Mittwoch, 7. Mai 2008

Ein grüner Richter...mal anders

In der Türkei ist nun auch die letzte Bastion des Laizismus von den Grünen eingenommen worden: Das Rechtswesen. Doch grün ist nicht gleich grün. Beklagt man etwa im Wirtschafts- und Finanzsektor die Zunahme "grünen Kapitals", so meint man damit die Islamisierung und v.a. Ideologisierung dieses Bereiches. Dass dies auch anders zu verstehen sein kann, zeigt ein Beispiel aus der Nähe von Ankara.
Tamer Demirsoy, seines Zeichens Richter am Strafgericht der Stadt Kazan, ist durch eine eigenwillige Rechtsprechung aufgefallen.
Unter seinem Vorsitz wurden bis heute ca. 150 Fälle verhandelt. Hat der Angeklagte ein Strafmaß von unter zwei Jahren erhalten, so hat Richter Demirsoy nach dem Gesetz Nr. 5560 die Haftstrafe in eine Geldstrafe umgewandelt und den Schuldigen zusätzlich die Auflage erteilt, Bäume zu pflanzen. Wie er nun mitteilte, wurden im Laufe seiner Amtszeit auf seine Initiative hin insgesamt 20.000 Bäume gepflanzt. Die Strafe enthält auch die Verpflichtung, sich ein Jahr um das Wohlergehen der jungen Bäume zu kümmern.
Von seinen Kollegen zunächst beargwöhnt, erfreut sich Demirsoy nun auch der Unterstützung seiner Zunft. Wie sich herausgestellt hat, ist die Revisionsquote in seinen Verfahren sehr gering, was eine spürbare Entlastung der höheren Gerichte zur Folge hat.