Montag, 16. Juni 2008

Gewinnen können wir, nur das Feiern haben wir noch nicht gelernt

In der gestrigen Nacht, die bestimmt war von den Freudenbekundungen über den Einzug der türkischen Nationalmannschaft in das Viertelfinale der Euro 2008, ist es in einigen türkischen Städten wieder zu Verletzungen durch querschlagende Schüsse gekommen, die von siegestrunkenen Waffenbesitzern abgegeben wurden.

In Istanbul wurde die 34-jährige Nesrin Kaşıkçı, die mit ihren vier Kindern auf dem Heimweg von einem Familienbesuch war, von einer Kugel am linken Bein verletzt. In Adana durchschlug eine Kugel den linken Fuß des 68-jährigen Ibrahim Ak. In Bursa entkam Hüseyin Güneş nur knapp dem Tod, als eine Kugel seinen Hals streifte und die Halsschlagader nur um einen Zentimeter verfehlte. Durch Querschläger gingen in Bursa 17 Fenster zu Bruch, und selbst die Polizeiwache in Formara sowie ein Streifenwagen, der auf der Tayyareci Mehmet Ali Strasse patroullierte, blieben nicht verschont. In Samsun wurde der 23-jährige Taner Yıldız von einem Geschoss in die Brust getroffen.

Wie das Vorstandsmitglied der Initiative für Entwaffnung "Umut Vakfı" Ayhan Akçan mitteilte, seien in den letzten zehn Jahren bei Freudenfeiern im Anschluss an wichtige Fussballspiele rund 30 Personen durch Schusswaffen getötet worden. Wenn man die Menschen hinzuzähle, die bei Feiern, die nicht mit Fussball zusammenhängen, umgekommen seien, so liege die Zahl bei ca. 700 Opfern im Jahr. Dies liege insbesondere an der hohen Zahl von Waffen, die in der Türkei im wahrsten Sinne des Wortes in privater Hand seien. Die Zahl der Schusswaffen in der Türkei wird auf ca. 7 Mio. geschätzt, von denen lediglich ca. 2 Millionen lizensiert seien.