben ja viele der von dir angeführten "Türken" ebenfalls keine "Heimat", welche sie schützt usw, schon mal alle solche, die auf EU-Boden geboren wurden und dort aufgewachsen sind, wie oben erwähnt. Ohne passende Staatsbürgerschaft, kann man z.B. nicht Beamter werden (Berufsverbot!).

Vor dem Holocaust gab es auch schon eine Welt und eine Weltgeschichte. Die Unterdrückung des Judentums hat im "christlichen" Abendland eine Jahrhundert lange Tradition. Eingriffe in Staatsbürgerrechte und Staatsbürgerschaft, in "Ehegesetze" (z.B. müssen Deutsche mit türkischem Hintergrund, für ihre künftige Ehefrauen Bescheinigungen beschaffen, welche unsre "Volksdeutschen" nicht benötigen), das Aufnötigen der Sprache usw usf sind stets die Begleiter für jüdische Unterdrückung gewesen. Besonders delikat wird der ganze Fall, wenn man zufällig über die jahrhunderte langen guten Beziehungen zwischen "Juden" und "Türken" informiert ist, Beziehungen, die zur Zeit europäischer Barberei (1933-1945), dazu führten, daß der atatürkische Staat verfolgte Juden *) schützte, und was, heute 2008, zu lebhaften Freundschaftsbeziehungen zwischen Israel und Türkei reicht.
Güße von
Perestroika

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*) Auch andere erhielten in der Türkei Asyl und hatten alle staatsbürgerlichen Rechte, errangen hohe Positionen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Exil_in_der_Türkei_1933-1945

z.B. der ehemalige Bürgermeister Berlins, Ernst Reuter.

Anonym hat gesagt…

Hier der beanstandete Artikel vom 19.5.08

www.referansgazetesi.com

Soweit ich es verstehe, geht es nicht um die Unterdrückung einer Minderheit in Europa, sondern um aktuelle Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus einiger Kreise in der Türkei. Der konkrete Anlaß ist dabei eine Kampagne gegen den türkisch-jüdischen Geschäftsmann Ishak Alaton, den Faruk Sen in seinem Kommentar verteidigt. Dabei appelliert er an seine Landsleute: zum einen verweist er auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Türken und Juden, besonders auch während der Zeit, als die Europäer sich mit Abschlachtung von Millionen Menschen beschäftigten, zum anderen verweist er auf die europaweite Türkenfeindlichkeit und sagt dazu in etwa: "Herr Ishak, wir die neuen Juden Europas können ihre Sorgen und ihren Kummer am besten verstehen."

cok selamlar
Perestroika