Gestern mussten die Trainer der an der EM teilnehmenden Nationen endgültig ihren Kader nominieren. Fatih Terim, der Trainer der türkischen Nationalmannschaft, hat genau wie Joachim Löw drei Spieler aus seinem Kader gestrichen. Diese sind an sich jedoch keine unbedeutenden Akteure, sondern Yildiray Bastürk vom VfB Stuttgart, Halil Altintop von Schalke 04, sowie der in Deutschland eher unbekannte Ibrahim Kas, der in der nächsten Saison beim spanischen Erstligisten FC Getafe spielen wird. Es lässt sich darüber streiten, ob es grundlegend richtig ist, sich im Vorfeld der EM mit drei "überflüssigen" Spielern ins Trainingslager zu begeben, nur um diese dann wieder auszusortieren. Dafür spricht natürlich, dass Spieler sich im Trainingslager oder in den Freundschaftsspielen verletzen können, doch was spricht gegen Nachnominierungen?
Es ist bekannt, dass die Spieler Halil Altintop und Yildiray Bastürk deutsch-türkische Wurzeln haben. Beide sind in Deutschland aufgewachsen und haben sich dennoch entschieden, für die türkische Nationalmanschaft zu spielen. Es ist auch offensichtlich, dass der aktuelle türkische Nationaltrainer Fatih Terim kaum auf diese Spieler baut. Herr Terim hat in der Vergangenheit schon des Öfteren bewiesen, dass er mit diesen Spielern irgendwie nicht kann. Die aktuelle Entscheidung von Herrn Terim übertrifft seine bisherigen jedoch erheblich und die Auswirkungen dieser Entscheidung könnten meines Erachtens nach extrem ausfallen. Neben der Gefahr, dass die türkische Nationalmannschaft ohne diese Schlüsselspieler Gefahr läuf,t bei der EM hinter ihren Möglichkeiten zurückzubleiben, kann von der Nichtberücksichtigung gestandener Fußballer auch ein falsches Signal an die in Deutschland lebenden Türken ausgehen. Vor allem dann, wenn die Nichtberücksichtigung von Bastürk und Altintop absolut nicht nachvollziehbar ist. Bastürk ist im besten Fußballeralter und war zuletzt beim VFB Stuttgart in hervoragender Verfassung. Darüber hinaus ist er einer der letzten zwei Spieler jenes türkischen Kaders, der bei der WM 2002 Dritter wurde. Es ist ebenfalls anzunehmen, dass der Rauswurf Halil Altintops die Leistung seines Zwillingsbruders Hamit Altintops erheblich schwächen dürfte.
Doch selbst wenn dieser "worst case" nicht eintritt, so besteht das Risiko, dass sich junge Deutsch-Türken in Zukunft ebenso wenig von der Türkei integriert fühlen werden, wie bisher von deutscher Seite. „Integration“ ist keinesfalls ein einseitiger Prozess. Sie darf auch niemals als solche betrachtet werden. Der DFB dürfte sich jedenfalls die Hände reiben, wenn in Zukunft das riesige Potential türkischer Nachwuchsfußballer von Entscheidungsträgern wie Herrn Terim unberücksichtigt bleibt.
Donnerstag, 29. Mai 2008
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